Vietnam: Bonjour Hanoi, hallo Hmongs, hi Onkel Ho

Hanoi
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Viel französisches Flair, quirliges Leben und viel Kultur: Die vietnamesische Hauptstadt entwickelt sich zu einer neuen asiatischen In-Metropole. Auch die Bergvölker im Norden entdecken den Tourismus.

Ja, im Vergleich zu den asiatischen Metropolen Shanghai, Bangkok oder auch dem südvietnamesischen Saigon (Ho Chi Minh City) galt Hanoi lange als biedere, verschlafene Großstadt. Doch das ist vorbei: Hanoi hat aufgeholt, boomt und entwickelt sich zu einer neuen asiatischen In-Metropole. In Hanoi mischt sich der Charme des französischen Kolonialstils, speziell in der verwinkelten Altstadt, mit neuem Unternehmertum, neuen Bauprojekten und einer modernen internetaffinen Jugend. Das Leben wurlt, ist aber immer noch etwas gemütlicher als in Saigon. Im Folgenden zehn „Presse“-Tipps für einen Nordvietnam-Besuch.

• Der Puls der Altstadt. Es ist schon später Abend, aber am Bia Hoi Corner geht's rund. Auf Plastiksesseln sitzen dicht gedrängt hunderte Touristen und Einheimische an kleinen Tischen, trinken vor allem Bia Hoi, das lokale, sehr günstige Bier. In den Gassen rundherum wälzt sich der Verkehr, aber hier in der Altstadt sind es weniger Autos, sondern Motorroller, dazwischen wagemutige Radfahrer. Der Bia Hoi Corner ist das Zentrum der Straßenkultur im alten Viertel, mit Dutzenden kleinen und größeren Straßenlokalen. Gegen Mitternacht hat der Spuk ein Ende. Polizei fährt vorbei, der Kellner bittet uns, entweder schnell auszutrinken oder ins Innere zu gehen. Die Sperrstunde wird, wenn auch nicht allzu streng, eingehalten. Das hindert aber niemanden, in Clubs weiterzumachen, etwa im Funky Buddha, wo das Nachtleben erst um 23 Uhr beginnt.


• See zum Relaxen. Nach der nächtlichen Anstrengung ist Erholung und Erkundung der inneren Stadt angesagt. Eines der großen Atouts der Stadt sind ihre Grünflächen: 30 Parks und insgesamt 300 (!) Seen und Teiche. Der Hoan-Kiem-See mitten im Zentrum südlich des alten Viertels ist von Alleen umringt, in denen es sich wunderbar flanieren lässt. Der West Lake westlich des alten Viertels ist der größte See der Stadt mit zahlreichen Tempeln und Hotels.

• Gourmettour. Um das Leben in Hanoi kennenzulernen, sollte man das Frühstück im Hotel auslassen und so wie die Vietnamesen in einem der schon frühmorgens belebten Straßenlokale eine Suppe essen. Zwar ist Pho Bo, die Nudelsuppe in allen Variationen, die beliebteste Speise, gastronomisch gibt es aber noch viel mehr zu entdecken, am besten auf einer geführten Tour: Street Food Tours Hanoi führt in verschiedene Restaurants mit völlig unterschiedlichen Küchen. Wer mag, kann die vietnamesische Kochkunst in Kursen (Cooking Classes) erlernen. Dabei geht es zuerst auf die Märkte und in Spezialitätenläden, danach werden bis zu vier Speisen produziert, die auch verzehrt werden (z. B. Hanoi Cooking Center).

Wer nicht selbst kochen will, pilgert in eines der unzähligen Restaurants: französisch, amerikanisch, indisch – und natürlich vietnamesisch auf allen Levels, es gibt alles – vom Sternerestaurant im Hotel bis zur einfachen Garküche. Wir probierten das Anh Nah, ein gutes bodenständiges vietnamesisches Restaurant. Wer gern „sozial“ isst, besucht das Koto Van Mieu. Hier werden arme und benachteiligte Jugendliche zwischen 16 und 22 zu Köchen und Kellnern ausgebildet. Sehr originell und kommunistisch-nostalgisch ist der State run Food Shop No. 37. Hier kann man nachvollziehen, wie die Bevölkerung sich in den Zeiten der Rationierung ernährt hat.

