Thailand: Punch und ein Kinnhaken im Luxushotel

Zum Schorcheln in die Andamanensee schippern.
Zum Schorcheln in die Andamanensee schippern.Rainer Heubeck
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Thaiboxen lernen, Radfahren zwischen Gemüsekulturen, sich im Privatpool aalen, Affen bei der Kokosnussernte bewundern, Schnorcheln in der Andamanensee – Südthailand zwischen Action und Entspannung.

„Jab, Jab“, schreit Lek – und hält mir einen Polster entgegen, auf den ich so fest wie möglich schlagen soll. Ich dresche mit voller Wucht darauf, er lächelt. Ist es überlegen, milde, amüsiert? Ich weiß es nicht. Thailand gilt als das Land des Lächelns, doch das Lächeln ist häufig unergründlich. „Auch wenn etwas Schlimmes passiert, lächeln wir zuerst, bevor wir dann weinen“, sagt Bunprung Puanchimplee, genannt Ben, ein thailändischer Reiseleiter, der mehrere Jahre in Bonn gelebt hat – und den viele seiner Freunde mittlerweile „den Deutschen“ nennen. Lek fordert mich zum nächsten Schlag auf. Jab, Punch, rechter Haken, linker Haken, bald darauf üben wir auch den Kinnhaken. Doch mit der richtigen Schlagtechnik ist es nicht getan, auch die Fußstellung muss stimmen, damit man das Gleichgewicht hält. Und während die Schlaghand nach vorn geht, muss die andere Hand für Deckung sorgen. Es ist meine erste Stunde Unterricht im Thaiboxen, und die meiste Zeit verstehe ich nur Punch und Bahnhof. Dabei sind wir erst bei den wichtigsten Bewegungen der Hände, doch Thaiboxen ist weit mehr, auch die Füße, die Knie und die Ellenbogen kommen zum Einsatz. „Nie die Deckung vergessen“, mahnt Lek beim nächsten Schlag – und lächelt wieder undefinierbar. Der 30-Jährige hat schon als Kind mit Thaiboxen begonnen. Um sich fit zu halten oder um die Tradition zu pflegen? „Nein, ich wollte vor allem Geld verdienen“, gesteht Lek.

Geheimwaffe Knie

Das ist ihm gelungen, im Alter von zehn Jahren gewann er sein erstes Preisgeld, 300 Baht, umgerechnet etwa acht Euro. In den Jahren darauf gewann er immer öfter bei Turnieren, heimste Preisgelder von bis zu 50.000 Baht ein. Mit 19 gewann er im Stadion von Phuket sogar den nationalen Titel. Sein Geheimrezept: „Ich versuche meist, meinen Gegner mit meinem Knie außer Gefecht zu setzen“, verrät er. Später studierte er Sport an der Universität, natürlich mit dem Schwerpunkt Muay Thai, Thaiboxen. Doch seine Eltern wollten nicht, dass er seine Gesundheit aufs Spiel setzt. „Deshalb habe ich ihnen versprochen, nicht mehr an Turnieren teilzunehmen.“ Ein Vorsatz, an der er sich nicht allzu lang gehalten hat – doch dann, davon ist er überzeugt, erteilte ihm das Schicksal eine Lehre. „Genau eine Woche, nachdem ich das Versprechen meinen Eltern gegenüber gebrochen hatte, hatte ich einen Motorradunfall, bei dem mein Bein stark verletzt wurde, seitdem brauche ich bei Wettkämpfen ohnehin nicht mehr anzutreten.“

Luxusvillen mit Privatpool

Stattdessen betreibt Lek ein Fitnessstudio in Krabi, betätigt sich als Coach und Trainer für Turnierkämpfer und arbeitet im Anantara Mai Khao Phuket Villas Resort als Thaibox-Trainer für Urlauber. Eineinhalb Stunden eine Trainingseinheit, bei der ich für Lek wohl nicht einmal einen Sparringspartner hergebe. Trotzdem hat es Spaß gemacht – auch wenn ich bis heute nicht sicher bin, ob Khun Lek mich während des Trainings eher an- oder ausgelacht hat. Ein Hotelaufenthalt in Thailand ist immer eine Begegnung mit der örtlichen Kultur. Das beginnt bei der Architektur und beim Essen, und es setzt sich fort bei den Wellness- und Sportangeboten und beim Ausflugsprogramm. Das Anantara Mai Khao Phuket Villas, ein Fünfsternehotel, dessen Villen alle über eine Privatpool verfügen, stellt für seine Gäste beispielsweise Fahrräder bereit, mit denen diese die Umgebung erkunden können, auf eigene Faust oder geführt. Auf Schleichwegen fahren wir entlang des Mai-Khao-Strandes und vorbei an Lagunen sowie an Obst- und Gemüsegärten.

