Bahamas: Ruf der Karibik

Die Bahamas vom Weltraum aus gesehen.
Die Bahamas vom Weltraum aus gesehen.(c) APA/EPA/NASA (NASA)
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Wellness auf den Bahamas ist fruchtig und aromatisch wie die besten Cocktails der Antillen, nur ohne Rum. Ein Selbstversuch auf der Insel Great Exuma.

Mit dem Ausdruck großen Vergnügens wälzen sich die Schweine im Wasser. Fröhlich grunzend schwimmen sie herum und zeigen als an Öffentlichkeit gewöhn- te Wesen kaum Scheu vor den Menschen. Kein Zweifel: So sichtlich wohl und wach wie die schwimmenden Schweine, eine der Hauptattraktion dieser ansonsten sympathisch schläfrigen Insel, würde sich jeder gerne fühlen. Auf Great Exuma ist das möglich, denn Wellness ist hier quasi die logische Fortsetzung der Landschaft. Schließlich ist schon der weiche Sand eines karibischen Strandes am Morgen eine Wohltat für die Füße, der Sonnenaufgang über dem Meer Balsam für die Seele. Endlos und makellos weiß sind die Strände Great Exumas, ausgesprochen ländlich der Charakter dieser 60 Kilometer langen Bahama-Insel. Ihr Inneres besteht im Wesentlichen aus grünem Dickicht, einer Straße und der einen oder anderen Bar, in der einheimische Herren (und ab und zu auch Johnny Depp und Kollegen bei Dreharbeiten zu diversen Piratenfilmen) Domino spielen und über das Leben nachdenken. So verströmt diese Insel so viel Ruhe, dass man Tage damit verbringen wollte, die Vögel und die Wellen zu beobachten, bis es Zeit ist, sich einen Cocktail zu genehmigen – oder ins Spa zu gehen.

Im Bereich der professionellen Wohlfühlmaximierung ist auf den Bahamas die Wahl der Mittel groß. Viele der Anwendungen duften wie tropische Obstteller. Denn Wirkstoffe aus der Natur erschöpfen sich auf den Westindischen Inseln natürlich nicht in Algen und Schlamm. Das Spektrum der Ingredienzien, die im karibischen Raum verfügbar sind, umfasst Kaffee aus Jamaika, süße Orangen, Mangos und Guaven, frische Limetten, braunen Rohrzucker und Kokosnuss. Die Düfte solcher Zutaten steigern das Wohlbefinden schon, bevor sie als Peeling oder Packung auf den Körper gebracht werden. So und ähnlich ist es auf der Menükarte des Exuma Spa im Sandals Emerald Bay zu lesen. Die jamaikanische Hotelresort-Gruppe hat ein eigenes Spa-Programm entwickeln lassen, das europäische Wellness-Traditionen mit karibischen Wirkstoffen verbindet.

Tropische Treatments. Die beiden Welten zu verknüpfen ist kein ganz und gar einzigartiger Ansatz, finden sich vergleichbare Konzepte doch in etlichen Spas von den Florida Keys im Norden bis nach Curaçao im Süden nahe der Küste Venezuelas. Wohl aber ist es ein überzeugender. Wellness-Treatments, die nach Cocktails duften, machen nicht nur mehr Spaß, sie passen schlichtweg besser in den karibischen Raum als etwa eine Thalassotherapie, die hier eigentlich nicht hingehört. In der Cheeca Lodge auf den mittleren Florida Keys zum Beispiel, einem Resort der Einflussreichen und Schönen (Gisele Bündchen und die Familie George Bush Senior waren schon da), dreht sich beim Wohlfühlen vieles um Meersalz und die Früchte, die zwischen den Küsten wachsen: Ein mit Zitrone aromatisiertes Salzpeeling bringt den Körper beim Citrus Salt Glow auf Vordermann, dann wird die Haut mit einer Wassertropfen-Massage aus der sechsköpfigen Vichy-Dusche auf die Salbung mit Kakaobutter vorbereitet. Eine Spur süßer fällt in der Cheeca Lodge das Mango-Zucker-Peeling vor der Vichy-Massage aus. Und auch im Amara Spa at The Moorings in Road Town auf den British Virgin Islands gibt es neben auf Seetang und Schlamm basierenden Anwendungen einen Caribbean Body Scrub auf Basis von Rohrzuckerkristallen, die abgestorbene Hautpartikel entfernen, und nährendem Kokosöl. Letzteres soll die Haut mit Mineralen, Proteinen und Vitaminen versorgen und sie somit längerfristig verschönern. Praktisch: Die Segler und Yachtbesitzer, zu deren bevorzugten Revieren die British Virgin Islands gehören, können die Dienste des Spas auch in der vertrauten Umgebung des eigenen Schiffs in Anspruch nehmen. 

