Thailand: Auf Elefanten durch den Weingarten

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Tropischer Weinbau? In Thailand? Ja! Hätten Sie's gewusst? In den Hügeln von Hua Hin südlich von Bangkok werden edle Trauben gezogen – und von einer deutschen Kellermeisterin zu exzellenten Weinen gekeltert.

Hier und jetzt, in Hua Hin, ist es kaum vorstellbar, dass vor zehn Jahren in Thailand noch niemand auch nur die Ahnung hatte, was Weinbau sein könnte. In den Tropen Spitzenweine zu erzeugen, galt in Fachkreisen als schlechter Scherz. Der 51-jährige Önologe Hans-Peter Hoehnen aus Mainz lächelt: Sein Traum war, Wein in den Tropen anzubauen. Versuche in Kenia und Tanzania scheiterten; im Jahr 2000 kam das Angebot aus Thailand – das würde die große Herausforderung sein. Und konsequent setzte er seitdem all sein Wissen ein und um und arbeitete die Thailänder in die große Kunst der Weinherstellung ein.

Gut zweieinhalb Stunden sind es mit dem Auto von der Hauptstadt Bangkok bis Hua Hin, den bevorzugten Badeort der königlichen Familie mit ihrem Sommerpalast. Vorbei an smaragdgrünen Reisfeldern, an Frangipani-Bäumen mit weißen und rosa Blüten, an bunten Tempeln und Bahnhöfen, durch kleine Städte. Die Ebene – Ananasfelder, so weit das Auge reicht – geht in eine Hügellandschaft über, Palmen stoßen in den Himmel, an dem sich Wolkenberge sammeln.

300.000 Rebstöcke

Hua Hin hat alles, was ein tropisches Ferienparadies ausmacht: Traumstrände mit Palmen, weitläufige Luxusresorts, aber auch günstige Herbergen, winzige Restaurants und Garküchen an jeder Ecke. Tempel, die auf Hügeln thronen und drei Nachtmärkte, auf denen man rund um die Uhr für Centbeträge Unglaubliches erstehen kann. Und dann die Überraschung: grüne Weinberge, 40 Kilometer von der Küste entfernt. Wo früher wilde Elefanten domestiziert wurden, kaufte vor zehn Jahren ein Thai 300 Hektar Land in 140 bis 210 Metern Höhe und legte die Hua Hin Hills Vineyards an. Sein Ziel: mit Wein, tropischem Wein, die Thaikultur zu erweitern und noch zu verfeinern.

Europäer muten sie noch immer fremd an, die über 60 Hektar fruchtbaren Lehm- und Schieferbodens sich erstreckenden, akkurat gepflegten Weingärten. In der Alten Welt gilt (noch?) die Regel, dass gute Reben nur in Zonen gemäßigten Klimas, etwa zwischen 30 und 50 Grad nördlicher und südlicher Breite, gedeihen können. Die tropischen Weinmacher – an die acht Weinbauerfamilien gibt es heute – mussten neue Wege gehen. In der Kellerei Siam Winery nahe Bangkok ist die 34-jährige, welterfahrene Kathrin Puff aus Krefeld Chef-Kellermeisterin. Mit ihrem Team keltert sie Weine von 300.000 roten und weißen Rebstöcken, die allesamt zwischen dem Äquator und 23 Grad Nord bzw. Süd gut wachsen.

Die Weinwelt steht kopf

Die Hua Hin Hills liegen auf dem 13. Breitengrad! „Experimentiert haben wir mit 400 Rebsorten, nur 24 davon funktionieren, das extreme Klima zwang uns zum Umdenken“, erzählt Hoehnen. Da ist mit seinen Wassermassen der Monsunregen, der den Reifeprozess stoppt – die Regenzeit bringt oft Fäulnis, lässt die Reben nicht wachsen. Qualitätstrauben erzielt man nur in der trockenen Saison von November bis März, dann mit künstlicher Bewässerung. „Noch besseren Ertrag erzielen wir, indem wir die Reben zurückschneiden und nur einmal jährlich von Februar bis April ernten, obwohl das Tropenklima drei Ernten pro Jahr zuließe.“ Kein Blattabfall, die langen Sonnentage und die Winterruhe lassen die Trauben in 120 bis 130 Tagen reifen. „Hier können wir einen Rebstock in einem halben Jahr aufbauen, in Europa braucht das drei Jahre“, sagt Hoehnen. Nach harter Arbeit, mit Geduld und Können stellte sich Erfolg ein, der Weinbau in Thailand hat begonnen, sich zu etablieren. Nach anfänglicher Skepsis sind die Thais heute stolz auf ihre bis jetzt acht professionellen Weingüter.

