Griechenland

Kythira: Kleine Insel, fernab der Massen

Ein malerischer Wasserfall auf Kythira
Ein malerischer Wasserfall auf Kythira Imago
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Südwestlich von Athen begeistert Kythira mit großartiger Natur, herzlichen Gastgebern und gutem Essen.

Griechenlands Inseln üben unbestritten große Anziehungskraft auf Urlauber aus, dabei reicht deren Faszination mittlerweile weit über Klassiker wie Kreta, Rhodos oder Santorin hinaus. Eine halbe Flugstunde von Athen entfernt versteckt sich vor der Südostspitze der Peloponnes eine kleine Perle. Kythira darf ruhigen Gewissens noch als wahrer Geheimtipp bezeichnet werden, die Insel ist gerade erst dabei, richtiggehend zu erwachen. Ihr Flair ist speziell, man könnte ihn genauso gut als niedlich-sympathisch bezeichnen. Nur 3500 Menschen leben in den immerhin 64 Dörfern Kythiras – meist im Inselinneren –, wobei das größte, Chora, gerade einmal 500 Einwohner beheimatet. Der Hauptort mit seiner Festung aus dem 13. Jahrhundert hatte eine wichtige strategische Rolle inne – von hier aus konnte man den Seeweg zwischen dem Ionischen und dem Kretischen Meer beobachten.

16 Hotels bieten Zimmer an, die meisten davon sind klein und der Betrieb ist familiär. Die nervenaufreibende Suche nach der Richtigen unter Massen von Unterkünften bleibt einem damit praktisch erspart. Das Leben in Kythira, die zu den Ionischen Insel gehört, ist gemütlich. Es gibt zwei Kindergärten, drei Grundschulen und eine höhere Schule. Wer studieren möchte, den wird es zwangsläufig nach Athen verschlagen. Auch jene, die abends ins Kino wollen. Kythira unterhält auf seine eigene Art und Weise, dazu braucht es keine Hollywood-Blockbuster auf Großbildleinwand. Wer ausgelassene Strandpartys oder laute Unterhaltungsshows in riesigen Hotelkomplexen erwartet, der wird hier nicht fündig werden. Vielmehr verzaubert die achtzehntgrößte griechische Insel mit natürlichem Charme.

Kies und Sand

Kythira ist trotz seiner Kargheit durchaus grün, in der Vorsaison genauso wie in den heißen Sommermonaten. Der Geruch von Zypressen lässt zwangsläufig Urlaubsfeeling aufkommen. Weit schweift das Auge über die vielen malerischen Kies- und Sandbuchten und Strände, von denen manche mehr, manche weniger stark frequentiert sind. Einige erreicht man nur über unbefestigte Straßen, doch die meisten haben eine Strandbar oder Taverne. Die kleine Bucht von Avlemonas im Osten mag hier gesondert erwähnt werden. Dass sie auch bei den Einheimischen ausgesprochen beliebt ist, bürgt ohnehin für Qualität.

Um diese abwechslungsreiche Insel kennenzulernen, sollte man sich ein Auto mieten – das Straßennetz ist gut ausgebaut, der Asphalt verglichen zu anderen Inselabenteuern keineswegs holprig. Und die Angst, auf dem Weg zum Lebensmittelmarkt eine Strafe wegen Zu-schnell-Fahrens nachgereicht zu bekommen, ist unbegründet. Überhaupt sorgen nur 15 Polizisten auf der ganzen Insel für Recht und Ordnung. Wahrscheinlich würden schon fünf genügen.

Die Insel mit dem Mountainbike zu entdecken, scheint ambitionierter, denn das Gelände ist streckenweise durchaus anspruchsvoll. Ein Sprung ins kühle Nass lässt die Anstrengungen zur Nebensache werden. Alternativ bietet sich ein Canyoning-Abenteuer in Mylopotamos an, zumal es auf der Insel Wasserfälle und Schluchten gibt. Die Idee, Canyoning in seiner Heimat anzubieten, kam dem Veranstalter Fretos allerdings erst vor zwei Jahren: „Mir macht es selbst unheimlich Spaß. Jetzt hoffe ich, damit unsere Besucher begeistern zu können.“

Qualität statt Quantität

Den Tourismus hat Kythira Anfang der Achtzigerjahre für sich entdeckt. 60 Prozent der Gäste sind Griechen, der Rest kommt vorwiegend aus den Niederlanden, der Schweiz, Deutschland und Dänemark. Auch Österreicher, so hört man, trifft man mittlerweile immer öfter. Im Vorjahr haben 80.000 Touristen Kythira besucht, was ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zur Vorsaison ergibt. Ein Wachstum dieser Größenordnung ist auch das Ziel der nächsten Jahre, denn noch sind die Besucherströme überschau- und problemlos bewältigbar. Der Gefahr, in naher Zukunft der Verlockung des massentouristischen Ausbaus zu erliegen, ist man in Kyhtira keineswegs ausgeliefert.

„Das ist auch nicht unser Anspruch, nein“, sagt Eustathios Harhalakis, der bärtige und redselige Bürgermeister der Kommune. Partyinseln wie etwa in den Kykladen seien keineswegs ein Vorbild, „wir wollen mehr Qualität statt Quantität“. Dann könnte es länger so bleiben: Kleine Restaurants am Strand, herzliche Cafés in schmalen Gassen, ein abwechslungsreiches gastronomisches Angebot zu angemessenen Preisen. Fischliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, Portionen fallen nie zu klein aus. Und wer keinen Tsipouro, den traditionellen „Schnaps der armen Leute“, getrunken hat, der war nie wirklich hier. Ein morgendlicher Lauf entlang der atemberaubend schönen Küsten lässt etwaige Sünden des Vorabends schnell wieder vergessen.

Die Reise wurde von der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr unterstützt.

Zwischen Ionischem und Kretischem Meer

Anreise: Von Wien über Athen und weiter nach Kythira mit Aegean, de.aegeanair.com
Übernachten: z. B. Hotel Irida in Aghia Pelagia

Restaurants: Kaleris in Aghia Pelagia Fischtaverne in Kapsali Platanos, Taverne in Mylopotamos

Cafés: Lemonokipos, Chrysopsaro, Botzio in Avlemonas sowie Proventza in Potamos

Anschauen: Auf der Insel gibt es einige Naturdenkmäler wie Höhlen, Schluchten und Wasserfälle sowie bedeutende kulturelle Orte, z. B. Agia Sofia, die seit 800 Jahren als Kirche genutzt wird, die riesige Steinbrücke von Katuni, die von den Briten errichtet wurde, oder die Burg von Chora.

Tipp: Zwischenstopp in Athen: Übernachtung im Hilton, Essen im Restaurant Cookoovaya in Athen

Info:www.visitgreece.gr

("Die Presse", Print-Ausgabe, 5.8.2017)

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