Neues von den Handlungsreisenden

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Der Geschäftsreisebericht 2016 weist nun schon im dritten Jahr in Folge eine sinkende Mobilität des Managements aus. Es verreist durchschnittlich nur noch 59 Tage im Jahr.

Warum in die Ferne schweifen? Diese Frage scheinen sich immer mehr Unternehmen zu stellen, wenn es um die Geschäftsreisen ihrer Mitarbeiter geht. Schon das dritte Jahr in Folge ist die Zahl der Tage, die die heimischen Führungskräfte auf Dienstreise verbringen, rückläufig, wie die Geschäftsreisestudie 2016 des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF) und Carlson Wagon Lit Travel zeigt. Verbrachten sie im Studienjahr 2011/12 noch 67 Tage pro Jahr auf Reisen, so waren es 2013/14 nur noch 64 und im Jahr 2015/16 nur noch 59 – ein weiterer Rückgang um acht Prozent.

„Dieser seit Jahren anhaltende Trend wird durch den intern steigenden Kostendruck und das geringe Wirtschaftswachstum verstärkt“, analysiert WdF-Geschäftsführer Wolfgang Hammerer. „Zudem meinen 79 Prozent der befragten Führungskräfte, dass Geschäftsreisen ein belastender Faktor für die Work-Life-Balance und das Familienleben sind.“ Das Ziel sei daher, Geschäftsreisen mit attraktiven Rahmenbedingungen zu gestalten: schnelle Verbindungen, hoher Sicherheitsgrad und die Möglichkeit, während der Reise arbeiten zu können, sind zentrale Aspekte, so die überwiegende Meinung der reisenden Manager. Ein weiterer Grund für die rückläufige Reisetätigkeit dürfte aber auch in den fortschreitenden technischen Möglichkeiten, an (virtuellen) Meetings auch aus dem heimischen Büro teilnehmen zu können, liegen.

Lieber selbst organisieren

Diejenigen, die noch reisen, tun das im Inland laut der Studie vor allem mit dem Auto (rund 85 Prozent), gefolgt von Bahnreisen mit knapp 30 Prozent; ins Ausland wird vor allem das Flugzeug (knapp 85 Prozent) genutzt. Organisiert werden diese Reisen in knapp der Hälfte der Fälle (53 Prozent) ganz klassisch über das Sekretariat, für zwölf Prozent ist ein eigenes Travel-Management zuständig und immerhin 35 Prozent der Geschäftsreisenden organisieren sich ihre Trips selbst. Wobei – wenig überraschend – Apps eine wachsende Rolle spielen: Inzwischen werden knapp 6,5 Prozent der Hotels und 4,5 Prozent der Flüge damit gebucht. Der Löwenanteil der Geschäftsbuchungen erfolgt allerdings mit knapp 40 Prozent Buchungen direkt beim Anbieter. Der Rest verteilt sich auf Onlineplattformen und spezialisierte Geschäftsreisebüros.

Eine schnelle Verbindung ist für 76 Prozent der online befragten 2900 WdF-Mitglieder sehr wichtig, für weitere 19 Prozent wichtig; die Sicherheit während der Reise beurteilen 47 Prozent als sehr wichtig und 45 als wichtig, und die Produktivität spielt für 53 Prozent eine sehr wichtige und für 31 Prozent eine wichtige Rolle. Auch der Preis ist in Zeiten des wachsenden Kostendrucks keine zu vernachlässigende Größe: Dieser ist für 34 Prozent der Befragten sehr wichtig und 57 Prozent wichtig. Gefolgt vom Reisekomfort – dazu gehören die Reisezeit, der Flug und das Hotel –, der für 48 Prozent eine große und weitere 32 Prozent eine sehr große Rolle spielt. Eher abgeschlagen im Ranking liegt die Bedeutung von Bewertungs-Tools wie Trivago oder TripAdvsior, die von 58 Prozent als unwichtig eingestuft werden; und auch die Kundenbindungsprogramme werden von der Mehrheit der Reisenden (57 Prozent) als unwichtig eingestuft. Ein Ergebnis, das den Airlines wenig gefallen dürfte, zumal diese auf der anderen Seite auch das größte Potenzial haben, diese zahlungskräftige Klientel zu verärgern. Denn den Verlust des Reisegepäcks betrachtet die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) als sehr belastend, weitere 30 Prozent als durchschnittlich belastend. Und auch Flugverspätungen gehören zu den Faktoren, die den Großteil der Geschäftsreisenden belasten: 50 Prozent sogar sehr und weitere 40 Prozent immerhin durchschnittlich stark.

Gelassen bleibt der österreichische Handlungsreisende dagegen bei den Dingen, die man eh nicht ändern kann: So empfinden nur 19 Prozent eine andere Zeitzone oder unpassende Flugzeiten als sehr belastend, eine kurzfristige Reisebuchung sogar lediglich sieben Prozent, eine Mehrheit von 52 Prozent findet diese überhaupt nicht belastend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2016)

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