Malawi? Wo zum Teufel liegt Malawi?

EPA (Jon-Hrusa)
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Seit Madonna ihr Kind dort adoptiert hat, wissen zwar mehr Menschen, dass es Malawi gibt. Aber noch lange nicht, wo es liegt. Wirklich schade – wenn man weiß, wie schön dieses Land ist.

Es ist Zeit zum Abendessen. Darin sind sich alle einig. Wir – die wir auf der Terrasse der Mvuu-Lodge im Liwonde-Nationalpark unsere Mägen mit Gegrilltem füllen – genauso wie das Prachtexemplar von Nilpferd, das keine fünf Meter von uns den gepflegten Rasen zur abendlichen Mahlzeit erkoren hat.

Der Versuchung, dem grauen Koloss kurz über den Rücken zu streichen, widerstehen wir eingedenk der Tatsache, dass die meisten tödlichen Zusammenstöße zwischen Mensch und Tier in Afrika nicht etwa Löwen oder Schlangen zuzuschreiben sind, sondern eben genau jenen friedlich wirkenden Flussbewohnern.

Mangelware Giraffen

Bei der Bootsafari auf dem Shire-River zeigen sie dann auch, dass sie nicht nur friedlich grasen, sondern auch beeindruckend brüllen und hübsch drohend das Maul aufreißen können. Und sie sind nicht die einzigen Bewohner des Shire, die den Wunsch, die Hand ins Wasser zu strecken, gar nicht erst aufkommen lassen: Auch die örtlichen Krokodile erreichen beeindruckende Ausmaße.

Wesentlich zierlicher, aber nicht weniger begeisternd, zeigt sich die Vogelwelt: Der Nationalpark im Süden Malawis gilt als Paradies für Ornithologen. Die Hochburg des Großwildes ist das kleine Land zwischen Sambia, Tansania und Mozambique dagegen nicht: Zwar gibt es Elefanten, alle Arten von Antilopen, Hyänen, Affen und Löwen, aber die „Big Five“ sind im Vergleich zu Sambia oder Botswana eher rar. Besonders rar übrigens sind Giraffen. Aus gerade zwei Exemplaren bestand die „Population“ bis vor kurzem, erklärt uns Fahrer Robert Gama, eine sei aber bedauerlicherweise jüngst einem Schlangenbiss zum Opfer gefallen.

Badeurlaub mitten in Afrika

Dafür hat Malawi aber etwas anderes zu bieten: den See. Gut vier Autostunden von der Hauptstadt Lilongwe entfernt – nein, es muss niemandem peinlich sein, sehr viele Menschen haben noch nie von Lilongwe gehört – beginnt der Malawisee, fast zehnmal so groß wie der Neusiedler See. Blitzblaues Wasser lädt zum Badeurlaub mitten in Afrika. Eine knappe Stunde fährt das Boot vom Lake Malawi Nationalpark am südlichen Seeufer, der seit 1984 zum Unesco-Weltnaturerbe zählt, zur Privatinsel Mumbo, auf der Wilderness-Safaris ein exklusives Camp unterhält. Ein guter Ort, um die Definition von Luxus neu zu überdenken. Ökologisch unbedenkliche Plumpsklos und sogenannte „Kübelduschen“, die von freundlichen Helfern nach Voranmeldung mit wohltemperiertem Wasser befüllt werden, entsprechen nicht unbedingt der landläufigen Vorstellung von Luxus. Dieser besteht hier eher in dem, was fehlt. Handyempfang, zum Beispiel, Strom und die Anwesenheit von anderen Touristen. Mit maximal acht anderen muss man die Insel und ihre Strände teilen. Und bei der abendlichen Kajakfahrt in Richtung Sonnenuntergang sind keine anderen Boote in Sicht – den mitgebrachten Sundowner genießt man in echter Ruhe.

Zurück in die Realität

Wie groß der Kontrast zwischen Touristenparadies und der Alltagswelt in Malawi ist, wird einem an Land schnell wieder klar. Im kleinen Dorf Njobu stellt sich der traditionelle Heiler der allgegenwärtigen Aidsbedrohung auf seine eigene Art: Für sein Heilmittel gegen die Krankheit verlangt er „nur“ 2000 Kwacha (gut zehn Euro), sollte es wirken, sind 20.000 zu entrichten. Was leider noch nicht vorgekommen ist und bei einem Durchschnittseinkommen von weniger als einem Dollar pro Tag auch schwer erschwinglich wäre. Und trotzdem vermitteln die Menschen Lebensfreude und Gelassenheit, wie sie in Europa kaum zu finden sind. Vielleicht der beste Grund, wieder her zu kommen – jetzt, wo man weiß, wo Malawi ist.

LUXUS-BADE-SAFARI. Individualziel Malawi

Lage: Malawi liegt zwischen Mozambique, Tansania und Sambia Einreise: Visa bei der Malawischen Botschaft in Berlin (T 0049/30/84 31 540). Inkl. Postweg sollte man rund zwei Wochen einplanen.

Anreise: mit South African Airways über Zürich und Johannesburg nach Lilongwe, Flüge ab knapp 1000 €.

Unterkünfte: Wilderness-Safaris betreibt in Malawi sechs exklusive Camps und Lodges. Der Veranstalter engagiert sich für Naturschutz- und Sozialprojekte in Afrika und wurde schon mehrfach mit internationalen Preisen für ökologischen Tourismus ausgezeichnet.
www.wilderness-safaris.com

Gesundheit: Malariaprophylaxe ist dringend zu empfehlen. Wer im Malawisee badet, kann sich nach der Rückkehr sicherheitshalber auf Bilharziose testen lassen.

Pauschalreisen ab Wien bietet
u. a. Windrose Fernreisen an. T01/726 27 43-0, www.windrose.at

Infos: www.malawitourism.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2007)

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