Für Hobby-Läufer beginnt nach dem Wachau-Marathon im September eine lange Durststrecke. Doch man kann der kalten Jahreszeit ein Schnippchen schlagen.
Der klassische Hobby-Halbmarathonläufer, der aus Wien und Umgebung kommt, hat zwei Saisonziele: Den Wien-Marathon im April und im September den Wachau-Marathon, denn dort werden auch Halbmarathon-Bewerbe ausgetragen. Danach ist die Saison normalerweise zu Ende und vor allem für Hobbyläufer beginnt eine siebenmonatige Durststrecke mit vielen - vorwiegend witterungsbedingten - Motivationsfallen.
Doch für Laufbegeisterte gibt es zunehmend Alternativen, die sich auch mit einem mehrtägigen Auslandsaufenthalt verbinden lassen. Ideal zur Saisonverlängerung ist dabei vor allem ein Insel-Marathon, der Ende Oktober stattfindet. Das deutsche Reiseunternehmen TUI hat heuer bereits zum zehnten Mal den Mallorca-Marathon organisiert und insgesamt 10.893 Läufer angelockt. Und immer mehr Österreicher sind dabei. Waren es bei der ersten Veranstaltung im Jahr 2004 gerade einmal 38 (12 davon beim Halbmarathon), konnte der Marathon-Event heuer bereits 252 heimische Läufer (141 beim Halbmarathon) anziehen.
Massenläufe auf Kurzdistanz als Einstiegsdroge
Dass Laufen in Österreich immer mehr zum Breitensport wird, lässt sich schon länger nicht mehr leugnen. Die Teilnehmerzahlen bei Business Run (4,2 Kilometer), Frauenlauf (5 und 10 Kilometer), Night Run (5 Kilometer) und den Staffelbewerben bei den Marathon-Veranstaltungen steigen von Jahr zu Jahr. Vor allem die kurzen Distanzen lassen auch Anfänger den inneren Schweinehund überwinden. Wer dann einmal vom Lauffieber angesteckt wurde, will schnell mehr - bzw. längere Strecken laufen.
Das bestätigt auch die österreichische Laufsportikone Michael Buchleitner (Halbmarathon-Bestzeit: 1:02.39 h). "Die Teilnahme am Business Run, Night Run oder dem Frauenlauf bildet oft den Einstieg in den Laufsport - meist mit der Firma, Freunden oder durch Mundpropaganda", sagt der Geschäftsführer von run4business, der auch für den Wachau-Marathon verantwortlich ist. "Wenn das geschafft ist, müssen neue Ziele, neue Herausforderungen her. Und das sind 10-Kilometerläufe oder auch ein Halbmarathon. Mit dem richtigen Training und Geduld ist das ein richtiger Schritt."
Halbmarathon ist ein Boomsport
Der Trend geht eindeutig in Richtung Halbmarathon, während die Teilnehmerzahlen beim Marathon eher stagnieren oder nur langsam wachsen. Liefen etwa beim Vienna City Marathon (VCM) im Jahr 2005 noch 6721 Teilnehmer die volle Distanz über 42,195 Kilometer, waren es im Vorjahr 8344, ehe die diesjährige 30-jährige Jubiläumsveranstaltung 10.588 Läufer an den Start lockte. Im gleichen Zeitraum konnte die Teilnehmerzahl beim Halbmarathon von 5129 auf 14907 gesteigert werden. In der Wachau waren heuer 6409 Läufer für den Halbmarathon angemeldet, aber nur 877 für den Marathon.
Die Entwicklung beim Mallorca-Marathon ist ähnlich: Liefen 2013 im Marathon-Bewerb um 34 Prozent mehr Teilnehmer (1771 Läufer) als bei der Premiere zehn Jahre davor, gingen im Halbmarathon mehr als viermal so viele Läufer (4012 Teilnehmer) an den Start als 2004.
Mallorca und das schlechte Image
Dabei drängt sich ein Bild immer noch auf, wenn man an Mallorca denkt: Jenes grölender, meist deutscher Touristen, die mit Strohhalmen aus Eimern literweise Sangria und andere alkoholische Getränke konsumieren. Doch nun greift der Gemeinderat der Inselhauptstadt Palma hart durch. Der Alkoholkonsum auf der Straße wurde während der Nachtstunden zwischen 22 und 1 Uhr verboten. Kommendes Jahr soll ein generelles Alkoholverbot auf der Straße gelten. Palmas Vizebürgermeister Alvaro Gijon will aus der Saufmeile sogar eine Luxuspromenade wie in St. Tropez machen.
Mallorca: Teilnehmer nach Nation
| <i>Land</i> | <i>Marathon</i> | <i>Halbmarathon</i> | <i>Gesamt</i> |
|---|---|---|---|
| Deutschland | 863 | 2095 | 4346 |
| Spanien | 338 | 999 | 2336 |
| Großbritannien | 168 | 369 | 791 |
| Österreich | 39 | 141 | 252 |
| Schweden | 50 | 54 | 145 |
Mallorca-Kenner wissen ohnehin, dass die spanische Insel viel mehr als den berühmt-berüchtigt geworden "Ballermann" zu bieten hat. Und Langstreckenläufern muss man auch nichts über das euphorische Gefühl des Runner's High erzählen, das gänzlich ohne Alkohol erzielt wird. Ein Aushängeschild für diese andere Art von Tourismus ist zweifellos der Marathon auf Mallorca. Doch ausgerechnet kurz vor dem Jubiläumslauf kam im Juli die Hiobsbotschaft: Der TUI-Konzern verzichte künftig auf Sportsponsoring, das beträfe auch den Insel-Marathon.
