Mallorca: Mit Brise, Glas und Weitblick

Finca-Urlaub auf Mallorca
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Nicht nur im Hochsommer lässt sich Mallorcas Hauptstadt am entspanntesten von oben genießen. Ein Lokalaugenschein in den Rooftop-Bars von Palma.

• Sky Bar/Hostal Cuba – Szene. Der leicht anrüchig klingende Name ist Understatement: Das Hostal Cuba gehört derzeit zu den angesagtesten Treffpunkten Palmas. Beim Cocktail in der Sky Bar auf dem Dach des Hotels, mit Blick auf Jachthafen, Küste und Kathedrale ist sofort klar, warum. Das modernistische Gebäude mit Türmchen ist allein schon einen Besuch wert: 1904 wurde es von einem Schüler Gaudís im Auftrag eines reichen Mallorquiners, der aus Kuba zurückgekehrt war, als Privathaus erbaut. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg wurde aus der Villa das eher bescheidene Hostal Cuba für Seeleute und weniger betuchte Touristen. Dann stand es viele Jahre leer. Jetzt, vor Kurzem renoviert, hat es zu einstiger Schönheit zurückgefunden – als Viersterne-Boutiquehotel, an dem fast kein Weg vorbeiführt: Im Szeneviertel Catalina, gleich beim Hafen gelegen, ist es für Palma-Besucher fast unausweichlich. Bei rund zehn Millionen Touristen, die Mallorca jährlich besuchen, führt das nicht nur in der Hochsaison schon einmal zu Engpässen in der Himmelsbar. Hausgäste dürfen bei entsprechender Witterung auf der Dachterrasse frühstücken. Für anderes Publikum ist im Prinzip ab Nachmittag geöffnet, aber die Zeiten variieren – je nach Saison, Witterung und Veranstaltungsprogramm. Vorsichtshalber nachfragen. Im Erdgeschoß gute Gastrobar, im Keller Disco. Calle Sant Magi, 1, http://hotelhostalcuba.com

•Sky Area/Hotel Almudaina – Muße. Beschaulicher geht es in der weniger prominenten Bar des Hotels Almudaina zu. Das Haus liegt in der zentralen, belebten Einkaufsstraβe Jaime III, der Eingang ist aber, wie das ganze Hotel, so dezent, dass viele daran vorbeilaufen. Gut so, denn die kleine Sky Area bietet Labsal für die von Massen durch die Stadt geschobenen, nicht nur nach Ruhe Dürstenden. Kathedrale, Altstadt, die Burg Castell de Bellver und natürlich das Meer lassen sich hier nicht nur vom Korbsessel, sondern auch vom Liegestuhl aus erobern – mit Glück, es gibt nur zwei. Wer einen ergattert, wird sich nicht mehr so schnell erheben: Es ist der beste Platz für einen Sundowner in der Abendbrise, was das Panorama, leider nicht, was den offen ausgeschenkten Weißwein betrifft. Da empfiehlt sich eher ein würziger Gin Tonic im Kugel-Glas auf Eis. Viel besser geht's nicht. Calle Jaime III, 9, hotelalmudaina.com/hotel.php


• Blue Jazz Club/Hotel Saratoga – Jazz & Gin. Oder vielleicht doch? Im Blue Jazz Club des Hotels Saratoga. Hoch über Palma, im siebenten Stock des Viersternehotels wird nicht nur Jazz hochgehalten, sondern auch zelebriert, dass die Reconquista des Gin Tonic von Spanien ausging. Der Wacholderbrand hat sich hier allerdings nie so flächendeckend verdrängen lassen wie anderswo in Europa. Das mag nicht nur dem Klima geschuldet sein, sondern auch der afición zu traditionellen einheimischen Ginmarken.

Auf der Karte im Blue Jazz Club stehen trotzdem nicht nur spanische Marken: Mehr als 20 verschiedene Gins können mit vier verschiedenen Tonics kombiniert werden. Ob spanisch, französisch oder britisch, ob mit Erdbeere, Sternanis oder Pfeffer, besonders cool ist der Drink mit nächtlichem Rundblick und gutem Live-Jazz – und den gibt es im Saratoga jedes Wochenende. Jazz: Do 22–00 Uhr, Fr, Sa 23–01 Uhr, Blue Jazz Club, Paseo Mallorca, 6; https://www.hotelsaratoga.com/hotel-saratoga-bluejazzclub.php


De Tokio a Lima/Hotel Can Alomar – Fusion. Die schlechte Nachricht: Die Dachterrasse samt Pool des kleinen Fünfsternehotels, direkt an der noblen Einkaufsstraße Paseo del Borne gelegen, bleibt den Hotelgästen vorbehalten. Die gute: Alle anderen sind in der Bar und im Restaurant De Tokio a Lima im zweiten Stock dieses Herrenhauses aus dem 15. Jahrhundert willkommen. Der Ausblick auf den Paseo mit seinen alten Bäumen und den internationalen Labelläden ist auch hier nicht schlecht. Noch besser: Der Streifzug durch die japanisch-peruanisch-mediterrane-Fusionsküche (Jakobsmuschel-Sashimi mit mallorquinischem Trampó-Salat) ist erschwinglich, im Gegensatz zum Einkaufsbummel zwei Etagen tiefer. Calle Sant Feliu, 1; boutiquehotelcanalomar.com/

