Mittags smørrebrød, abends røde pølser

Daenemark, Kopenhagen, Nyhavn
Daenemark, Kopenhagen, Nyhavn(c) BilderBox
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Kopenhagen. Die Dänen, das glücklichste Volk der Welt, arbeiten nicht zu viel, genießen gern, schätzen Traditionen und Fahrräder, modernes Design und zeitgenössische Architektur. 72 Stunden in einer der attraktivsten Städte der Welt.

Kopenhagen ist keine Metropole, es ist klein und gemütlich – „hyggelig“, wie der Däne sagt. In der Hauptstadt des ältesten Königreichs der Welt finden sich alte Schlösser neben zeitgenössischer bis futuristischer Architektur, Europas längste Fußgängerzone für endlose Shoppingtouren, der Tivoli, ein charmanter Vergnügungspark à la Wurstelprater mitten in der Stadt, und hunderte Cafés und Restaurants direkt am Wasser, darunter das wiederholt als weltbestes Restaurant ausgezeichnete Noma mit der New Nordic Kitchen von Rene Redzepi.
Ja, die Stadt ist teuer, bietet sich aber für mindestens ein Wochenende an, vor allem Liebhabern von Architektur, Design, aber auch banalerer Dinge wie Butter, Bier, Brot und Gebäck – die reichen Dänen halten Milchprodukte und Cerealien in höchsten Ehren, in den Kaufhäusern beanspruchen die Bäckereien riesige Verkaufsflächen.

► Freitag. Erst einmal ankommen. Wer in Kastrup, einem der luftigsten, architektonisch gelungensten Airport der Welt, landet, steigt direkt auf dem Terminal in die Metro und ist in nebbich 15 Minuten mitten im Zentrum. Die Plätze ganz vorn im ersten Wagen sind heiß begehrt: Die U-Bahn ist ohne Fahrer unterwegs, Fahrgäste in den ersten Reihen genießen den Ausblick in die beleuchtete Tunnelröhre.
Da Essen in Restaurants besonders abends das Budget stark belasten, werden Ferienwohnungen und Airbnb-Zimmer immer beliebter. Das Adina im neuen Szenehafenviertel auf dem Cruise Terminal bietet voll ausgestattete Apartments mit Wohnzimmer und Küche. Selbstversorger genießen ihr Abendessen auf dem Balkon, in den höheren Stockwerken mit Blick über die vielen Türme der Stadt, die Architekturikonen Oper und Schauspielhaus und den Hafen.

► Fahrrad mieten. Die Fahrradwelthauptstadt hat mehr als 300 Kilometer Radwege, und zwar breite, Radfahrer genießen in Kopenhagen absoluten Vorrang. Also Drahtesel ausleihen und zum Kastellet radeln. Auf den leuchtend roten Kasernenhäuschen der alten Wehranlage weht die rot-weiße Nationalflagge Dannebrog. Jogger drehen ihre Runden auf dem Wall entlang des Wassergrabens, Touristen spazieren zum meistfotografierten Objekt der Stadt: die 1913 vom Bierbrauer Carl Jacobsen gestiftete kleine Meerjungfrau an der Hafenpromenade Langelinie. Die Promenade entlang in Richtung Zentrum geht es am frühen Abend weiter zum Nyhavn. Historische Segler und ein Feuerschiff liegen in diesem Stichkanal, die bunten alten Seemannshäuser – in einem wohnte Nationaldichter Andersen – beheimaten sonnige Cafés und Restaurants. Sind alle Stühle belegt, setzt man sich mit seinem Bier auf die Kaimauer.

► Samstag. Königin schauen. Am frühen Morgen ist noch wenig los beim schönsten Schloss der Stadt. Das Rosenborg Slot von Christian IV. zeigt in der Schatzkammer königliche Kostbarkeiten von Krone bis Zepter, Kunstschätze schmücken die Gemächer und den riesigen Ballsaal. Täglich formieren sich vor dem Rosenborg-Schloss Uniformierte zur Wachablösung. Touristen begleiten den kleinen Trupp auf seinem Marsch hinüber zur königlichen Residenz Amalienborg, wo die Soldaten mit der schwarzen Fellmütze Punkt zwölf Uhr von hunderten Schaulustigen erwartet werden, die mit Glück Dänemarks Königin aus dem Fenster winken sehen. Übrigens: Wer verschiedene Sehenswürdigkeiten besuchen möchte, spart mit der Copenhagen Card. Enthalten sind zahlreiche kostenlose Eintritte, Bootstouren sowie Busse und Bahn. Tagsüber wird in Kopenhagen deutlich günstiger diniert als abends, viele Restaurants locken bis 17 Uhr mit Frokost: Mittagessen. Middag heißt auf Dänisch ärgerlicherweise Abendessen. Der Klassiker ist smørrebrød: mit Hering, Garnelen, Eiersalat, Wurst und anderem belegte Brote. Auf dem alten Fischmarkt Gammel Strand genießt man die Brote mit Blick auf den Parlamentssitz Schloss Christiansborg.
Gestärkt geht es zum Shopping in die längste Fußgängerzone Europas. Die Strøget führt über gut zwei Kilometer: von Fast-Food-Ketten und Souvenirshops auf dem Rathausplatz zu den eleganten Luxuslabels der Ostergade. Die Alternative zum Restaurant oder Selbstkochen ist der Pølsevogn, der in Kopenhagen ubiquitäre Würstelstand: røde pølser, rote Würstel, kommen in knusprig frischem Gebäck mit Senf, Gurken, Mayo und oft auch mit Zwiebeln daher.

► Sonntag. Spaß und Kulinarik. Mitten in der Stadt dreht sich auf 80 Metern eines der höchsten Kettenkarussells der Welt, Adrenalinjunkies besteigen historische oder ultramoderne Fahrgeschäfte, die Blumenpracht rund um den kleinen See begeistert nicht nur Fotografen seit vielen Jahren: Bereits 1843 eröffnete der Tivoli, die Mutter aller Freizeitparks, neben dem Hauptbahnhof. Ein Muss vor allem für Familien. Danach entspannt man bei einer Kanalrundfahrt – langsam tuckert das Boot durch den Hafen und seine Kanäle, auch durch das Szeneviertel Christianshavn mit Blick auf den Freistaat Christiania und auf die in Wohnungen und Büros verwandelten alten Hafenanlagen, lauter Beispiele für architektonisch gelungene Stadterneuerung.
Die nächste Stärkung gibt's in Vesterbrø auf dem Værnedamsvej mit seinen französischen Bistros und Blumengeschäften. In „Klein-Frankreich“ gibt es köstliche und bezahlbare Baguettes, aber auch Variationen des smørrebrød. Wer noch Zeit hat, probiert wenige Busstationen weiter in der Brauerei Carlsberg ein Tuborg oder Carlsberg nach altem Rezept. Tipp für Frauen: Jacobsen Velvet Ale bestellen.

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