Früchte, Meersalz, Regentropfen. Bis zu seiner Übernahme durch Sandals vor fünf Jahren war das Resort in der Smaragdbucht ein Four-Seasons-Resort, seither ist es eine All-Inclusive-Anlage, in der sich vor allem, aber nicht nur, Amerikaner wohlfühlen. Auch der Fußballspieler Ilkay Gündoan war in der vergangenen Winterpause hier. Das hat der jamaikanische Butler verraten, der in den zehn Jahren seiner Tätigkeit in den Resorts der Gruppe auf Jamaika, den Turks and Caicos-Inseln und schließlich hier eine Würde entwickelt hat, die ihn für Aufgaben im Hochadel empfehlen würde. Kühle Luft umfängt den Gast im Spa, der sich durch die sengende Hitze des Tropennachmittags hierher geschleppt hat. Karibische Resorts können sehr groß sein, so groß, dass mancher es nie schafft, ihre Grenzen hinter sich zu lassen. Daher klingt ein Treatment mit dem Namen Raindrop Dreams wie die Verheißung von erfrischendem Frühlingsregen. Auch wenn die Zutatenliste nicht ganz so exotisch klingt wie etwa das Papaya-Pineapple-Saltmousse, eine Körperpackung aus tropischen Früchten und Meersalz, die dazu noch verjüngend wirkt. Dieses Mousse würde sich auch auf einer Cocktail-Karte ansprechend machen. Auf den Körper aufgetragen, verhilft es zu zarter Haut und verleiht dem Begriff Peeling eine stark fruchtige Note.

Versprechen und Wirkung. Und dann gilt es all das auszuprobieren: Entspannung ist das A und O, meint die Spa-Managerin, und stellt einen individuellen Spa-Plan auf. Für Erschöpfte ist das Raindrop-Dreams-Treatment dringend angeraten, um die Spuren des Alltags (oder sagte sie: des Alters?) wenigstens zu mildern, gefolgt von Firm and Glow, einer aus Körperpeeling und Packung bestehenden Verschönerungsmaßnahme, bevor die Gesichtsbehandlung Heaven on Earth retten soll, was eben noch zu retten ist.

Neunzig Minuten dauert so eine Regentropfen-Flucht aus den Nöten des Alltags. Sie soll Körper und Geist mittels Massage und Aromatherapie in die Balance bringen. Lavendel, Thymian, Birke und Pfefferminz träufelt Therapeutin Endalyn, die von der Insel Andros, dem größten Bahama-Eiland, stammt, auf die Wirbelsäule. Tatsächlich folgen noch drei weitere Aromen, doch die ersten vier wirken bereits so entspannend, dass das Massagebett schnell zur Schlafstätte wird. Es ist halbdunkel, es ist sehr ruhig. Endalyn bearbeitet Rücken, Arme, Beine und Füße, platziert ein Heizkissen auf und unter dem Rücken, während sie sich anderen Körperpartien widmet, und beweist, warum diese Massage auf der Karte als „hypnotisch“ bezeichnet wird.

Honig für die Haut. Tags darauf erfolgt der Weg zum Spa wie schwebend, jedenfalls deutlich entspannter. Die beiden entzückenden Wesen am Empfang begrüßen einen wie eine alte Freundin. Shorts und Shirt verschwinden im Spind, im Bademantel noch eine Tasse Tee trinken, bis Endalyn erscheint. Sie sieht viel zufriedener aus beim Anblick ihres Gegenübers. Unverzüglich beginnt sie mit Reinigung des Gesichts, bevor sie eine honigduftende Substanz einmassiert. Während das Facial einwirkt, massiert sie die Beine und kümmert sich dann um die Arme, die bei der Schönheitspflege oft vernachlässigt werden. Ein Honigpeeling entfernt Schüppchen und abgestorbene Zellen, bevor eine dicke Schicht aus Honigkörperbutter mit Granatapfel die von Sonne und Salzwasser angegriffene Haut besänftigt. Zum Schluss wartet noch ein Firm and Glow, das Treatment, das den Körper festigen und neu erstrahlen lassen soll. Mittlerweile hat sich Tiefenentspannung eingestellt, richtig ausbalanciert erscheint die Gemütsverfassung.