Pittoresk und anspruchsvoll
Dabei wäre es schade um das Laufevent. Der Mallorca-Marathon mag nicht der größte Insel-Marathon Europas sein (siehe unten), aber einer der schönsten ist er auf alle Fälle. Vor allem der Halbmarathon bietet eine pittoreske, gleichzeitig aber auch anspruchsvolle Strecke.
Wer die ersten elf Kilometer des von Palmen flankierten Hafengeländes hinter sich gebracht hat, wird mit herausfordernden zehn weiteren Kilometern konfrontiert, die es wirklich in sich haben. Denn über viele Kopfsteinpflaster-Passagen geht es durch die charmante Altstadt der Inselhauptstadt Palma. Ohnehin müde Beine werden durch das ständiges Auf und Ab immer schwerer. Da heißt es, seine Kräfte gut einzuteilen. Und auch wenn man aus der Altstadt kommend kurz vor dem Ziel erleichtert die Kathedrale La Seu sieht, muss erst die endlos werdende Zielgerade absolviert werden, die dann noch einmal einen bösartigen 180-Grad-Haken zurück schlägt.
Der TUI-Mallorca-Marathon
Mit 10.893 Teilnehmern in allen möglichen Bewerben (Marathon, Halbmarathon, 10 km, 10 km Nordic Walking, Kids Run) ist der Mallorca-Marathon hinter London (mehr als 30.000 Teilnehmer) und Island (14.272 Teilnehmer) der drittgrößte Insel-Marathon Europas.
Halbmarathons bieten sich geradezu für Kurz-Urlaube an. Findet der Lauf am Sonntag statt, so empfiehlt sich etwa in Mallorca eine Anreise schon am Freitag, um sich zu akklimatisieren und letzte auflockernde Läufe zu absolvieren. Gleichzeitig bleibt viel Zeit, um Altstadt, Strand und Hinterland zu erkunden. Denn für ernsthafte Trainingseinheiten ist es zu spät, diese wären nur kontraproduktiv. Wer ohnedies einen Genusslauf bevorzugt, der wird den Lauf durch die schmalen Gassen und über einladenden Plätze, manchmal auch zwischen zwei Cafés hindurch, zu schätzen wissen.
Man muss nicht bis April warten
Die Saison lässt sich aber auch nach Mallorca ganz gut verlängern. Denn über Flair, Charme und ähnlich gute Flugverbindungen wie Mallorca (Direktflüge aus Wien mit FlyNiki und Austrian) verfügt auch der "Marathon des Alpes-Maritimes" - also der Nizza-Marathon mit Ziel im Promi-Ort Cannes - der üblicherweise Anfang November (heuer am 10. November) stattfindet. Und Halbmarathon-Läufer, die im neuen Jahr nicht bis April auf die Veranstaltung in Wien warten wollen, haben ebenfalls Möglichkeiten. So bietet sich zum Beispiel der Marrakesch-Marathon (Marokko) am 26. Jänner sowie der Malta-Marathon am 23. Februar 2014 an.
Am 4. Mai 2014 fällt übrigens auch der Startschuss für ein so noch nicht dagewesenen Laufevent: den "Wings for Life World Run". Zeitgleich gehen an 40 verschiedenen Orten rund um den Globus - auch im niederösterreichischen Donautal - tausende Läufer an den Start. Ziellinie gibt es aber keine. Denn ein ständig schneller werdendes so genanntes "Catcher Car" überholt Läufer für Läufer, bis nur mehr ein Mann oder eine Frau übrig ist. Wer einen 6:00-Minuten-Schnitt pro Kilometer läuft, wird demnach nach 15 Kilometern oder gelaufenen 90 Minuten eingeholt. Um die Halbmarathon-Distanz zu absolvieren, ist also ein Schnitt unter 5:20 Minuten pro Kilometer notwendig.
Mallorca-Marathon 2014 ist fixiert
Aber noch einmal zurück zu Mallorca. Die TUI AG hat zwar bestätigt, nicht mehr als Sponsor und Organisator aufzutreten, gibt aber indirekt Entwarnung, indem sie "großes Interesse am Fortbestand der Veranstaltung" bekundet. TUI bleibt bis auf weiteres Ansprechpartner, bis neue Verträge abgeschlossen sind und ein neuer Organisationspartner gefunden ist. Am 19. Oktober 2014 wird also fix der elfte Palma-de-Mallorca-Marathon stattfinden.
>> TUI Marathon Palma de Mallorca
>> Marathon des Alpes-Maritimes
Die Reisekosten (Unterkunft, Flug, Nenngeld) des Autors wurden von der TUI Österreich GmbH bezahlt.
