Pongauer Fleischkrapfen auf der Alm

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Symbolbild.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Dinieren, saunieren, logieren. Ein Streifzug durch die Salzburger Hotellerie und Gastronomie, die sich auf die wachsenden Wünsche der Gäste nach Luxus, kombiniert mit forcierter Regionalität, gut eingestellt hat.

Leogang ist auch für österreichische Verhältnisse ein ungewöhnlicher Urlaubsort. Eine klassische Schönheit ist das Straßendorf im Pinzgau eher nicht. Dennoch zählt die einstige Bergbausiedlung zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen im Salzburgischen – und das hat vor allem mit der erfolgreichen Hotellerie zu tun. Um den Gast bei Laune zu halten, muss man sich heutzutage was einfallen lassen. Ein Prinzip, das die Leoganger früh verinnerlicht haben und das auch im Forsthofgut erfolgreich praktiziert wird.

Der ehemalige Forstbetrieb, daher der Name, ist heute ein stattliches Fünfsternehaus mit gut sortiertem Wellnessangebot. Wald Spa nennt sich das und propagiert seit Jahren ein Entspannungsangebot auf 1800 Quadratmetern inklusive Yoga am Waldrand und Massagen auf der Waldlichtung. Das Freiluft-Wellnesserlebnis ist im Winter eher schwer einsetzbar, hat aber auf den gestressten Stadtmenschen wohl eine andere Wirkung, wenn er nicht auf bunt dekorierte Wände schaut, sondern den Hirschen und Hasen Gesellschaft leisten kann. An kalten Wintertagen mögen Fichtensauna und Arnikadampfbad ausreichend Inspiration liefern. Der Mensch mag's heute ja natürlich, weshalb das Haus hier auch eine biozertifizierte Grüne-Haube-Küche mit natürlich angebauten Zutaten aus dem Pinzgau offeriert.

Berggasthaus wird Wellnesshotel

Weiter oben am Berg zelebriert auch die Forsthofalm das gediegene Naturerlebnis. Aus dem Berggasthaus der Familie Widauer ist in den letzten Jahren ein konsequent durchgestyltes Wellnesshotel geworden, das nach dem ersten Ausbau 2008 als erstes Wellnesshotel ganz aus Holz für sich warb und die Gäste mit einem Sky Spa inklusive Panoramapool auf der Dachterrasse und einem romantischen Kuschelbett mitten im Wald lockte.

Das kam so gut an, dass 2013 ein weiterer Holzbau mit Pool auf dem Dach dazugebaut wurde und nun 52 Zimmer und Suiten zur Wahl stehen. Das naturbetonte Ambiente konveniert auch mit dem Standort oben am Berg, mit dem naturbelassenen gastronomischen Angebot der offenen Schauküche. Im Winter logiert man direkt an der Piste und im Sommer am Waldrand. Nur zum Flanieren und Shoppen ist es ein wenig abgelegen.

Dass die Leoganger kreativ unterwegs sind, dafür steht auch das Bergdorf Priesteregg auf der anderen Talseite, dessen Luxus-Chalets seit Jahren stark gefragt sind. Viel Konkurrenz also für den etablierten Krallerhof, der in Leogang lang der Platzhirsch war und heute mit neun Saunen und vier Pools Wellness der gehobenen Art anbietet.

Eine ganz andere Leoganger Erfolgsgeschichte präsentiert der Kirchenwirt. Das alteingesessene Dorfwirtshaus glänzt mit Gault-Millau-Haube und Bierkrone, feiner regionaler Küche und stilgerechten Unterkünften im Ansitz Wirtsgut.

Hier die Hütten- und Chalethotels, dort die klassischen Häuser der Premiumkategorie. Die Salzburger Hotellerie war wohl noch nie so vielseitig wie heute. Zu den Klassikern der gehobenen Urlaubslogis zählt auch der Salzburger Hof in Zell am See mit seinen 150 Betten. Das 5-Sterne-Superior-Haus konfrontiert seine Gäste nicht mit Design-Avantgarde und setzt ganz auf gediegene Gemütlichkeit, was man heute auch gerne als Landhausstil tituliert.

Ganz in dieser Art präsentiert sich auch das Wellness-Schlössl, das auf 3500 Quadratmetern reichlich Pools und Saunen offeriert, dazu umfangreiche Beauty-Offerten und einen Sole Dome für das schwerelose Floaten im salzigen Wasser. Schaut man sich die Neueröffnungen der vergangenen Jahre an, so fällt auf, dass die Kombination aus Klassik und modernem Design ziemlich angesagt ist. Altholzambiente wie beim Bergbauern, dazu viel Glas und Stein und Designermobiliar, begleitet von naturbewusster Gastronomie mit regionalen Zutaten auf Haubenniveau – eine Erfolg versprechende Rezeptur.