Performance zu Ehren von Ho Chi Minh
Performance zu Ehren von Ho Chi MinhReuters

• Ho Chi Minh. Angesichts der marktwirtschaftlichen Reformen (Doi Moi) vergisst man leicht, dass das Land sozialistisch geführt ist und viele Vietnamesen ihren Vorkämpfer Ho Chi Min tief verehren. Ein Besuch des Ho-Chi-Minh-Komplexes ist also Pflicht. Das gelbe, in französischem Kolonialstil gehaltene Museum beherbergt das Mausoleum – Ho Chi Minh starb 1969 und erlebte den Sieg gegen die USA nicht mehr – sowie ein Holzhaus nordvietnamesischer Stämme. In einem solchen lebte der bescheidene, hoch gebildete Intellektuelle lange Jahre – mit einfachem Schreibtisch und Bett, auch die alten Telefone sind ausgestellt. Beeindruckend sind auch die alten Autos, die Onkel Ho zur Verfügung standen.


• Das kulturelle Hanoi. 2010 feierte Vietnam das tausendjährige Bestehen Hanois. Unter den zahlreichen Museen, Tempeln und Pagoden ist der Van-Mieu-Literaturtempel ein absolutes Must, ein Hort der konfuzianischen Lehre und zugleich die erste Universität der Stadt, die dort 1070 gegründet wurde, lange vor europäischen Unis. Heute ist es bei Schülern und Studenten Tradition, sich vor einer schweren Prüfung Erleuchtung im Tempel zu holen oder nachher dort zu feiern. Da schwirren dann Dutzende festlich gekleidete junge Studenten und Studentinnen in den Höfen der Tempelanlage herum, fotografieren sich gegenseitig oder machen Selfies mit Konfuzius im Hintergrund.


• Nur für gute Nerven. Das alte Viertel der Stadt lässt sich leicht zu Fuß erkunden, die Viertel weiter draußen mit der Rikscha. Neuerdings kann man einen Motorroller mit Fahrer mieten, der einen sicher durch den chaotischen Verkehr kurvt. Xe Om heißt das Angebot. Rollermiete, Helm und Mundschutz, wie ihn viele Hanoier wegen der Abgase tragen, sind inklusive. Adrenalinjunkies mieten hingegen einen eigenen Roller und stürzen sich in den Verkehr.

Stoffverkäuferin in Hanoi
Stoffverkäuferin in HanoiReuters


• Shopping in 36 Straßen. In den vielen schicken Shops mit teuren westlichen Angeboten kauft die heimische Schickeria ein, interessanter ist Shoppen im alten Viertel, wo sich Laden an Laden mit traditionellen Waren aneinanderreiht: Seide, Kunsthandwerk, Stickereien, Töpfereiwaren und jede Menge Souvenirs. Die Altstadt wird 36 Straßen genannt, weil es einst 36 Zünfte gab. Heute zeugen nur noch die Straßennamen davon: Silberstraße, Seidenstraße, Tonstraße usw.


• Auf einen kleinen Kaffee. Dass Vietnam ein Kaffeeland ist, ist kaum bekannt. Die Pflanze gedeiht im Norden, der Kaffee kommt in Spezialgeschäften zum Verkauf und ist ein nettes Mitbringsel. Teuer, aber gut. Auch die Kaffeehäuser Hanois sind einen Besuch wert, etwa das Ca Fe Phoi Ko. Es liegt besonders nett am zentralen See. Hier könnte man einen Café Thrung ordern: Kaffee mit geschlagenem Eiweiß. Und im Note Kaffee bringen die Kellner zum Café au lait Post-its mit Sprüchen wie „Keep smiling, looks good on you“.


