Brainstormen, rennfahren, kreuzfahren

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Brainstormen, rennfahren, kreuzfahrentagungsschiffe.de
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Wohin Unternehmen ihre Mitarbeiter zu Meetings, zum Teambuilding oder zu anderen Events schicken: in spektakuläre bis entschleunigte Locations, die technisch allerdings alle Stückerln spielen müssen.

Präsentieren, tagen, denken, besprechen, teambuilden, belohnen: Tagungs- und Eventlocations müssen für die unterschiedlichsten Aufgaben gerüstet sein, auf höchstem technischen Niveau in ansprechender Architektur und zu vertretbaren Tarifen, versteht sich. „Die Zeiten, in denen Frühstücksräume schnell zu Konferenzräumen umgebaut wurden, sind vorbei“, sagt Damir Mulaomerović von den Round-Table-Konferenzhotels (RTK). „In Österreich ist eine große Professionalisierung festzustellen“, so der Geschäftsführer der Non-Profit-Organisation.
Der Schlüssel zum Erfolg liege vor allem im Wissen um Details – von technischen Voraussetzungen wie Internetzugang oder Verdunkelungsmöglichkeiten in Präsentationsräumen nicht zu reden. Zu diesem Wissen zählt etwa, dass ein noch so exklusiver Spa-Bereich bei geschäftlichen Anlässen nur von einer verschwindend geringen Minderheit genutzt wird, eine ausreichend große Schreibtischfläche in den Zimmern dagegen ein Muss in der Ausstattung von Tagungs- und Seminarhotel ist.
„Effizienz ist das Zauberwort“, sagt Mulaomerović. Der Rotstift komme anderswo zum Einsatz. „Da wird dann das eine oder andere nette Abendessen gekürzt oder ein Tag eingespart“, so der Hotellerie-Profi. Für die Zukunft sieht Mulaomerović vor allem Flexibilität als die große Herausforderung für die Anbieter, da die Tendenz stark in Richtung Individualisierung gehe. „Die moderne Meeting-Architektur schafft wesentlich buntere, lebhaftere Tagesabläufe, daran werden sich die Dienstleister anpassen müssen.“

Oldtimer und Rennwagen


Eine Location, die diese Anpassung schon vollzogen hat, ist das 2007 eröffnete BMW-Welt-Event-Forum in München neben dem BMW-Museum. Hier können Veranstaltungen in der spektakulären Architektur von Wolf D. Prix und Coop Himmelb(l)au oder dem BMW-Museum durchgeführt werden, hier gibt es ein fast 1000 Quadratmeter großes Auditorium mit versenkbaren Bodenelementen, einen Business-Klub für Präsentationen oder Pressekonferenzen und ein Business Center für Tagungen und Seminare.
Auch für Dreharbeiten kann das Mixed-Use-Center genutzt werden, auf Innen- und Außenterrassen oder im berühmten Doppelkegel kann getagt, gefeiert oder präsentiert werden – alles professionell organisiert. Rund 400 Gastveranstaltungen im Jahr werden ausgerichtet. Und für die bunten Tagesabläufe haben die Bajuwaren auch einiges in petto: Für das gesetztere Publikum werden die alten Schätze zwecks Oldtimer-Ausfahrten aus den Garagen geholt, Adrenalin-Junkies dürfen als Piloten in einem Formel-BMW-Wagen Platz nehmen.
Etwas langsamer, aber ebenfalls bewegt sind die Veranstaltungsorte, die Stefan Zorn organisiert: Der Geschäftsführer von tagungsschiffe.de bietet Schiffe an, von der Fähre bis zum Kreuzfahrtschiff; von der Mosel bis zum Mittelmeer reichen die Routen. „Veranstaltungen auf Schiffen sind eine Alternative für Kunden, die schon hundert Mal getagt haben und Abwechslung suchen.“
Der Tagungscharakter mische sich mit dem von Incentives, speziell bei Mittelmeerkreuzfahrten. Klassiker seien aber eher Touren mit zwei oder drei Übernachtungen auf Donau, Rhein und Mosel oder auf dem Bodensee. Preislich gibt es laut Zorn kaum Unterschiede zwischen Tagungshotels und Schiffen.
Der beliebteste Tagungsort der Alpenrepublik hat dagegen mit bewegten und spektakulären Angeboten rein gar nichts im Sinn. Im Seminarhotel Retter im steirischen Pöllauberg setzt man vielmehr auf Entschleunigung und Bodenständiges, mit Erfolg: In den vergangenen 15 Jahren wurde das Haus zwölf Mal zum beliebtesten Seminarhotel Österreichs gewählt. Die Kunden tagen in lichtdurchfluteten Feng-Shui-Kuppelräumen, schlafen in überlangen Betten in ausgependelten Zimmern, trinken Wasser aus der eigenen Quelle und genießen vor allem etwas, das gar nicht da ist. „Für unsere Gäste ist nachts die totale Stille etwas Besonderes“, sagt Inhaberin Ulli Retter. „Wir haben wegen unserer abgelegenen Lage im Naturpark Pöllauer Tal null Nebengeräusche.“

Abhauen unmöglich


Die Lage ist die Not, aus der Retter eine Tugend gemacht hat: Das Konzept des Hotels setzt durchgängig auf Regionalität und Nachhaltigkeit, es wird mit Lehm und Holz gebaut, mit Hackschnitzeln geheizt und mit Regenwasser gespült. Im biozertifizierten Lokal kommen ausschließlich Produkte von Bauern aus der Umgebung auf den Tisch, Meeresfische sucht man vergebens, und von den Biogänsen, die demnächst auf der Karte stehen werden, sind bereits Fotos an die Küche verschickt worden. In puncto Technik gibt es alles, was ein Seminarhotel können muss – und noch eine Zugabe. „Hier kann der Teilnehmer nicht abhauen“, lächelt Retter über die Nebeneffekte der Entlegenheit. Versucht habe es aber ohnehin noch niemand.

Web: rtk.com, retter.at, tagungsschiffe.de, bmw-welt.com

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