Auf den Bergen wird gegrillt und gejodelt

(c) Sölden Tirol
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Die Skigebiete locken verstärkt mit tollem Essen, tollen Weinen und – Tollerei.

Natürlich gibt es auch in diesem Winter großartige neue Seilbahnen und schicke Hotels. Aber zum Skifahren locken die Destinationen immer mehr mit nicht so winterlichen Erlebnissen für Leute, die gern essen, trinken oder einfach nur Spaß haben wollen. Der Winter soll ein strenger werden, haben diverse Wetterpropheten anhand von Indikatoren aus der Pflanzen- und Tierwelt prognostiziert – von der Königskerze, die lang in den Herbst hinein geblüht hat, über die Höhe der Disteln bis zu den Wintervorbereitungen der Bienenvölker.

Jetzt ist er da, der Winter. Auch heuer warten wieder unzählige Openings, von denen der Auftritt der legendären Beach Boys in Ischgl zu den spektakulärsten gehören dürfte, auch wenn der eine oder andere Teenie mit Tattoo und Undercutfrisur die Senioren aus Kalifornien nicht wirklich einordnen kann. Was an diesem Winter neu und besonders sein kann, abgesehen von den Schneehöhen, das lässt sich so leicht nicht sagen.

Es gibt keinen großen Trend, sondern eher kleine Trends, die aber fast alle damit zu tun haben, dass das pure Skifahren auf der Piste immer mehr mit Zusatzerlebnissen garniert wird. Und wenn man vom Garnieren spricht, dann geht es vor allem darum, dass das gute Essen auf und neben der Piste immer populärer wird.

Bauernmarkt auf dem Berg

Haubenköche in den Hütten sind längst Standard geworden. Das haben sich auch die Verantwortlichen in Schladming gedacht und organisieren deshalb auf Planai und Hochwurzen das größte Wintergrillfest Österreichs mit Johann Lafer als Hauptdarsteller, der ein Menü zusammenstellt, das von Profi- und Hobbyköchen zubereitet wird. Inklusive Skipass, Drei-Gänge-Menü und Grillschürze kostet das Vergnügen 89 Euro (20. März 2016).

Haubenköche und ausgesuchte Winzer sind die Hauptdarsteller bei Wein am Berg in Sölden, das in dieser Saison bereits die 15. Auflage bietet (17.–24. April). Beim Sterne Cup der Köche in Ischgl treffen sich ebenfalls kulinarische Granden zum Rennen auf der Piste und zum gemeinsamen Speisen (11., 12. April). In Alta Badia in den Dolomiten kommen hochrangige Küchenchefs zu einem neuartigen ethischen Gourmetevent zusammen (17.–20. Januar). Dort hat man sich schon seit Jahren auf die Kombination aus feiner Küche und Wintersport konzentriert – mit Gourmet Ski Safari, Weinsafari und Gerichten von Sterneköchen, die den ganzen Winter über in Hütten aufgetischt werden.

Es geht aber auch weniger exklusiv. Zur allgemein wachsenden Liebe zu regionaler Kost passt, dass in den Gebieten von Ski Amadé im Rahmen der Ski- und Weingenusswochen Mitte März auch der „höchste Bauernmarkt der Alpen“ am 13. März angeboten wird. Da geht's dann um Speck, Käse, Bauernbrot und das eine oder andere Schnapserl, das in mehreren Hütten verkostet werden kann.

Neue Lifte, größere Skigebiete

Wie jedes Jahr gibt es natürlich auch allerhand neue Bahnen in den Skigebieten, wobei das heutzutage fast nur noch Substitutionen alter Bahnen sind. Eine ziemlich prominente Ausnahme ist die neue Verbindung zwischen Saalbach-Hinterglemm und Fieberbrunn. Die Zehnerkabinen-Seilbahn verbindet Fieberbrunn in Tirol mit dem Reiterkogel bei Hinterglemm im Salzburgischen und erschließt mit einer neuen, 3,5 km langen Piste das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs mit 270 Pistenkilometern. Offizielle Eröffnung wird am 19. Dezember sein.

