Einmal Palma ganz ohne Mallorca

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La Ciutat. Palma ist nicht nur ein Ausflugsziel für die Nacht. Drei neue Hotels bereichern die Dalt Vila, die historische Oberstadt.

Palma erwacht. Jetzt ist es so weit. La Ciutat, die Stadt, wie die Insulaner ihre Kapitale nennen, emanzipiert sich, löst sich vom Image, maximal ein Ausflugsziel zu sein. Die Hauptstadt der Balearen hat sich zu einer der schönsten Städte im Mittelmeer entwickelt. Die große Altstadt mit den malerischen alten Vierteln rund um die Kathedrale La Seu, der elegante, breite Boulevard Passeig des Born, die vielen Museen, Kirchen und Klöster, der Hafen für die Reichen und Schönen, die Geschäfte und Lokale – all das lässt sich gar nicht während einer Nachmittagstour, die man von der Hotelanlage aus unternimmt, erleben. Man muss Palma selbst besuchen, also Palma ohne Mallorca.

Hotel Cort

Die Plaça de Cort liegt zwischen der Kathedrale und der Plaça Mayor, dem Hauptplatz der Oberstadt. Meistens geht es auf der Plaça friedlich zu. Ein mehrere Jahrhunderte alter Olivenbaum steht da. Einige Touristen bleiben stehen und fotografieren ihn. Doch der Strom der Besucher zieht weiter, übersieht den dreieckigen Platz. Auch die Hauptstädter, die früher nur hierher kamen, wenn sie vor dem Rathaus demonstrieren wollten, wussten nicht, warum sie bleiben sollten. Das hat sich geändert.

„Beim Hotel Cort haben sich zwei Schweden und ein Mallorquiner zusammengetan, um der Plaça de Cort wieder das Ambiente zu geben, das sie verdient.“ Barbara Wunderlich, die junge Hotelmanagerin, ist begeistert. Hotel und Restaurant würden seit der Eröffnung im Juli 2013 so gut angenommen, als wären sie schon immer ein Teil von Palmas Altstadt gewesen. Die Café-Terrasse sei ein echter Melting Pot, sagt die Managerin, „da ist die Oma aus der Nachbarschaft, die hier ihren Kaffee trinkt, neben den Kreuzfahrern, Geschäftsleuten, Politikern und den Hotelgästen.“

„Viele Leute machen keinen Unterschied zwischen Mallorca und Palma“, wundert sie sich. „Sie denken Mallorca, okay, aber dass man auch mal nach Palma als Citybreak fahren kann, anstatt nach Siena, Florenz oder Prag, das ist noch nicht angekommen.“ Aber das wird sich ändern und deshalb sind die Hotelzimmer auch so eingerichtet, dass man sich darin gerne länger aufhält. Für das Design war Lázaro Rosa-Violán verantwortlich. Der Spanier hat schon eine ganze Reihe spannender Hotels gestaltet und sieht sich als „urbaner Archäologe“.

Unterschiedliche und natürliche Materialien wie Holzböden, geschreinerte Möbel, Leinenstoffe, Leder und handbemalte Keramiken lassen den Gast erst einmal vergessen, dass hier alles neu und von Grund auf geplant wurde. Man fühlt sich wohl in diesen wohnlichen Zimmern, zu deren Ausstattung auch eine kleine mehrsprachige Bibliothek gehört. Das Hotel hat zwar einen Pool auf dem Dach, was aber noch fehlt, ist ein Wellness-Bereich. Der wird gerade gegenüber, auf der anderen Seite des Rathausplatzes, zusammen mit einer weiteren Cafeteria eingerichtet.

Brondo Architect Hotel

Nur wenige Gassen entfernt kann man sich in ein anderes, mindestens ebenso spannendes Hotelkonzept einmieten. Das Brondo Architect Hotel macht, wenn man so will, aus der Not eine Tugend. Man kennt ja diese Hotels, die zum romantischen und historischen Haupthaus einen wenig attraktiven modernen Flügel hinzufügen. Das ist selten überzeugend.

In der schmalen Gasse in der Nähe der Sant-Nicolau-Kirche und der Plaça del Mercat ist man einen anderen Weg gegangen. Ein Teil des Hotels befindet sich in einem alten Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert, der andere in einem Industriegebäude des frühen 20. Jahrhunderts. Beide sind miteinander verbunden, und obwohl jedes sozusagen zeigen darf, was es an Substanz zu bieten hat, bilden Alt und Neu eine spannende Einheit.