Deren Weine zählen zu den Premiumprodukten der New Latitude Wines, also der Spitzenweine aus den neuen Breiten, weit jenseits der klassischen Anbaugebiete. Größten Anteil an der positiven Entwicklung hat Siam Winery, wo jährlich 25 Millionen Liter, die international mithalten können, abgefüllt werden; mehrfach auch international ausgezeichnet sind die Monsoon Valley Wines aus dem Hua Hin Hills Vineyard. An Roten stechen hervor Shiraz, Cabernet Sauvignon, Merlot und Tempranillo, Düfte von Minze und Rauch schwingen mit. Die trockenen Weißweine, Dornfelder West, Sauvignon Blanc, Viognier und Chenin Blanc – auf dem Spitzenplatz ein spritziger Colombard – Aromen wie Zitrus, Guave, grünem Apfel, Pfirsich und Aprikose korrespondieren ganz vorzüglich mit der scharf-süßen Thaiküche.

Langsam wird es Zeit für eine Verkostung des Tropenweins. Im modernen, von Thaiarchitektur inspirierten Weinpavillon sitzt es sich gut, mit wundervollem Blick über die sanft gewellten Weingärten bis zu den Hügeln der tropischen Landschaft, der Gaumen umspielt von einem leichten, frischen Colombard. Während Thailänderinnen den Sparkling Extra Sec Rosé für uns entkorken, ziehen andere Besucher auf Elefanten durch die Weinlandschaft. Und weit hinten leuchtet aus dem Grün ein goldener Tempel.

Spritzige Weine aus den Tropen

Anreise: Wien–Bankok–Wien, derzeit am günstigsten mit Aeroflot via Moskau (669 €) oder Etihad via Abu Dhabi. Thai Airways fliegt täglich Frankfurt/M.–Bangkok direkt.

Beste Reisezeit: November bis April mit Temperaturen von 25 bis 35 Grad. In der niederschlagsreichen Nebensaison sind die Preise zum Teil erheblich gesenkt.

Weingut: Hua Hin Hills Vineyard liegt 45 Kilometer westlich vom lebhaften Badeort Hua Hin zwischen grünen Hügeln und Dschungel, nahe der Grenze zu Myanmar. Das Weinlesefestival findet Anfang März statt. Im Weinkeller Siam Winery, 45 Kilometer von Bangkok, werden die vielfach ausgezeichneten Monsoon Valley Wines von der Deutschen Kathrin Puff gekeltert. Besichtigungen täglich.
Weinproben und mediterran-asiatische Küche bietet das Sala Wine Bar & Bistro im modern designten Thai Pavillon von Hua Hin Hills Winery an. Einführungen in den tropischen Weinanbau New Latitude bekommt man bei täglich geführten Touren durch die Weingärten im Jeep oder auf dem Elefanten. huahinhills.com, monsoonvalleywine.com; siamwinery.com

Unterkunft: Hyat Regency Hua Hin: exklusiv, in einem tropischen Park mit langen, breiten Sandstränden. huahin.regency.com
Amarai, Hua Hin: vier Sterne, mit schöner, europäisch-asiatisch ausgestatteter Lobby und modernen Zimmern, Pool und einem 400 Meter entfernt liegenden Sandstrand sowie Golfmöglichkeit. amari.com

Reiseführer: „Thailand“ von Polyglott für 24,95 Euro, www.polyglott.de. Neu herausgekommen ist der DuMont-Reise-Bildband „Thailand“: Alle Bilder führen mit einer kleinen, informativen Geschichte durchs Land. Er kostet 24,99 Euro. dumontreise.de

Infos: Thailändisches Fremdenverkehrsbüro, 1040 Wien, Heumühlgasse 3, 01/585 24 20; thailandtourismus@aon.at; tourismusthailand.at

Compliance-Hinweis: Die Reisen wurden von Thailand Tourismus, dolomitinordicski.com und dem NP Hohe Tauern unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2015)

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