Landratte entdeckt das Segeln und das Meer

Griechenland, Korfu
Griechenland, Korfu(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
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Korfu, Paxis, Antipaxos. Auf einem Segelboot lässt sich das Ionische Meer hundertmal feiner als auf einer Kreuzfahrt oder gar nur vom Land aus erkunden – und vor allem genießen. Dafür muss man nicht einmal segeln können.

Kennst du Gert Steinbäcker? Der wohnt hier nämlich!“, sagt Spyros und deutet mit der Kopf in Richtung zur Insel, die vor ihm aufgetaucht ist. Wind zerzaust ihm das silbergraue, dichte Haar, plustert sein weißes Leinenhemd auf, das er über der blauen Badehose trägt. Um uns herum nur azurblaues Wasser und die karggrüne Küste der griechischen Insel Korfu.

Spyros ist Skipper. Seit 25 Jahren schippert er Touristen auf privaten Segeltörns durch die griechische Inselwelt. Diesmal vier Tage lang im Ionischen Meer. Er wird das griechische Festland, Korfu und die kleinen Nachbarinseln Paxos und Antipaxos ansteuern. Sein Boot ist eine 50 Meter lange Jacht mit vier Kabinen und Platz für elf Personen. Eine würdige Alternative zu Kreuzfahrtschiffen.

Dabei muss man dafür wenig wissen. Segelkenntnisse? Unnötig. Der Skipper wird mitgebucht, er schläft im vorderen Teil in einer kleinen Kajüte. Spyros hat alles im Griff, schlägt Routen vor, empfiehlt Buchten, steuert das Boot im wahrsten Sinn des Wortes auf Knopfdruck, zeigt aber auf Wunsch gern Handgriffe wie Anker lichten oder Segel setzen. Aufgewachsen auf Korfu, entdeckte er seine Liebe zum Segeln schon mit elf Jahren. Auf dem Surfbrett. „Ich habe mir am Abend eines geklaut und bin raus aufs Meer“, erzählt er. Doch der Wind trieb ihn immer weiter hinaus, keine Chance auf Rückkehr. Die Nacht verbrachte er auf dem Brett, auf dem Rücken liegend, treibend. Am nächsten Tag rettete ihn ein Fischer. Damals habe ihn das Segelvirus gepackt. „Man muss das Meer lieben, sonst könnte man nicht so viele Tage im Jahr auf dem Boot verbringen.“ Denn schippert er keine Gäste durch das Mittelmeer, überstellt er Segelboote.

Seeigelfischen ist verboten

Einfach ist das Leben auf dem Boot nicht, der Bootskoller kann schnell Freunde zu Feinden machen. Streitereien hat Spyros oft genug erlebt. „Dann zieh ich mich zurück.“ Nur ein einziges Mal hat er einen Törn abgebrochen, ist an einem Pier ausgestiegen und hat einer Gruppe Italiener einen schönen Tag gewünscht. „Die haben nach Seeigeln getaucht. Das ist hier verboten.“

Gemächlich tuckert das Boot durchs Ionische Meer. Vorbei an kleinen, türkisfarbenen Buchten, in denen vielleicht ein Segler ankert, sonst ist niemand zu sehen. Ruhig schwappt das Meer auf und ab, ein warmer Sonnentag, am gefühlten Ende der Welt. Schnell den Anker auswerfen und in die Wellen springen. So geht es den ganzen Tag. Die Sonne brennt auf die Haut, wer Ruhe sucht, der hat sie hier.

Der Hafen von Gaios ist von der Seeseite her nicht auszumachen, er liegt hinter der kleinen Insel Ag. Nikolaus versteckt. Auf der acht Kilometer langen Insel Paxos leben 2000 Menschen, auf der kleinen Nachbarinsel Antipaxos noch weniger, die Insel ist nur per Schiff erreichbar. Spyros Bogdanos, der Bürgermeister der beiden Inseln, begrüßt seine Gäste. Die Griechen rittern mit dem Andauern der Krise um jeden Besucher. „Mit der Krise ziehen auch immer mehr Menschen weg“, klagt Bogdanos. Dafür bekomme die Insel mehr Geld vom Staat. Mit Österreich verbindet Gaios die EU-Partnerstadt Kirchheim im Innkreis. Daher schlendern manche Österreicher an den Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert am Hafen vorbei.

Vis-à-vis liegt das Fischerdorf Plataria auf dem Festland. Mit Blick auf die Südspitze Korfus serviert Olga Ouzo in ihrer kleinen Bar am Hafen. Die energische Frau mit den langen lockigen Haaren spricht perfekt Deutsch. „Seit Krisenbeginn haben wir etwa 25 Prozent weniger Gäste.“ Aber wer kommt, der hat die ungeteilte Aufmerksamkeit der Gastgeber.

MIT AIOLOS' UND EOS' HILFE

Preisbeispiel

für eine Moorings-Jacht im Ionischen Meer im September pro Woche (Stand Juni 2014, da flexibles Preissystem):

Moorings 50.5 (für max. elf Personen): 2450 €

Moorings 43.4 ( für max. 8 Personen): 1680 €

Anreise

über Vounaki, wo die Schiffsflotte liegt. Der nächste Flughafen ist Preveza und ist erreichbar mit Austrian MyHoliday an folgenden Tagen: Preveza: ab Wien und Innsbruck jeden Sa.

Die Autorin war auf Einladung von Moorings unterwegs. moorings.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2014)

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