Wohin in der großen Unbekannten

Juana la loca
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Madrid, geführt. Kunsthistorikerin Isabel Campo nimmt uns mit auf einen Spaziergang durch ihre Stadt und zeigt uns ihre persönlichen Favoriten.

"Madrid ist für viele die große Unbekannte, dahin fährt man, wenn man eh schon alles kennt“, sagt Isabel Campo, Historikerin, Kunsthistorikerin und Fremdenführerin in der spanischen Metropole. „Und dann staunen sie und fragen sich, warum sie nicht eher gekommen sind.“ Immerhin sei Madrid seit dem 16. Jahrhundert Hauptstadt, lange Zeit eines Reichs, in dem die Sonne nie unterging. „In der Stadt ist noch alles erhalten, weil Spanien weder im Ersten noch im Zweiten Weltkrieg dabei war.“ Die Stadt zeichne unglaubliche Lebendigkeit aus, Menschen jedes Alters seien zu jeder Tages- und Nachtzeit auf der Straße anzutreffen. Isabel hat uns auf einen Spaziergang mitgenommen.

• Essen. „Seit zwei Jahren gibt es im obersten Stock des El-Corte-Ingles-Kaufhauses an der Gran Via einen Gourmet-Bereich, in dem etliche Restaurants – von Tapas-Bars (besonders erwähnenswert: La Maquina) über mexikanische und italienische Küche bis hin zur Cocktail- und Austern-Bar – ihre Spezialitäten anbieten. „Ein wirklich schöner Platz, der neben gutem Essen auch den besten Blick über die Gran Via bietet.“ Essen kann man drinnen oder auf den Terrassen. „Man kann sich seinen Wein und seine Tapas mit hinausnehmen – das ist besonders angenehm für Raucher.“ Der Aufzug ins Gourmet-Geschoß findet sich im El Corte Ingles gleich hinter der Parfümerie, Plaza de Callao 2.

Isabels Lieblings-Tapas-Bar ist die Juana la loca. „Hier gibt's die beste Tortilla in Madrid.“ Die Atmosphäre in der „wahnsinnigen Johanna“ ist chic-entspannt. Plaza de Puerta de Moros 4, juanalalocamadrid.com/en

Eine neue kulinarische Bereicherung ist ein Ableger der spanisch-lateinamerikanischen Bosco-de-Lobos-Restaurants, versteckt im Innenhof des Architekturkollegs am Santa-Ana-Platz. Hier gibt es moderne mediterrane Küche im edlen Understatement-Design. „Besonders schön sind der In- und der Outdoor-Garten“, so Campos, „und die Bar.“ Calle de Hortaleza 63, encompaniadelobos.com

• Kultur: Auch abseits der großen Museen gibt es „ein Leben außerhalb der Reina Sophia, des Prado und des Museums Thyssen-Bornemisza“, so die Kunstexpertin. „Etwas ganz Besonderes ist beispielsweise das Sorolla-Museum.“ In der ehemaligen Villa des Malers Joaquín Sorolla zeigt man neben seinen eigenen Werken auch solche von Rodin, Pedro de Mena, José de Ribera, Aureliano de Beruete, Benlliure, Marià Fortuny und John Singer Sargent, außerdem archäologische Objekte und Keramiken.

„Hier kann man im Atelier und dem Garten schön sehen, wie der Maler in seiner Zeit gelebt hat.“ Paseo del General Martínez Campos 37, museosorolla.mcu.es

Zwei andere Empfehlungen sind die Stiftung Juan March und das Kulturinstitut der Stiftung Mapfre, eines spanischen Versicherungskonzerns. „Beide zeigen immer wieder wunderbare Ausstellungen, die zudem kostenlos sind.“ Infos: march.es und fundacionmapfre.org

• Shoppen: Wer direkt an der Quelle bei Zara, Mango oder Desigual shoppen will, findet die Flagship-Stores an den Calle Fuencarral. Die unendliche Einkaufsstraße hat sich zur Modemeile gemausert, hier finden sich aber neben modernen Marken auch noch alte Schuhgeschäfte und der Mercado de Fuencarral. Die ehemalige Markthalle ist heute ein Kaufhaus, das die Hipster Madrids anzieht, der Keller verwandelt sich nachts in einen Club.

Wer auf der Calle Fuencarral von der Gran Via kommend in die vierte Seitenstraße rechts einbiegt, findet sich im Paradies für Schuhfetischisten wieder, „einer Schuhstraße mit einem Schuhladen neben dem anderen. Stiefel, die sonst 300 Euro kosten, bekommt man hier um die Hälfte!“ Die großen Marken, die Sorte Stiefel, für die man 300 Euro und mehr berappen muss, sind im Edel-Shopping-District Salamanca beheimatet. Hier finden sich neben den großen internationalen Namen auch neue spanische Designer, wie etwa Ángel Schlesser in der Callejón de Jorge Juan.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2015)

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