Straffendes Öl. Am folgenden Tag schreitet die rasta­bezopfte Renée zur Massage mit einem Gel, das sich während der Behandlung in seidiges Öl verwandelt. Das stimuliert die Kollagen-Fasern in der Haut, hat sie zuvor erklärt, die die Zellen stützen und wie Gummibänder wirken, aber nach dem 30. Geburtstag des Menschen zu ermüden beginnen. Ähnlich wie ein gerne getragener Badeanzug leiert die Haut aus. Um dem gegenzusteuern, wird bei dem Treatment zugleich mit einer Massagetechnik gearbeitet, die der Haut zu mehr Elastizität verhelfen soll. Nach dieser hoffentlich von Erfolg gekrönten Maßnahme bestreicht Renée den Körper mit einer Packung aus 26 Zutaten aus der Natur, dann wird man in Plastik­folie gehüllt – zwanzig Minuten dösen im Plastiksack, während die Packung kritische Körperpartien festigen soll. Zum Schluss kommt Feuchtigkeitspflege darauf und Renée rät freundlich, das straffende Hautöl aus der Spa-Boutique zu erstehen. Das lässt man sich nicht zweimal sagen, schließlich möchte man sich diesen entspannten Zustand für immer bewahren. So verschwendet man keinen Gedanken an den Preis des kostbaren Öls. Verjüngt und gestrafft entschwindet man in die goldene Sonne des karibischen Spätnachmittags. Und hofft, dass der Grad der Entspannung zumindest die Heimreise überdauert.

Tipps

Farbenfroh: Auch Kennzeichen und Wegweiser sehen so aus, wie man es sich vorstellt.
Süß: Goombay Punch: Softdrink mit hohem Zuckergehalt.

Great Exuma: 700 Inseln zählen zu den Bahamas, nur 30 von ihnen sind bewohnt. Zwar liegen sie im Atlantischen Ozean, werden aber zur Karibik gezählt. Great Exuma zählt zu den entlegeneren Family Islands.

Anreise: Es gibt keinen Non-Stop-Flug aus Österreich. Der kürzeste Weg führt mit British Airways über London nach Nassau; das Ticket kostet ab 530 Euro (www.britishairways.com). Wer über Atlanta oder Miami fliegt, muss vor dem Weiterflug die Einreiseprozedur in die USA durchlaufen. Von Nassau aus gibt es regelmäßig Flugverbindungen nach Georgetown auf Great Exuma.

Einreise: Reisende aus der EU benötigen einen maschinenlesbaren Reisepass, der noch mindestens drei Monate gültig ist.

Schlafen und entspannen: Im Sandals Emerald Bay auf Great Exuma kostet die Nacht im DZ mit „Luxus-Inklusive“, das Mahlzeiten, Getränke, Mini-Bar, Trinkgelder, Flughafen-Transfers sowie alle Sport- und Unterhaltungsangebote, außer Tauchkursen und Spa-Behandlungen, umfasst, pro Person ab 191 Euro. Neben 245 Zimmern umfasst das Resort einen von Golfer Greg Norman entworfenen 18-Loch-Meisterschaftsplatz über den Klippen des Nord­atlantiks sowie die für Hochsee-Yachten ausge­legte Emerald Bay Marina mit 150 Liegeplätzen. Das Haus steht nur Paaren ab 18 Jahren offen. Deutschsprachige Auskünfte unter T +49/211/405 7700 oder
www.sandals.de

Andere karibische Spas:
Cheeca Lodge & Spa Islamorada, Florida Keys www.cheeca.com;
Amara Spa, The Moorings Mariner Inn & Marina, Road Town, British Virgin Islands, www.moorings.com/amara-spa-bvi

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