Wer sich die Vorzüge österreichischer Topgastronomie genehmigen will, hat in Zell am See keinen weiten Weg. Im Schloss Prielau, einer prestigeträchtigen Immobilie der Porsche-Familie, ist 2-Sterne-Koch Andreas Mayer für die Küche verantwortlich, die regionale Rezepte mit internationalen Variationen kombiniert.

Crossover mit Klassik garniert

Mit einem ähnlichen Konzept funktioniert es auch im Wiesergut in Hinterglemm, einem kleinen, feinen alpinen Designhotel mit nur 24 Suiten und Gastgebern, die auch eine Landwirtschaft und Almhütte betreiben, was ihnen viel Arbeit beschert, dem Gast aber das Gefühl von Authentizität vermittelt. Die großzügigen Suiten mit viel Holz, Naturstein und großen Fenstern könnten auch Architekturmagazine schmücken. Für ein relativ kleines Haus ist das Wellnessangebot gut sortiert: Indoorpool und Saunen, zahlreiche Massagen und Beautybehandlungen, dazu Yoga. Meditation und Private Spa auf dem Dach. Die Küche kombiniert Klassisches mit Crossover und bedient sich bei der eigenen Landwirtschaft und Bauern aus der Region.

Was nun wirklich die richtige Art von Wellness ist, darüber mag jeder seine eigenen Vorstellungen haben. Das Angebot ist heutzutage ziemlich vielseitig, vom edel designten Nobelspa über konventionelles Bade- und Beautyvergnügen bis zum rustikalen Charme nostalgischer Bauernbadl reicht es. Anderen genügt es schon, wenn sie weg vom urbanen Dauerstress einen ruhigen Aussichtsplatz im Gebirge haben.

Turnhalle, Spielturm und Knusperhaus

Ein Hotel, das sich als Pionier der Wellnessbewegung einen Namen gemacht hat und Spaerlebnisse mit privilegierter Lage in der Natur verbindet, ist die Übergossene Alm am Hochkönig. Seinen Namen hat das 4-Sterne-Superior-Haus von einer alten Sage, die sich am Hochkönig zugetragen haben soll. Ein Pluspunkt ist die aussichtsreiche Lage an der Straße am Dientner Sattel auf 1250 Meter Höhe zu Füßen des Hochkönigs. Geschmälert wird dies allenfalls durch die vielen Motorradfahrer, die auf der kurvenreichen Bergstrecke am Wochenende unterwegs sind. Im Winter sind die Pisten direkt vor der Hoteltür, und im Sommer wandert es sich bequem Richtung Hochkönig.

Die Zimmer und Suiten gibt es im alpenländischen Stil und mit modernem Mobiliar. Die Küche tischt heimisch bodenständig und international auf, und der Wellnessbereich bietet auf 1800 Quadratmetern neben Hallenbad und Outdoorpool noch ein Saunadörfl mit neun Saunen und reichlich Beauty und Körperpflege. Spezialisiert hat sich die Übergossene Alm auf den Familienurlaub. Der Nachwuchs hat mit dem Almspielplatz, Turnhalle, Spielturm und Knusperhaus reichlich zu tun. Dazu gibt es Kinderbetreuung und Ausflugsmöglichkeiten.
Die Salzburger Hotellerie und Gastronomie ist gut sortiert und besitzt ganz prägnante lokale Prägungen. Wer kreative Unterkünfte sucht, ist im Pinzgau gut aufgehoben. Wer Haubengastronomie sucht, der braucht sich nur auf die Tauernautobahn Richtung Villach begeben.

Erste Station ist Golling, wo mitten im Ort die Genusswelt von Andreas Döllerer mit Wirtshaus, Haubenrestaurant, Hotel, Metzgerei und Vinothek lockt. Döllerers Alpine Cuisine wird seit Jahren von den einschlägigen Gourmetführern gefeiert. Ein paar Tunnels weiter steht die Festung Hohenwerfen und weist den Weg zu einer weiteren Institution: Die Gebrüder Obauer gehören seit Jahrzehnten zur kulinarischen Spitzenklasse und pflegen eine unprätentiöse regionale und dabei kreative Küche. Wie praktisch, dass man hier auch gleich nächtigen kann, was den Umgang mit der Weinkarte erheblich vereinfacht. Fehlt nur noch ein paar Fahrminuten weiter südlich der Abstecher links nach Filzmoos zum Hotel Hubertus, wo Johanna Maier mit ihren Söhnen ihre ganz spezielle und sehr naturverbundene Haubenküche praktiziert. Da kann man sich bei Cannelloni mit Brennnessel und Bergkäse und Zander mit Oliven und Herbstrüben stärken.

Das ist natürlich kein Essen für jeden Tag. Aber das Gute an der Salzburger Gastronomie ist, dass gleich ums Eck auch ein ordentliches Wirtshaus wartet. In Filzmoos ließe sich das mit einem Spaziergang zu den Hofalmen kombinieren. Ein gute Stunde dauert es zu den meist tief verschneiten Almen, wo dann die Pongauer Fleischkrapfen oder der Kaiserschmarrn auf dem Tisch dampfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2015)

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