Aufrecht durch die Donauwelle

Stand up Paddling
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Wachau. Ein Fluss verlangt beim Stand Up Paddling mehr als ein stehendes Gewässer: Konzentration, eine Schwimmweste – und manchmal trockenes Gewand zum Wechseln. Ein Versuch.

In der Mitte ist die Donau vier bis fünf Meter tief. Sie fließt mit leisem Singsang vor sich hin, das Geschiebe des Donaukiesels erzeugt diesen ganz speziellen Sound, den man in naturbelassenen Abschnitten wie der Wachau oder dem Nationalpark Donauauen noch gut hört. Prächtig zieht die Landschaft vorbei – Weinterrassen mit Trockensteinmauern und ersten Riesling- und Veltliner-Lagen, berühmte und dezente Kirchturmspitzen, Auwald und Marillenbaumgärten, Lesehöfe und Burgruinen. Die Strömung ist doch stärker als gedacht. Kleine Wellen irritieren von mehreren Seiten. Kalt scheint das Wasser nicht zu sein.
Und dann das: Das gelbe, breite Board beginnt leicht zu wackeln, ich gerate aus dem Gleichgewicht, steige seitwärts mitten in die Donau ab. Nur ein einziger Gedanke beim Eintritt ins Wasser: Ich sollte schnell nach dem Paddel greifen. Die können leicht sinken, hat Gregor Wimmer noch erklärt, als er unsere Kleingruppe nach der Übungslektion im stillen Wasser einer Donaubucht hinaus auf den Strom geleitet hat.
Der studierte Tourismus- und Freizeitwirtschafter betreibt von Oberloiben aus einen Kanuverleih und bietet als lizensierter Instruktor seit einiger Zeit auch Stand Up Paddle Surfen (SUP) an. Selbst surft der Tiroler auf den Wellen, die manche Ausflugsschiffe produzieren. Ein kleiner Ersatz für die Big Waves auf Hawaii oder die zweitlängste linksbrechende Welle der Welt, die Wimmer in Costa Rica kennengelernt hat. Der zweite Gedanke im Fluss ist der: Es ist ja ein Profi zur Stelle. Und der dritte: Die Schwimmweste sorgt für Auftrieb, das Board ist träge. Also wuchte ich mich wieder hinauf und beschließe, mit mehr Konzentration und Körperspannung auf den letzten Kilometern zu agieren.
Der Einstieg funktioniert bei den meisten einfach – Stehen, Paddel links, rechts Eintauchen und Wenden verursachen in Summe keine gröberen Koordinationsprobleme. „Beim SUP macht man schnelle Fortschritte, es ist leicht zu erlernen“, erklärt Wimmer ganz locker, verkehrt und weit hinter dem Schwerpunkt auf dem Board stehend (von dieser Pose ist der Anfänger noch weit entfernt). „Das ist einer der Gründe dafür, dass sich diese Sportart weltweit am schnellsten verbreitet.“ Was aber vermutlich nicht nur mit dem raschen Erfolg für die Probanden zu tun hat – die Bewegungskombination aus Stechpaddeln und Balance-Halten macht Spaß, der sich mit andern teilen lässt. Gleichzeitig erlebt man Landschaft, Wasser, Wind und Wetter so unmittelbar wie selten. Ohne Leistungsdruck kann man in eine Bucht steuern, an einer Schotterbank anlegen und rasten, dort und da in der Wachau auch einen Heurigenbesuch einlegen.
Aber speziell auf einem Fluss, in dem die Strömung für zusätzliche Beschleunigung sorgt, wird SUP zu einer sportlicheren Herausforderung als auf einem ruhigen, stehenden Gewässer. Vor allem, wenn man stromaufwärts paddelt, „von Oberloiben bis nach Dürnstein schaff ich's in einer Viertelstunde. Es hängt halt immer von der Strömung und vom Wind ab“, erzählt Wimmer.
Seinen Ausgang nahm der Hype, wie das meiste, was Surfen betrifft, in Hawaii. „Ursprünglich war es den Adeligen vorbehalten, sich aufrecht stehend auf dem Wasser zu bewegen“, erklärt der Instruktor. Immerhin: Halbwegs aufrecht stehend pflüge ich schließlich im 90-Grad-Winkel durch die große Welle des voll besetzten Dampfers. Vom Oberdeck winken uns die Passagiere zu. Aristokratisch zurückzuwinken geht noch nicht, ich paddle, denn Geschwindigkeit bringt Sicherheit. Aber das wird schon werden.

Auf Flusstour SUP in der Wachau: Geübt wird in ruhigen Buchten, dann paddelt man mit dem lizensierten SUP-Instruktor flussabwärts auf der Wasserstraße. Kurs/Tour mit Schwimmweste, Boards (von Naish, aufblasbar), Paddel bei Kanu Wachau (Gregor Wimmer). SUP braucht kein Schönwetter – es gibt Schutzbekleidung. www.kanu-wachau.at Einkehrtipp: in der neuen Wachauer Stube in Loiben, www.wachauerstube.at Regionsinformation: www.donau.com

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