Tirol/Salzburg: Aufbruch in eine neue Skidimension

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Im nächsten Winter wird der Zusammenschluss von Fieberbrunn und Hinterglemm Realität sein.

Neugierde liegt im Blick von Walter Röhrl. Vom Reiterkogel aus schaut der ehemalige Rallye-Weltmeister hinüber Richtung Westen. Wie winzige gelbe Kugeln zeichnen sich die Gondeln der Reckmoos-Süd-Bahn vom weißen Hang ab, dahinter kratzt der Gipfel der Henne dezent am zarten Blau des Himmels über dem Skigebiet Fieberbrunn. „Dort drüben war ich noch nie“, gesteht Röhrl. Seit 35 Jahren hat der bald 68-jährige Bayer in Hinterglemm seine zweite Heimat gefunden. Bisher trennt der Hörndlinger Graben die beiden Skigebiete. Doch im Sommer wird die Bergbahn Fieberbrunn den Lückenschluss in Angriff nehmen. Eine Zehnergondel soll dann von der Talstation der Reckmoos-Süd-Bahn aus den Graben überspannen und hinaufführen zum Reiterkogel. Der jetzige Skizirkus Saalbach-Hinterglemm-Leogang und Fieberbrunn werden damit eins, zwei Jahre später soll auch noch die Schmittenhöhe von Zell am See angeschlossen werden. Mit rund 320 Pistenkilometern wäre dann das größte Skigebiet der Ostalpen Realität.

Vor allem Fieberbrunn wird aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Der malerische Tiroler Ort zwischen dem Wildseeloder und den wuchtigen Leoganger Steinbergen galt zwar schon immer als ausgesprochenes Schneeloch und hatte zuletzt versucht, sich seiner geografischen Klemme mit dem witzigen Marketing-Slogan „Das bestversteckte Skigebiet der Welt“ zu befreien – das überschaubare Pistenangebot allerdings blieb ein Manko.

Die künftige TirolS-Gondel wird die beiden Bundesländer Tirol und Salzburg verbinden und in technischer Hinsicht die in Fieberbrunn bereits bestehende Reckmoos-Nord-Bahn kopieren: Die Mittelstation liegt im Boden des Hörndlinger Grabens und damit um etliches niedriger als die eigentliche Talstation neben der Reckmoos-Süd-Basis. Am Gegenhang hinauf zum Reiterkogel wird eine neue Abfahrt erschlossen, die weitgehend über bestehendes Almgebiet führt.

Doch Mega-Arenen, wie sie vor allem in Frankreich und der Schweiz zu finden sind, bergen auch Schattenseiten. Die Ticketpreise schnellen in die Höhe – Fieberbrunn könnte hier ein Quantensprung um fast zehn Euro drohen –, die Orientierung wird schwieriger und wer Distanzen unterschätzt, kommt vielleicht am Ende des Skitags nicht mehr rechtzeitig zurück.

Röhrls stramme Fahrweise

Walter Röhrl kennt das. „Wenn ich heute mal bloß von Hinterglemm bis hinaus nach Leogang und zurück schaukle, bin ich schon einen Tag unterwegs – und das bei strammer Fahrweise.“ Und die hat der Sportprofi durchaus drauf. Röhrl ist staatlich geprüfter Skilehrer und war als solcher auch lange Jahre im Bayerischen Wald aktiv.

Ob der geplante Zusammenschluss für die beteiligten Orte die erhoffte wirtschaftliche Zukunftssicherung bringt, will der Hinterglemmer Ehrenbürger nicht bewerten. „Ich brauche keine Superlative und wäre mit der jetzigen Größe auch zufrieden“, sagt Röhrl. Andererseits sieht er in der neuen Dimension auch eine Verlockung. „Den tollen Hang vom Reiterkogel hinunter in den Hörndlinger Graben habe ich bei gutem Schnee schon oft genossen“, berichtet der leidenschaftliche Tourengeher. Bisher musste er anschließend wieder anfellen und den schweißtreibenden Rückweg antreten. Das bleibt ihm mit der neuen Bahn künftig erspart. „Und einen Abstecher hinüber nach Fieberbrunn werde ich sicher auch das eine oder andere Mal machen“, sagt Röhrl mit einem Augenzwinkern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2015)

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