Portugal

Wandern durch den Frühling

Ein Spaziergang am Strand von Albufeira Ein Spaziergang am Strand von AlbufeiraEin Spaziergang am Strand von Albufeira Ein Spaziergang am Strand von Albufeira
Ein Spaziergang am Strand von Albufeira Ein Spaziergang am Strand von AlbufeiraEin Spaziergang am Strand von Albufeira Ein Spaziergang am Strand von AlbufeiraImago
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Auch wenn die meisten Touristen im Sommer kommen: Von November bis Mai gibt es an der Algarve gleich drei Mal Frühling. Der bietet sich zum Wandern an – und dazu, stundenlang die Natur zu beobachten.

Es gibt hier nicht nur einen Frühling, sondern drei“, sagt Andreas Scheiterbauer, der unsere Wandergruppe durch die Algarve führt. Der erste Frühling sei im November. „Da blüht alles, weil es im Oktober so viel regnet. Typisches Novemberwetter ist Sonnenschein und 18 bis 20 Grad.“ Der zweite Frühling startet im Februar, da blühen vor allem die Bäume. Der dritte Frühling überschneidet sich mit unserem. Im Sommer aber sei es nur heiß und windig.

Es ist also schnell klar, dass er – im Gegensatz zu den meisten Touristen – nicht gerade den Sommer für die beste Zeit für die Algarve hält. Die beste Art, um die Algarve kennenzulernen, ist für Andreas – der gleich das Du-Wort anbietet – zu Fuß. Er habe die Route für eine Reise mit seiner Frau und seinem damals einjährigen Sohn zusammengestellt. Dementsprechend gemütlich sind die Wanderwege. Mittlerweile wird die Tour über Weltweitwandern angeboten. Also führt Andreas durch kleine Dörfer, gewandert wird meist entlang der Küste, gepicknickt gern in der freien Natur, wo man sich auch bei dem ein oder anderen Orangenbaum bedienen kann. Aber zuerst einmal nach Cabanas de Tavira im Osten der südlichsten Region Portugals. Das Fischerdörfchen hat den Vorteil, dass es keinen direkten Zugang zum Strand gibt. Das macht es für die Massen weniger interessant.

Für ein, zwei Pastéis de Nata findet sich immer ein Plätzchen im Bauch
Für ein, zwei Pastéis de Nata findet sich immer ein Plätzchen im BauchImago

Man kann aber dennoch in einem Straßencafé mit Blick aufs Wasser sitzen und „un café“ – wie der Espresso hier genannt wird – und ein Pastéis de Nata zu sich nehmen. Man blickt dann eben nicht auf das Meer, sondern auf die Ria Formosa, eine gut 60 Kilometer lange Lagunenlandschaft. Um ans Meer zu kommen, ist einer der vielen Bootsfahrer behilflich, die ihr Geld damit verdienen Touristen zu chauffieren und Fische zu fangen. 40 Fische habe er heute schon gefangen, sagt der freundliche Herr, vorwiegend Doraden. Um acht Euro das Kilo hat er sie an Restaurants verkauft. Sein Nachbar hingegen hat 300 Kilo Muscheln gefischt. Die werden nach Frankreich, England, Paraguay und Thailand exportiert, übersetzt Andreas. Dem besonders guten Wasser hier sei es zu verdanken, dass die Muscheln so begehrt sind. Auf der Ilha de Cabanas de Tavira angekommen wird einmal gewandert oder vielmehr am Strand entlangspaziert.

Von hier ist es – ebenfalls mit dem Bootstaxi – nicht mehr weit nach Tavira. Eine hübsche Stadt mit Markthalle, einer maurischen Burgruine mit blühendem Garten und auch der kleinen Brauerei Mouros. Das junge Paar Sebastião Afonso und Ivânia Lourenço ist auf den Craft-Beer-Trend aufgesprungen und verarbeitet die Früchte des Johannisbrotbaums sowie der Kaktusfeige zu Pale Ale und anderen wiederentdeckten Bierstilen. Wer wirklich Ruhe sucht, ist in in Casela Velha richtig, ein kleiner Ort auf einem Steilhang zwischen Castro Marim und Tavira. Hier gibt es eine Kirche, eine Telefonzelle, zwei Wirtshäuser (Casa Verde und Casa Azul), einen Friedhof und eine Treppe, die zum Naturschutzgebiet Sapal führt. Hier kann man stundenlang sitzen und einfach der Natur zuschauen.

Ein halbes Dorf gekauft

Stundenlang gehen kann man entlang der Küste von Monte Clérigo nach Arrifana – und zwar nicht unten am Strand, sondern oben auf den Klippen. Hier begegnet einem so gut wie niemand. Irgendjemand hat hier einmal ein altes Motorrad abgestellt, vielleicht war es einer der Fischer, die hier ihr Glück versuchen. Einen ähnlichen Eindruck wie das alte Motorrad muss das Dörfchen Pedralva auf António Ferreira gemacht haben. Der Werber aus Lissabon hat eigentlich nur ein Häuschen für sich und seine Familie gesucht. Gefunden hat er ein Dorf. „Die Leute sind weggezogen, vieles war verfallen.“ Also hat er statt einem gleich 30 der 50 alten Häuser gekauft. Heute sind daraus nette Appartements geworden, die den ursprünglichen Charakter erhalten und wieder für Leben im Ort sorgen. Bereut hat er den Schritt nicht. „Es geht im Leben um mehr, als nur darum sinnlose Produkte zu verkaufen.“

Reisetipps

Weltweitwandern: Der Reiseveranstalter bietet im Februar, April, Oktober und November
Wanderreisen in die Algarve an (acht Tage ab 1290 Euro, Gruppe: 6–14 Teilnehmer). 

Übernachten. Aldeia da Pedralva: Alfama Lisbon Lounge Suites, Lissabon: www.lisbonloungesuites.com

Bier verkosten:Cervejeiros Mouros

Compliance-Hinweis: Die Reise wurde von Weltweitwandern unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 4.2.2017)

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