• Bei den Bergstämmen. Es gibt sicher luxuriösere Züge. Aber der Nachtzug von Hanoi in den Norden des Landes hat auch seine Reize. Die Viererkabinen sind überschaubar, man lernt nette Menschen und die Gemächlichkeit kennen – der Zug bleibt nämlich entlang der nächtlichen Strecke ständig stehen und braucht zehn Stunden für etwa 300 Kilometer. Nach einer kurzen Busfahrt ist man in einer anderen Welt – in Sapa, dem Ausgangspunkt für Bergtrekking und Wanderungen in die spektakuläre Bergwelt Nordvietnams. Die chinesische Grenze ist nicht weit, der höchste Gipfel hier liegt immerhin auf 3143 Metern.

27 Bergvölker siedeln hier im Norden in mehr oder weniger ursprünglicher Lebensweise. Das Volk der Hmong ist rund um Sapa besonders stark vertreten, die Blumen-Hmong etwa, die nach ihren kunterbunten Kleidern benannt sind. Oder die Schwarzen Hmong, die gern Schwarz tragen und sich Zähne und Handflächen schwarz färben. Sie alle haben sich mit dem Tourismus arrangiert, schmuckbehangene Frauen und Mädchen aus diesen Stämmen kommen täglich in ihren traditionellen Kleidern nach Sapa, um Stickereien und andere Waren zu verkaufen.

Wir fahren weiter in die Berge, vorbei an Wasserbüffeln und Reisterrassen und dürfen ein paar einfache, sehr einfache Hmong-Häuser besuchen und bekommen den Hauch einer Ahnung, wie hart das Leben in den Bergen Nordvietnams war, als der Ethnotourismus noch nicht so blühte.


• Die Drachenwelt. Zwei Stunden von Hanoi entfernt liegt die berühmteste Attraktion Nordvietnams, die Halong-Bucht. Dieses Stück Meereswelt, etwa viermal so groß wie Wien, besteht aus rund 2000 kleinen Inseln und Kalkfelsen, der berühmteste ist der, auf dem der 007-Showdown von „Der Morgen stirbt nie“ stattfindet. Mit ihrer Beliebtheit geht einher, dass die „Bucht des untergegangenen Drachen“ von Menschen nur so wimmelt. Dennoch: Die Bucht ist ein Muss. Und wer mehr als einen Tag einplanen kann, hat schon gewonnen: wunderbar bizarre geologische Felsformationen („ertrunkener Kegelkarst“), Höhlen und die faszinierenden schwimmenden Dörfer, in denen Fischer leben – mit Wohnungen, Schulen, Tankstellen und Geschäften auf dem – nicht besonders sauberen – Wasser.

INFOS VIETNAM


Anreise: Wien–Hanoi u. a. mit Swiss via Zürich und Bangkok. swiss.com Frankfurt–Hanoi oder Saigon direkt mit Vietnam Airlines, tour-retour ab 799 Euro, vietnamairlines.com.

Nordvietnam individuell: u. a. mit Zuklin Reisen, Termine ab 6.4. bis 30.6. und 1.10. bis 30. 11. 2015, neun Tage ab/bis Wien, ab 2 Personen, inkl. Linienflüge, Hanoi, Halong-Bucht, Victoria Train, Sapa, Nächtigung in 4****Hotels/HP ab 2390€ p. P./DZ. Höhepunkte Vietnams: 13 Tage ab/bis Wien, ab 2 Personen, Hanoi, Halong-Bucht, Hue, Wolkenpass, Da Nang, Hoi An, Saigon. 4****Hotels ab 2780€ p. P./DZ. 01/534 57; zuklin.at

Kochkurse: „Follow the Chef“, halbtägiger Privatkurs (41€) im The Nam Hai Resort (thenamhai.com) oder im Dao Tien Gartenrestaurants in Hoi An (daotienhoian.com)
Rundreisen: Asian Adventure, asian-adventure.de

Compliance-Hinweis:
Die Reisen wurden von Zuklin Reisen, Vietnam Airlines, Asian Adventureund Corinthia Hotels unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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