Rooftop-Bar/Hotel Sant Francesc – Kontemplation. Das Fünfsternehotel Sant Francesc liegt in einem der ältesten Teile Palmas auf dem Platz des ehemaligen Franziskanerkonvents (heute eine Schule), inmitten von engen Gässchen. Auf Augenhöhe mit dem Turm des Konvents und den Dächern der Altstadt – das verleiht der Rooftop-Bar eine besinnliche Atmosphäre, der 30-Quadratmeter-Pool sorgt für den notwendigen Hauch von Luxus. Tagsüber dürfen sich hier nur Hausgäste kontemplativ versenken, abends sind auch Gäste von außerhalb willkommen. Im Winter ist die Bar auf der Dachterrasse geschlossen, aber zumindest eine Besichtigung möglich. Alternative Andacht: Wem (über die Schule) Einlass gewährt wird, sollte nebenan das Konvent mit seinem Kreuzgang besuchen. Plaza Sant Francesc, 5; hotelsantfrancesc.com


Restaurante Kaskai /Mirador de Na Burguesa – Ausflug. Alle wollen hier einen Tisch am Fenster: Die spektakulärste kulinarische Vogelperspektive auf Palma gibt es vom Restaurant Kaskai beim Aussichtspunkt Mirador de Na Burguesa aus – abseits vom Zentrum. Die ambitionierte Thai-Mediterrane-Fusions-Küche und das Fleisch vom Holzkohlegrill können nicht immer ganz mit der Aussicht mithalten, aber die entschädigt in jedem Fall. Camí de Na Burguesa S/N; +34/971/401 796; kaskai.es

PALMA DE MALLORCA MIT UND OHNE AUSSICHT

Anreise: Niki hat für diesen Sommer die Frequenzen auf die Balearen verstärkt und fliegt Palma de Mallorca von Wien mindestens einmal täglich direkt an. Flüge gibt es auch aus Graz, Innsbruck, Salzburg und Linz. flyniki.com

Hotel Tres (vier Sterne). Schlichtes Design in einem Gebäude aus dem 16. Jh. Dachterrasse mit winzigem Pool und groβartigem Ausblick für Hausgäste, Bar im Patio öffentlich. Calle Apuntadores 3; hoteltres.com

Hotel Dalt Murada (vier Sterne). Das kleine Hotel in einem 500 Jahre alten Gebäude ist mit Antiquitäten und Kunst eingerichtet. Die Dachterrasse ist Hausgästen vorbehalten. Calle Almudaina, 6; daltmurada.com,
Hotel GPRO Valparaiso Palace (fünf Sterne).
Das Hotel braucht gar keine Dachterrasse, es ist das höchstgelegene Palmas. Am Stadtrand über der Bucht gelegen bietet es neben Pool, Restaurant und Bar auch einen Panoramablick. Calle Francisco Vidal Sureda 23; gprovalparaiso.com

Brondo Architect Hotel (vier Sterne).

Verwinkeltes, witziges Hotel im Zentrum ohne Aussicht. Jedes Zimmer ist einem Architekten gewidmet: In der Charles-Suite (Le Corbusier) dominieren Uhren, im Rem-Zimmer (Koolhaas) fliegen Bücher. Leider gibt es manchmal Probleme mit der Feuchtigkeit – wie allerdings auch in vielen anderen alten Hotelgebäuden. Calle Brondo, 4,

http://brondoarchitect.com, Tel.: + 34/971/72 05 07.

Essen, trinken, naschen:

Café Joan de S'Aigo. Ganz und gar nicht cool, aber umso populärer ist das 300 Jahre alte Café (und Eissalon). Egal, ob mallorquinische Ensaimadas, Churros con Chocolate (fritierte Backteigkringel mit heißer Schokolade) oder eine Kugel Haselnusseis, authentischer geht's nicht. Calle Baro de Santa María de Sepulcre, 5, + 34/971/72 57 60.

Restaurante La Paloma. Spanische Küche, zeitgemäß interpretiert mit kulinarischen Abstechern nach Asien – Stockfisch, Jamón iberico oder Butterfisch-Sushimi. Calle Apuntadores, 16, lapaloma.es .

Bar-Restaurante Tirso. Schickes Szenelokal mit offener Küche. Kreativ Mediterranes von Fleisch und Fisch, wohlfeile Mittagsmenüs. Calle Unió, 10. Te.: +34/971/76 12 84.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2016)

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