Die Anziehung des Wassers und die Inspiration im Garten

Die Golfschaukel Stegersbach Lafnitztal, die größte Golfanlage in Österreich.
Die Golfschaukel Stegersbach Lafnitztal, die größte Golfanlage in Österreich.Golfanlage Stegersbach
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Südburgenland I. Für sein Thermalwasser und die Golfanlage ist Stegersbach bekannt, aber es lohnt sich, weitere Kreise durch die Umgebung ziehen.

Auf einem kleinen Hügel liegt das touristische Zentrum von Stegersbach, wenn nicht der ganzen Umgebung. In der Mitte steht die Allegria-Familientherme, rundherum gruppieren sich die großen Hotels, quasi für jede Zielgruppe eines: Das Larimar setzt wechselnde Themenschwerpunkte wie Ayurveda, Fasten oder Burn-out-Prävention und zieht jeweils internationale Experten hinzu (etwa Shaolin-Mönche) Das Falkensteiner Balance Resort wendet sich mit seinem Design an eine anspruchsvolle, erholungssuchende wie genussfreudige Klientel. Das Pucha plus zeigt sich farbenfroh und gemütlich, zuletzt hat man hier auf die Wirkung der Zirbe gesetzt. Das Allergria Resort spricht eher Familien an und wurde gerade von Tripadvisor für die „exzellente Gastfreundschaft“ ausgezeichnet. Quasi vor der Haustür aller liegt die Golfschaukel Stegerbach-Lafnitztal, mit 50 Löchern die größte Anlage in Österreich. Von den Häusern führen Wege durch eine sogenannte Bewegungsarena, wo sich Läufer und Nordic Walker begegnen. Und in ganz Stegersbach könnte man Wurzeln schlagen, denn das Bettenangebot ist höher als in den meisten Teilen des Südburgenlands – vom Vitalhotel bis zur Galeriesuite gibt's hier so ziemlich alles.

Stegersbach ist seit zwei Jahren Klimaschutz- und Energiemodellregion. Was beim Einsatz regionaler Produkte beginnt und bei der Nutzung erneuerbarer Energie noch nicht endet. So erzeugt auf dem Dach des Allegria mittlerweile eine Fotovoltaikanlage Strom. Auf den Carports der Golfcatrs sollen Fotovoltaikanlagen installiert werden. Der Gast kann sich mit E-Bikes fortbewegen, und bald werden ihm auch E-Cars zur Verfügung stehen.

Handwerk und Gartenkunst

Alles schön und nachhaltig beisammen. Kein Grund also, von dort aus weitere Kreise zu ziehen. Oder etwa doch? Die Infrastruktur lässt Hotels, Therme und Golfplatz schließlich zu einer eigenen Destination werden. Es gibt ja sehr viel darin auszukosten, sodass es manchmal Motivation erfordert, das Umfeld zu verlassen. Das ist genauso schade, wie das umfangreiche Angebot nicht auszuprobieren. Die Gegend rundherum ist schön und einladend, sanft hügelig, geprägt von Wiesen und kleinen Wäldern, Obstgärten, dort und da von Weinbergen – und damit auch Winzern, bäuerlichen Erzeugern und Gastronomie. Die Distanzen sind zudem kurz.

Originelle Objekte

In diesem Teil des Südburgenlandes haben sich auch einige kreative Geister entwickelt beziehungsweise angesiedelt. Nahe beim Thermenort liegt der Kunstgarten von Josef (Seppi) Eder in Neudauberg, ein außergewöhnliches Stück Grün: Originelle Objekte besetzen das Areal, menschliche Darstellungen, abstrakte Installationen, deutlich kommt bei den Kunstwerken der Hang zum Kuriosen zum Vorschein. Und auch zum Handfesten mitunter, wenn man Nutzobjekte wie die Lederhosentische betrachtet. Öfter stellt Eder die Arbeiten um, damit der Garten immer wieder anders aussieht und wiederkehrende Besuche lohnt. Und wenn es einem nicht genügt, nur kurz einmal durch den Garten zu lustwandeln – man könnte ihn auch für einen privaten Anlass mieten.

Von Stegersbach ein Stückerl nach Süden, in Rauchwart, liegt Stephan Steinkellners Anwesen. Ein hübsch hergerichteter alter Bauernhof, hinter dem sich eine unglaubliche Teich- und Gartenlandschaft ausbreitet. Überall ergeben sich inmitten der Pflanzenpracht auch kleine Sitzidyllen, von denen aus man die Arbeiten des gelernten Tischlers und begeisterten Metallkünstlers bestaunen kann. Unzählige Vögel, saurierartige Wesen oder langstielige Blumen hat Steinkellner aus Metallteilen zusammengeschweißt. Er bezeichnet sich selbst als Recycler und sammelt Material in großem Stil, schafft es aber bei all der Fülle, dass seine Werkstatt ein Bild der absoluten Ordnung ist. Auch hier, beim „Kunst im Garten“-Projekt kann man Gast sein – und die Objekte natürlich auch erstehen.

Skulpturen und Motive

Durch die offene Landschaft, aber auch die Tatsache, dass durch Abwanderung aus der Gegend immer wieder Häuser zum Verkauf stehen, siedeln sich gern Menschen an, die nach langen Jahren in der weiten Welt in einem dörflichen, klein strukturierten Umfeld wie des Südburgenlandes ankommen wollen. Sie finden hier unter anderem den Platz, den sie für ein großes Atelier, einen Schauraum, Werkstätten und Lagerflächen brauchen, dazu die Naturausschnitte ringsum, die ihre Arbeit inspirieren.

Vor einigen Jahren hat sich der international bekannte Künstler Alois Lang in Heugraben bei Stegersbach angesiedelt. Der gebürtige Osttiroler hatte bei Fritz Wotruba studiert und lange Jahre in New York und Tokio gelebt und viel ausgestellt. Nun kann man sich in der Galerie und dem Garten die großen Arbeiten ansehen, es werden auch Workshops zur Holzbildhauerei, für Malerei oder Arbeit mit Ton angeboten.

Vielleicht kommt man auch durch die Landschaft selbst auf die Idee, produktiv zu werden. Die Gegend ist voller Motive zur kreativen Verarbeitung – ein Moor (Zickental) liegt in der Nähe, der Naturpark Weinidylle ist nicht weit entfernt. Überall prägen Kellerstöckln das Bild. Und alles ist verbunden durch Weinstraßen.

INFO

Golf- und Thermenregion:www.stegersbach.at
Wein: In der Nähe liegt der Eisenberg, der Material für einen ausgezeichneten Rotwein liefert, den Eisenberg DAC.

Tipp: In Deutsch Schützen liegen mit Stephano, Ktrutzler und Wachter-Wiesler ausgezeichnete Weingüter. Weiter im Süden, in Heiligenbrunn, lässt sich der Uhudler verkosten.
Handwerk, Garten, Kunst: www.kunst-im-garten.at, www.kunstgarten.com, www.langalois.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2015)

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