Sommer 2016: Run auf Mallorca und norditalienische Seen

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In diesem Jahr fühlt sich mehr als jeder Dritte „überdurchschnittlich urlaubsreif“. Länder wie die Türkei, Griechenland und Ägypten werden trotz fallender Preise weniger gebucht, viele wollen im Heimatland bleiben.

Frankfurt. Ende Dezember hat das Skopos-Institut im Auftrag der DER Touristik, einer Veranstaltermarke der Rewe-Gruppe, mehr als tausend Deutsche befragt, wie stark ihr Bedürfnis nach Urlaub sei. Das Ergebnis: 70 Prozent fühlen sich „überdurchschnittlich urlaubsreif“. Doch trotz guter Konjunkturlage haben sich die Reiseintentionen deutlich verändert. Der Grund: die Terroranschläge in nah und fern und die Flüchtlingssituation. Die Absicht zu reisen, ist zwar vorhanden, an der Umsetzung hapert es aber bisher. „Normalerweise wird der Urlaub im ersten Quartal des Jahres gebucht, bisher hat sich aber nur jeder Fünfte für eine Buchung entschieden“, sagte René Herzog, CEO der DER Touristik, bei der Präsentation der Umfrage in Frankfurt. Bei Österreichern sei das Urlaubsbedürfnis und -verhalten übrigens fast gleich.
Immerhin kann man bereits deutliche Trends ablesen. „Gesucht wird vor allem das Vertraute.“ Die weitaus meisten wollen im eigenen Land bleiben oder in Klassiker-Destinationen wie Spanien und Italien reisen, als Deutsche gern auch nach Österreich. „Besonders die Nord- und Ostsee sind ein Riesenthema bei uns“, erklärte Herzog. Ehemalige Topziele – wie Griechenland und die Türkei mit minus 25 Prozent – sind nach Krisen und Anschlägen von deutlich weniger Interesse, obwohl jetzt viele Sonderangebote locken: „Die Preise sinken von Tag zu Tag, und durch das Ausbleiben russischer Touristen steht in der Türkei jetzt eine riesige Auswahl an erstklassigen Hotels zur Verfügung. Das Preis-Leistungs-Verhältnis an den türkischen Küsten wird im Sommer 2016 unschlagbar sein.“ Zu den Verlierern werden auch nordafrikanische Länder gehören. „Die Preise in Ägypten sind im freien Fall“, so Herzog.

Katalogpreise sind Makulatur

„Wer allerdings in diesem Sommer Mallorca, Ibiza, die italienischen Seen oder Nord- und Ostseeküste ins Auge fasst, sollte sich schnell entscheiden. Freie Kapazitäten und niedrige Preise werden dort sehr bald rar sein. Es gibt jetzt schon deutlich mehr Flugsitze als Hotelzimmer.“ In der Ferne bleiben die Preise dagegen stabil, am Mittelmeer wird es günstiger. „Schon jetzt ist der Katalogpreis am östlichen Mittelmeer reine Makulatur, die Preise liegen heute deutlich darunter.“ Flexibel reagieren müssen die Veranstalter auch bei der Logistik: „Im Sog der Ereignisse werden Flugprogramme angepasst, unter Umständen auch Umbuchungen angeboten.“

Auf aktuellstem Stand sind das Krisenmanagement von DER Touristik und der Österreichtochter Dertour Austria. Jede Information aus den Zielgebieten fließt sofort in das Warnsystem ein. Rundreisen werden umdirigiert, ein Notfallplan wird erstellt, ein Helpteam agiert. Selbst wenn es sich nur um die Verspätung eines Flugs wegen Enteisung der Maschine handelt, erhält der Urlauber umgehend eine SMS.

Anders mit dem Thema Sicherheit gehen laut Jörn Krausser Luxusurlauber um. „Für sie gilt heute Istanbul zum Beispiel als sicherste Stadt der Welt, weil sie jetzt extrem gut bewacht wird“, behauptet der Bereichsleiter Dertour deluxe. „Paare, die Kerngruppe der Deluxe-Gäste, lassen sich offenbar von Krisen nicht so stark beeinflussen wie Familien.“ So reisen sie auch weiter gern nach Griechenland, in Lifestyle- und Boutiquehotels, in Villen. Mit sechs Katalogen spricht Dertour deluxe eine anspruchsvolle Klientel an. „Wir versuchen, Trendscouts zu sein und testen außergewöhnliche Reisen und neueste Hotspots. Zum Beispiel Benguerra Island vor Mozambique.“

Neu auf dem Hotelmarkt ist Cooee mit weltweit 31 Häusern bis in den Fünf-Sterne-Bereich. Modern, lifestylig, mit gratis Highspeed-WLAN, versucht die neue Lifestylemarke den jungen Gast anzusprechen, der auch beim Preis gut mitziehen kann. So kostet eine Woche mit Flug im Doppelzimmer mit Halbpension im Cooee Cala Llenya Resort auf Ibiza ab 303 Euro. René Herzog verspricht: „Mit insgesamt 78 Katalogen und online bieten wir den Gästen von DER Touristik im Sommer 2016 das vielfältigste Programm aller Zeiten.“ Wie viele Urlauber sich demnächst zu einer Buchung entschließen, bleibt allerdings abzuwarten.

Dem schließt sich auch Gerhard Begher, Geschäftsführer Dertour Austria an: „Auch wenn es für eine seriöse Bewertung der Trends für das neue Touristikjahr 2016 noch etwas zu früh ist, so zeichnen sich doch schon bestimmte Ziele und Themen ab. Sehr gute Nachfrage verzeichnen wir im Moment bei den Fernreisen. Das südliche Afrika und der Indische Ozean mit den Malediven, Mauritius, Seychellen und Sri Lanka führen aktuell die Hitliste an.“

Bei den Themenreisen stehen neben Familienurlaub in den Autoreisezielen Italien, Kroatien und Österreich auch die Luxusreisen und Wellnessurlaube wieder hoch im Kurs. Die Dauerbrenner der letzten Jahre, Irland und die nordischen Länder, entwickeln sich mit hoch zweistelligen Zuwachsraten auch 2016 wieder mehr als positiv.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2016)

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