Arrangierte Ehe: "Ich würde meine Frau nicht mehr heiraten"

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Von wegen arrangierte Ehe: Manch islamische Tradition wie diese gerät allmählich außer Mode. Doch Smartphone, Computer und Frauen am Steuer sind mit Konservatismus nicht unvereinbar.

Seinen Namen will der 34-Jährige nicht in der Zeitung lesen. Als Deckname sucht sich der humorvolle, vierfache Vater einfach James Bond aus. Seine private Geschichte erzählt dieser Bond dann aber bereitwillig. Geheiratet hat er mit 20. Eine Frau, die seine Eltern für ihn ausgesucht haben, im dringenden Wunsch, es für den ältesten Sohn gut zu machen.

Doch gut ist es für James Bond nicht geworden. „Ich würde meine Frau nicht mehr heiraten“, sagt er. Und sie, würde sie ihn noch einmal heiraten? „Sie auch nicht“, gibt er unumwunden zu. Eine zweite Frau zu ehelichen (vier Frauen sind im Oman gesetzlich erlaubt), kommt für ihn aber auch nicht infrage – so wie die Autorin dieser Zeilen in der Hauptstadt Maskat überhaupt keinen Mann mit mehr als einer Ehefrau fand.

Seine zwei Mädchen und zwei Buben präsentiert Bond mit Stolz. Seiner Frau hat sich das private Schicksal tief ins Gesicht gekerbt. Nicht einmal ein gequältes Lächeln huscht dem kopftuchumrahmten, blassen Gesicht über die verbissenen Lippen.

Bonds jüngerer Bruder hat mit der Tradition der arrangierten Ehe gebrochen. Er suchte sich seine Partnerin selbst aus – und ist tatsächlich mit ihr und dem einzigen Kind, für das sich das Paar entschieden hat, glücklich.

Wie nahmen Bonds Eltern die Widerspenstigkeit ihres Jüngeren auf? „Sie haben es akzeptiert und verstanden, dass sich die Zeiten geändert haben.“ So sei auch in anderen Familien eine Rückkehr zu überkommenen Gewohnheiten undenkbar.

Der Kopf ist im 21. Jahrhundert.
Die Menschen im Oman erleben eine sanfte, aber beständige Modernisierung. Ein Leben ohne Computer und Smartphone? Undenkbar! Die Qualitäten der WM-Fußballspieler aus aller Herren Länder rattern sogar Frauen auswendig herunter. Männer wie Frauen mögen in traditionelles Gewand gewickelt sein, der Kopf aber ist im 21. Jahrhundert und interessiert sich für die Außenwelt.

40 Prozent der omanischen Angestellten sind Frauen. Schon rund zwei Jahrzehnte gibt es Polizistinnen und neuerdings auch Frauen in der Armee. Ein Unikat in der arabischen Welt.

Eine nonnenhaft vermummte Mutter von sieben Kindern und vielfache Großmutter, die als Freiwillige in der Großen Sultan-Qabus-Moschee tätig ist und Besucherinnen resolut, aber ohne jeden Missionierungsversuch die omanische Koran-Interpretation nahebringt, ist überzeugt, man könne „den Koran nutzen und auch die Vorzüge der Moderne“. Autofahren sei islamisch, betont sie – während im benachbarten Saudiarabien die Frauen ebenso vehement wie vergeblich um dieses so simple Recht kämpfen.

Die „Soldaten des Teufels“. Ihre bodenlange, langärmelige Kleidung und den Schleier begründet die Frau so: „Ich will nicht einem jeden meinen Privatbesitz zeigen.“ Mann und Frau seien gleichgestellt, „nur in verschiedenen Körpern“.

Die islamistischen Terroristen, die in so vielen Ländern, auch in naher Umgebung des Oman, ihr Unwesen treiben, würden die Religion missverstehen. Sie seien „Soldaten des Teufels“. Nachsatz: Jeder könne wählen, „auf welchen Flug er sich begibt – ins Paradies oder in die Hölle“. lik

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2014)

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