Beirut: Stadt im Fluss

(c) Martin Stöbich
  • Drucken

Ein Wiener Fotograf sammelte im Lauf mehrerer Jahre Eindrücke in Beirut. Seine Impressionen erscheinen bald in Buchform.

Etwa zwölf Monate hat der österreichische Fotograf Martin Stöbich insgesamt in Beirut verbracht, schätzt er. „Das erste Mal war ich 2006 dort, dann bin ich immer wieder hingefahren, und für jeweils mehrere Monate war ich zwischen 2010 und 2012 im Libanon“, erzählt Stöbich. Der Erstkontakt, wenn man dies so sagen kann, habe wegen eines Freundes stattgefunden, der dorthingegangen sei. In weiterer Folge hätten es ihm sowohl die Stadt als auch ihre Bewohner angetan, sodass es Stöbich immer wieder in den Libanon gezogen hat.

Nach Ende des Bürgerkriegs durchlief das Land in den Neunzigerjahren eine Phase des Wiederaufbaus und der Neuorientierung. Die zweite Hälfte der Nullerjahre sah wiederum, so Stöbich, die Herausbildung einer Kunstund Kreativszene. „Bei meinem ersten Besuch gab es noch ganz wenige Galerien, auch das gerade gegründete Beirut Art Center war damals noch ganz klein. In den folgenden Jahren hat sich dann immer mehr getan, heute gibt es eine ziemlich gute Galerienszene und auch eine nicht unbedeutende Kunstmesse in der Stadt.“

Die Faszination, die die Stadt auf ihn ausübe, rühre auch daher, dass sie so international sei. Während des langen Bürgerkriegs seien viele Familien ins Ausland gegangen – die vermögenderen nach Europa, viele nach Frankreich. Um die Jahrtausendwende seien dann die in den Achtzigerjahren geborenen Kinder allmählich zurückgekehrt. Aus diesem Kreis, so Stöbich, rekrutiere sich auch das umfassende Partyvolk in der Stadt. Schließlich, das dürfte bekannt sein, gehört Beirut zu den attraktivsten Stopps auf der weltweiten Clubbinglandkarte.

Dynamik. Es habe ihm gefallen, in einer Stadt, die so nah am Meer liege, zu wohnen, erzählt Martin Stöbich. „Am Morgen riecht man die salzige Luft und weiß, das Meer ist nicht weit. Der Küstenstreifen ist aber ziemlich verbaut. Um zum Wasser zu kommen, muss man oft teuren Eintritt in private Anlagen zahlen.“ Während seiner längeren Aufenthalte arbeitete der Fotograf mit verschiedenen Modezeitschriften, etwa der libanesischen Ausgabe von „L’Officiel“, und Werbeagenturen zusammen. „Bei Shootings in manchen Vierteln traute sich der Redakteur kaum aus dem Auto auszusteigen, das konnte ich gar nicht nachvollziehen.“ Es tut sich schließlich viel in Beirut. Nur wer auch seine Antennen ausfährt, kommt allerdings in den Genuss dieser Dynamik.

Tipp

„The Beirut Book“. Als dreiteilige Publikation wird Martin Stöbich seine Impressionen aus Beirut vorlegen; der erste Teil wird Ende Februar erscheinen. Die anderen folgen im Lauf des Jahres. Informationen über Zeitplan und Vertrieb auf www.martinstoebich.com.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.