Am selben Tag feiert man in Mayrhofen im Zillertal die neue Seilbahn vom Ortszentrum hinauf zum Penken und mitten ins Skigebiet. Im Brixental freut man sich auf die neue Jochbahn, die die schnellste Achter-Sesselbahn der Welt werden soll. Und auf dem Nassfeld wurde die Rudnigsattelbahn mit einem Siebener-Sessellift modernisiert und das Skigebiet um 29 Hektar erweitert.

Für Innovationen sorgten auch die beiden Ex-Skirennläufer Hermann Maier und Rainer Schönfelder. Skifahren soll wieder erschwinglich werden, haben sie gefordert und eröffnen zwei Hotels für Wintersportler, die sich Luxus-Chalets am Arlberg oder Kitzbühel nicht leisten können oder wollen. Maiers Herberge in St. Johann in Tirol und Schönfelders Haus in Zederhaus im Lungau starten Anfang des Jahres und rangieren unter dem Dach der Adeo Alpin Hotels. Modernes Design, standardisierte Angebote und günstige Logispreise wollen die Hotels bieten, deren Schwerpunkt der Familienurlaub ist.

Direkt neben Maiers Hotel in St. Johann eröffnet auch ein Haus der Explorer Hotels, die mit viel Design und sportlich-dynamischem Ambiente eine Art Motel One für die Berge sein wollen. Es ist bereits das fünfte Haus dieser Gruppe, die vom Tiroler Unternehmer Jürnjakob Reisigl gegründet wurde, ganz auf nachhaltige und klimaneutrale Konzepte setzt und dafür heuer den Blue Hotel Award erhalten hat.

In Südtirol bereichern einige neue Chalet-Hotels wie das Alpine Mountain Chalet in St. Vigil mit betont rustikaler Ökoarchitektur und das sehr gediegen ausstaffierte Chalet Silentium in Welsberg das Angebot. Die spektakulärste Neueröffnung südlich des Brenners dürfte aber das noble Hoteldorf San Luis bei Hafling oberhalb von Meran werden. Auf einem 40 Hektar großen Terrain im Lärchen- und Fichtenwald auf 1400 Metern Höhe entstehen 22 Chalets und 16 Baumhäuser, dazu ein neu angelegter Naturbadesee mit 5800 Quadratmetern, ein Klubhaus mit Restaurant, Bar und Lounge und ein Badehaus. Zu dem Dorf wird auch eine eigene Biolandwirtschaft gehören. Hinter diesem Projekt steht die Familie des Meraner Hoteliers und ehemaligen Präsidenten des Südtiroler Hotel- und Gaststättenverbands Walter Meister.

Skitouren und Safety-Camps

Dass die sanften Wintersportarten weiter an Bedeutung gewinnen, geht bei den großen Innovationen eher unter. Aber für das Skibergsteigen und Schneeschuhwandern braucht es keine aufwändige Infrastruktur. In Sachen Skitouren wächst das Angebot kontinuierlich weiter, stellen sich immer mehr Destinationen und Liftgesellschaften auf die anfangs wenig beliebte Kundschaft ein.

In der Ramsau am Dachstein hätte die Saison mit dem „Land der Berge-Skitouren Opening“ am 20. und 21. November beginnen sollen, wurde aber abgesagt. In Lienz findet von 11. bis 13. Dezember das Austria Skitourenfestival mit Vorträgen, Filmen, Workshops und Safety-Camp statt. Der ambitionierte Skibergsteiger kann sich Apps mit Touren downloaden oder, ganz neu in Hohentauern, die Gipfeltour mit einem Jodelkurs kombinieren. Tja, Gäste von heute freuen sich über zusätzliche Erlebnisse. In Pichl bei Schladming etwa kann man im Pfarrhaus aus dem 18. Jahrhundert schlafen. Und Warth-Schröcken feiert den Saisonstart mit einem Comedy-Slam-Festival (6. 12.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2015)

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