Katia Guixá, die Direktorin, spricht deshalb von einem Themenhotel. Genauer gesagt ist es, wie der Name schon sagt, ein Architekten-Hotel, und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Das Haus gehört dem Architekten Narcis Ventura, der hier mit seinem Team auch sein Büro hat. Das Brondo-Hotel ist zugleich eine Art Schaufenster, um den Stil des Architektenbüros kennenzulernen.

Der wird am sichtbarsten im ersten Obergeschoß, also in der Ebene, wo sich die Rezeption, die Bibliothek, die Terrasse und das Restaurant befinden. Vom alten Stadthaus mit seinen originalen Zementfliesen öffnet sich ein weiter Raum mit nackten Betonwänden. Es ist das Restaurant, das mit seinem Industrial-Look der wahre Hingucker des Hauses ist. Guixá erzählt, dass der neuere Teil eigentlich für ein Kino geplant wurde. Als solches wurde er aber nie genutzt. Mit seiner Kombination aus Vintage-Elementen, Industriearchitektur und verspielten Motiven wie etwa den Wandmalereien auf Beton pflege man einen legeren Bobo-Chic, sagt die Direktorin. Ähnlich zweigeteilt wie die Architektur sind auch die Zimmer. Die sechs Suiten im Altbau sind eher kleine Wohnungen, zum Teil mit eigener Dachterrasse, während die sieben Zimmer des Neubaus auf den rauen Charme von Sichtbeton, Holz und modernem Design setzen.

Wie Barbara Wunderlich vom Hotel Cort meint auch Katia Guixá, dass Palma auf dem besten Weg sei, zu einem Ziel für Städtetourismus zu werden. „Wir entwickeln uns zu einer Wochenend- und Einkaufsdestination. Nicht alle kommen nach Mallorca, um Sonne und Strand zu genießen“, erklärt Guixá, die viele Jahre in London gelebt hat und zuletzt Direktorin des wahrscheinlich besten Spas von Mallorca war, jenes des St.-Regis-Mardavall-Hotels in Costa d'en Blanes.

Boutique Hotel Calatrava

Strand und Stadt müssen keine Gegensätze sein. Von der Terrasse, die sich an eine gut 60 Quadratmeter große Suite anschließt, blickt man auf das leuchtende Blau der Bucht von Palma. Aber auch auf der Frühstücksterrasse, auf dem Dach des Boutique Hotel Calatrava, fühlt man sich wie an einer unsichtbaren Schnittstelle zwischen Altstadt und Meer. La Calatrava ist der Name des südlichsten Teils des alten Kathedralenviertels. Von hier aus ist man in zehn Minuten an den Stränden von Portixol. Das Calatrava ist ein Luxushotel – nur eben mit wenigen Zimmern. Insgesamt sind es 16, wobei auch die kleinsten geräumige 30 Quadratmeter groß sind. Neben der Lage zwischen Kathedrale und dem boomenden Portixol macht vor allem der Service das Hotel zu etwas Besonderem.

Das Konzept nennt sich Luxury Concierge. Das kann vieles bedeuten. Den Morgentee, den man sich aufs Zimmer bringen lässt, bis zur einwöchigen Urlaubsplanung mit Stadtführer, Chauffeur, Ballonflug und dem Besuch einer familiären Bodega am Rand der Serra de Tramuntana. Je nachdem, was man möchte bzw. die Kreditkarte hergibt.

Apropos Kreditkarte. Der Eigentümer Miguel Conde, der zudem vor zwei Jahren das wundervolle Hotel Can Cera in der Altstadt eröffnet hat, plant schon die nächste Edelherberge. Die entsteht an der exklusivsten Adresse, die Palma derzeit zu bieten hat, dem Passeig des Born. Der elegante Boulevard ist einmal mehr ein Beleg für den Wandel der Inselhauptstadt. Internationale Luxuslabels säumen die Prachtstraße. In den malerischen Gassen, die von ihr in die Oberstadt oder ins Viertel Sant Pere abgehen, finden sich kleine Boutiquen, Kunst-Galerien, coole Cafés und stilsicher eingerichtete Tapaslokale. Palma mag mit seinen 400.000 Einwohnern nicht allzu groß sein, dennoch hat man das Gefühl, in einer kosmopolitischen Metropole zu sein. Seltsam, dass so viel von Mallorca und so wenig von Palma gesprochen wird.

DIE DREI NEUEN

Hotel Cort, Plaça de Cort, 11, 07001 Palma de Mallorca, Tel. +34/971/ 213 300; hotelcort.com

Brondo Architect Hotel, Can Brondo, 4, 07001 Palma de Mallorca, Tel. +34/971/720 507; brondoarchitect.com

Boutique Hotel Calatrava, Plaza Llorenç Villalonga, 8, 07001 Palma de Mallorca, Tel. +34/971/728 110, boutiquehotelcalatrava.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2014)

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