Atemlose Höhepunkte

die dachsteinrunde. Mit dem Mountainbike in drei Tagen rund um den Gebirgsstock.

A
n diesem Freitagmorgen strahlt die Sonne über dem Salzkammergut, noch ein kurzer Fahrradcheck, dann geht's los: 173 Kilometer, 4600 Höhenmeter, drei Bundesländer, drei Tage. Das sind die Eckdaten einer kleinen Herausforderung für ambitionierte Hobbyradler: mit dem Mountainbike um den Dachstein.

Kurz nach dem Start in Bad Goisern der erste Konditionstest: Steil führt die alte Straße auf den Pötschenpass- 500 Höhenmeter zum Aufwärmen. Vielleicht war es doch ein wenig leichtsinnig, als Vorbereitung nur einmal kurz 41 Kilometer um den Schafberg abzuspulen? Andere in unserer Gruppe haben in dieser Saison schon 2000 Kilometer in den Wadeln, die kleine Steigung auf den Pötschen treten sie ganz nebenbei.

Oben angelangt, geht's auch wieder abwärts - das ist das Angenehme an solchen Runden: Bei der Fahrt nach Bad Aussee zeigt sich der Dachstein in seiner ganzen Pracht. Der Grenzberg zwischen Oberösterreich und der Steiermark hat zwei Seiten: nach Norden hin flache Gletscher, auf der Südseite gewaltige Kalkwände, in denen berühmte Kletterrouten liegen. Die Runde führt in einem weiten Bogen um den Berg, immer wieder mit Blick auf das markante Massiv.

Kilometer 15. Kurze Trinkpause und ein Blick auf die Uhr. Bis zum Etappenziel in Gröbming sind es noch 45 Kilometer und 1100 Höhenmeter. Ob das nicht ein bisschen viel wird?

Im dunklen Ödensee spiegelt sich das bewaldete Ufer, es riecht nach Sommerfrische. Unbarmherzig windet sich der Weg nach oben. Kein Mensch ist in dieser einsamen Waldgegend unterwegs, den man fragen könnte, wie weit es noch ist. Doch der Blick auf die Karte sagt alles: Von 659 Höhenmetern in Bad Aussee auf knapp 1100 auf der Steinitzenalm braucht es in der Mittagshitze Zeit - und Kraft in den Schenkeln.

Unsere Mountainbike-Profis sind schon weit voraus und sitzen auf der gemütlichen Alm beim ersten Radler. Eigenartig, dass diese Mischung aus Bier und Limonade beim Radfahren wirklich am besten schmeckt. "Da habt's noch ein schönes Stück vor euch", wissen die Wirtsleute, als wir erzählen, dass wir heute noch nach Gröbming wollen. "Grüßt's mir die Wirtin auf der Ritzingeralm, das ist nämlich meine Mutter", gibt uns die Gastgeberin mit auf den Weg. Und empfiehlt eine Einkehr. Bis es so weit ist, liegen noch knapp 700 Höhenmeter und gut 20 Kilometer vor uns.

Kilometer 39. Nein, wir nehmen nicht die flache Variante entlang des Salzastausees. Aufgeben gilt nicht - die nächsten 700 Höhenmeter warten. Ein Schmerz macht sich bemerkbar: War der Fahrradsattel immer schon so unbequem?

Auf dem Plateau der Viehbergalm sind schon andere Sportler eingekehrt. In der Ritzingerhütte werden Radler, Käse und Brot aufgetischt, Routen und Etappen besprochen. Nach 1600 Höhenmetern macht sich eine angenehme Mischung aus Zufriedenheit und Müdigkeit breit. Doch noch liegen die spektakulären Downhill-Serpentinen der "Öfen" vor uns.

Kilometer 62. "Herzlich willkommen der Radlergruppe" steht auf der Schiefertafel neben der Rezeption im Sporthotel Amadeus in Gröbming. Jetzt ab in die Sauna.

Samstag früh tun die ersten Kilometer ziemlich weh, der Fahrradsattel drückt, die Oberschenkel ziehen. Gemütlich radeln wir im Ennstal an lieblichen Wiesen vorbei. Kurz vor Filzmoos zeigt sich die spektakuläre Dachsteinsüdwand. Wir sehen den Gipfel nur von der Ferne und bleiben im Tal.

Kilometer 97. An der kalten Mandling entlang erreichen wir Filzmoos. Wer in seinem Rucksack noch ein sauberes Reserve-Leiberl hat, der könnte hier bei Johanna Maier die abgestrampelten Kalorien mit Haubenküche wieder auffüllen. Wir radeln weiter bergauf. Der Ausblick vom Marcheggsattel: die Ausläufer des Dachsteins, Bischofsmütze und der imposante Gosaukamm mit seinen bizarren Spitzen, Zacken und Karen.

Kilometer 120. Ende der zweiten Etappe. Gerade rechtzeitig vor den drohenden Wolkentürmen erreichen wir den Dolomitenhof in Annaberg. Als wir auf der Terrasse den verdienten Radler bestellen, setzt der Regen ein. Morgen stehen noch 40 Kilometer und 1050 Höhenmeter auf dem Programm - nur höchstens noch ein halber Tag, wir werden wehmütig.

Am Sonntag wecken uns die Kirchenglocken im Tal. Durch einen Urwald aus Huflattich geht es die Lammer entlang. 800 Höhenmeter und die Hornspitze warten auf uns.

Kilometer 152. Die Auffahrt auf den Pass Gschütt geht mühelos, eine kleine Schleife führt durch einen verwunschenen Wald mit bemoosten Steinblöcken. Das Ziel ist nicht mehr weit, Gosau, Hallstätter See, Bad Goisern.

Kilometer 173. Geschafft! In Bad Goisern feiern gerade die Profis den Sieg gegen sich selbst: Salzkammergut Mountainbike Trophy, 220 Kilometer, 7000 Höhenmeter. Den Rekord hält Wolfgang Fasching: zehn Stunden, 37 Minuten und 28 Sekunden.

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