„Man braucht nicht so viel Geld zum Reisen“

Freiwillig arbeiten. Die Wienerin Manuela Lehrner half zwei Monate auf Farmen in Australien mit. Ihr Arbeitslohn: Unterkunft und Essen und viel Lebenserfahrung.

Wenig Geld und viel Zeit das hatten Manuela Lehrner und eine Freundin Anfang 2012 und beschlossen, mit Workaway ihr Australien-Abenteuer zu verlängern. Geplant war eine Reise durch den Osten Australiens, ein Stopp auf den Fiji-Inseln und Neuseeland für eineinhalb Monate. Weitere zwei Monate haben die beiden Freundinnen auf zwei Farmen in Down Under freiwillig mitgeholfen. „Zunächst wollten wir uns mit Work and Travel, bei dem man im jeweiligen Land arbeiten kann und einen Lohn bekommt, die Reise finanzieren. Doch zwischen Australien und Österreich gab es keine Zusammenarbeit. Dann sind wir auf Workaway gestoßen: ein weltweites Portal, auf dem Leute Volunteers suchen und ihnen Verpflegung und Unterkunft bieten“, erklärt die 26-Jährige.

Die erste Farm befand sich im Landesinneren von Australien. Auf der Hundezuchtfarm haben die beiden Wienerinnen Welpen betreut, gefüttert, die Hundeboxen ausgemistet, geputzt und im hauseigenen Garten Unkraut gejätet. Die zweite Farm war eine Biofarm in einem ehemaligen Gefängnis auf French Island. Dort bestanden die Aufgaben hauptsächlich aus dem Ernten von Obst und Gemüse, Felder bewässern, aber auch putzen und kochen. „Wir haben im Schnitt vier Stunden pro Tag gearbeitet und die restliche Zeit stand uns zur freien Verfügung.“

Engagement für die Umwelt

Ins Leben der Landsleute eintauchen, die Kultur kennenlernen und lange an einem neuen Ort verweilen das sind die drei Gründe, warum Lehrner diese Art des Reisens empfehlen würde. „Wenn man wenig Geld hat, aber länger oder weiter verreisen möchte, sich sozial oder in einem Umweltprojekt engagieren will, ist Volunteering perfekt. Man lernt viele Menschen kennen und auch die Gastleute freuen sich, mit anderen Kulturen in Kontakt zu kommen, weil sie meist selbst nicht oft auf Urlaub fahren können.“

Sich gegenseitig helfen ohne finanzielle Gegenleistung und lernen, mit wenig auszukommen, sind für die gelernte Modedesignerin die prägendsten Erfahrungen dieser Reise. Zurück in Österreich absolvierte sie ein Freiwilliges Umweltjahr (FUJ) in Salzburg und stellte ihr Berufsleben völlig auf den Kopf. „Diese Reise hat mir viel Lebenserfahrung gebracht. Besser gesagt: reisen an sich.“ (sule)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2014)

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