Luxusvillen mit Privatpool, verbunden mit Austausch und Begegnung mit der Umgebung, das bietet auch das Six Senses auf der Insel Yao Noi. Am Infinitiy Pool des Hotels, das einen fantastischen Blick auf die Phang-Nga-Bucht ermöglicht, konkurrierten im November 2014 die Teilnehmer von DSDS um die Gunst von Dieter Bohlen. Den Pool können alle Hotelgäste nutzen und auf der Terrasse dort zu Abend essen. In jeder Villa des Hotels findet sich ein Bastkorb, mit dem sich die Gäste von der Bio-Hühnerfarm des Six Senses ihre Frühstückseier holen können.
Ein Ei ist leicht eingesammelt, eine Kokosnuss hingegen holt man nicht so leicht vom Baum. Das erfahren wir bei unserer Inseltour auf Ko Yao Noi, als wir die kleine Kokosnussplantage der 58-jährigen Chanja besuchen. Heute ist der 33-jährige Chit zu ihr gekommen, der den Affen Don mitgebracht hat. Das Tier, ein junger Kurzschwanzmakake, ist monatelang trainiert worden, um Kokosnüsse zu ernten, und demonstriert uns, wie es das macht. Nachdem Don den senkrecht aufragenden Stamm erklommen hat, hält er sich an einer Kokosnuss fest, dreht diese immer wieder von rechts nach links und zerrt kräftig an ihr. Ob das wohl gut geht? Doch als die fast fußballgroße Kokosnuss mit einem lauten Rums auf den Boden knallt, bleibt der Makake ganz selbstverständlich auf der Palme und bearbeitet bereits die nächste Nuss. „Ein richtig guter Affe schafft bis zu 1700 Nüsse am Tag. Don ist allerdings noch sehr jung, für mehr als zwanzig bis dreißig Nüsse pro Tag reicht seine Kraft noch nicht“, sagt Chit, der seit rund acht Jahren Affen als Erntehelfer einsetzt und sich von seinem Nachbarn abgeschaut hat, wie man die Tiere trainiert und motiviert.

Wer auf Ko Yao Noi nicht von Kokosnüssen, von der Fischerei oder vom Reisanbau lebt, der ernährt sich vermutlich von Gummibäumen, zumindest indirekt. Früher war das ein gutes Geschäft, doch seit einigen Jahren fallen die Gummipreise, zudem ist die Arbeit beschwerlich. „Ich fange schon um zwei Uhr morgens damit an, die Bäume anzuritzen“, berichtet der sechzig Jahre alte Wahab, der eine kleine Plantage auf Ko Yao Noi bewirtschaftet. Da liegt es nahe, alternative Einkommensquellen zu suchen. Wahab arbeitet auch als Fischer und als Bauarbeiter. Und auf Ko Yao Noi gibt es mittlerweile Homestay-Projekte, bei denen Thais und Ausländer bei den Einheimischen leben können und dabei üppig mit frisch gefangenen Fischen und vor Ort geernteten Meeresfrüchten verwöhnt werden. Insgesamt 25 Familien sind an dem preisgekrönten Homestay-Programm beteiligt.

Immer auf die Deckung achten

Was die Andamanensee im Bereich Phang Nga und Krabi alles kann, merken wir, als wir mit dem Longtail-Boot zu einem Schnorchelausflug starten. Auf Ko Gai haben wir einen traumhaften Sandstrand ganz für uns allein, auf Ko Hong schippern wir durch einen schmalen Felstunnel in eine von Felswänden umgebene Lagune, die wirkt, als wäre sie einem Fantasy-Buch entsprungen. Auf der Rückfahrt liege ich dösend an Deck, nicke kurz ein – und schrecke auf: Wollte mir da nicht gerade jemand einen Kinnhaken verpassen? Verdammt, ich habe schon wieder nicht auf die Deckung geachtet. Doch es war nur ein Traum – wenn ich wieder auf Phuket bin, dann buche ich bei Khun Lek noch ein paar weitere Stunden. Irgendwann werde ich die richtige Handhaltung für die Abdeckung schon noch hinkriegen.

Info

Anreise:

Thai Airways bietet mehrmals pro Woche Nonstop-Flüge von Frankfurt nach Phuket, die mit Zubringerflug ab Wien gebucht werden können. Reservierung unter 01/586-8309 oder unter www.thaiairways.de

Sonst u. a. mit Austrian via Bangkok nach Phuket. www.austrian.com

Einreise:

Touristische Aufenthalte bis zu 30 Tage sind für Deutsche, Österreicher und Schweizer visumfrei. Der Reisepass muss noch mindestens sechs Monate gültig sein.

Übernachten und Aktivitäten:

Übernachten in Luxusvillen mit Privatpool sowie Thaibox-Training bietet das Anantara Mai Khao Villas Phuket (Tel. +66/76336100, www.anantara.com) am ruhig gelegenen Mai-Khao-Strand.

Ein guter Ausgangspunkt für Bootstouren in die Phang-Nga-Bucht und eine Inseltour auf Ko Yao Noi ist das exklusive Six Senses Yao Noi (Tel. +66 76418500, E-Mail reservations-yaonoi@sixsenses.com, www.sixsenses.com).

Homestay bei Einheimischen und Fischerfamilien bietet das Kohyaonoi Homestay, Tel. +66/819680877, E-Mail bangmee1@hotmail.com.
Die Kosten liegen bei 50.00 Baht (ca. 140 Euro) pro Person und Tag. Ähnliche Homestay-Programme vermittelt auch der Koh Yao Noi Eco-Tourism Club, +66/76-597409, www.koh-yao-noi-eco-tourism-club.com.

Souvenirs: Tha Khao Batik, Tha Khao Pier, Ko Yao Noi, Tel. +66/76582729, www.facebook.com/ThakhaoBatikThailand

Klima: In der Region Phang Nga herrscht tropisches Klima mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, die beste Reisezeit ist die Trockenzeit von November bis Mai, wobei aber auch in dieser Zeit Niederschläge möglich sind. Die Hauptregenzeit ist von Juni bis Oktober.

Infos: Thailändisches Fremdenverkehrsamt, Heumühlgasse 3, 1040 Wien, Tel. 01/5852420, E-Mail: thailand@speed.at, www.tourismusthailand.at und www.thailandtourismus.de

Compliance-Hinweis: Die Thailand-Reise wurde von thailandtourismus.de, den Hotelresorts und Thai Airways unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.4.2017)

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