Mitten in der Festspielstadt hinauf auf zwei Gipfel

Festung Hohensalzburg
Festung Hohensalzburg(c) ORF (Hannelore Hopfer)
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Mit der Straßenbahn zur Gipfeltour: In Salzburg geht das dank Kapuzinerberg und Mönchsberg, wo man Gämsen und einem verborgenen Schloss begegnen kann.

Man braucht keine Steigeisen, um Spaß auf den Bergen zu haben. Für die Salzburger ist das keine revolutionäre Erkenntnis. Sie haben zwei Berge mitten in der Stadt. Und die schätzen sie auch. „Wenn es zu regnen aufgehört hat, dann dauert es keine Stunde, und dann ist das Lokal voll“, sagt Peter Esterer, Wirt von der Stadtalm, die sich ganz oben auf dem Mönchsberg befindet.

Das alte Naturfreundehaus ist seit einem halben Jahrhundert ein Ausflugslokal, gehört der Stadt Salzburg und bietet mit seinen kleinen Gaststuben mit 50 Sitzplätzen viel Nostalgie – von den Wollstrümpfen am Ofen bis zu den aus Bratpfannen geformten Deckenlampen. Die besten Plätze sind, wenn es nicht gerade regnet, natürlich draußen im Gastgarten, wo der Blick von der nahen Festung über die Altstadt bis in den Norden Richtung Schloss Klessheim reicht.

Der Mönchsberg ist von den beiden Salzburger Stadtgipfeln der weitaus populärere, was vor allem an der leichten Erreichbarkeit mit dem Lift liegen dürfte. Wer sich aber für den Mönchsberg wirklich interessiert, der wählt die Wanderung hinauf vom Salzachufer. Vorbei am Müllner Bräu geht's gemütlich bergauf zur Müllner Schanze, einem ersten Aussichtspunkt. Nach dem vornehmen Schloss Mönchstein quert die schmale asphaltierte Straße Wald- und Wiesenpassagen, führt mit etlichen Kurven zum Johannes-Schlössl, dem Gästehaus des Pallottiner Ordens, wo sich Besucher zu Yoga- und Qigong-Kursen einquartieren können.

Peter Handke im Falkenturm

Weiter hinten dann nach der Stadtalm baut sich links ein eigenwilliges altes Bauwerk auf. Die Grasmayr-Villa geht bis auf das 17. Jahrhundert zurück. Der Schriftsteller und Hotelbesitzer Anton Grasmayr war ein Sternegucker und ließ sich auf den Turm ein Planetarium bauen. Weiter vorn steht das düstere Kupelwieser Schlössl, das im 14.Jahrhundert ein Falkenturm war und von 1979 bis 1988 vom Schriftsteller Peter Handke bewohnt wurde, der seine Spaziergänge auf dem Mönchsberg im „Nachmittag eines Schriftstellers“ verewigte. Der letzte Abschnitt nimmt dann Kurs auf die Talstation des Festungslifts.

Der Weg zum Kapuzinerberg beginnt direkt am Salzachufer beim Hotel Stein auf der Imbergstiege mit gut 250 steilen Stufen. Oben vor dem Kloster wartet ein erster eindrucksvoller Aussichtsplatz. Die Klosterkirche mit den Reliefs auf der historischen Eichenholztür und der Klostergarten lohnen einen Abstecher. Gegenüber des Klosters versteckt sich das Paschinger Schlössl hinter den Büschen, eine romantische alte Villa, in der Stefan Zweig von 1919 bis 1934 wohnte. Der erste steile Anstieg ist geschafft, es wird nun gemütlicher.

Am Ende der knapp halbstündigen Tour lichtet sich der Wald, und das Franziskischlössl baut sich vor einem auf. 1629 wurde es auf Geheiß des Erzbischofs Paris Lodron erbaut, um sich gegen die Angriffe im Dreißigjährigen Krieg zu verteidigen. Später wurde es als Jagdschloss, dann als Soldatenheim genutzt, bis es zu einem Gasthaus umfunktioniert wurde, das es heute noch ist. Das Interieur wechselt zwischen klassischer Eleganz wie im Paris-Lodron-Saal und rustikaler Gediegenheit wie im Jagdgewölbesaal. Sehenswert sind nicht nur die Salons, sondern vor allem die Ausblicke auf Salzburg unten und den Gaisberg im Osten. Die Wirtsleute, Toni Gruber und Wolfgang Steinmetz, pflegen hier eine kreative regionale Küche. Steinmetz, früher Kunststofftechniker, und Gruber, einst im Bankenmarketing, produzieren Bioroggenbrot und Marmeladen selbst. Auch der Honig, diverse Liköre und das Ketchup sind hausgemacht und werden im eigenen Shop verkauft. „Wir bieten auch Brotbackkurse an und wollen im Obergeschoss ein Kochstudio einrichten“, verrät Toni Gruber.

Das Schlössl ist ein beliebtes Ausflugslokal, auch wenn es keine Zimmer hat und die Taxis aus der Stadt die nächtliche Fahrt auf der engen und steilen Straße meiden. Dafür bieten die Wirte selbst ein Shuttleservice an. Erstaunlich ist nur, dass sie auch noch Zeit finden, Bücher zu produzieren, die sich mit Kultur und gutem Essen in Österreich beschäftigen.

www.salzburg.info

www.stadtalm.at

www.franziskischloessl.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2016)

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