Reisen am Valentinstag: Tour d'amour

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Reisen am Valentinstag zielen mitten ins Herz. Am 14. Februar. Da zählt nur eine Destination: der siebente Himmel, gilt doch der heilige Valentin landläufig als Schutzpatron aller Turteltäubchen.

364 Tage im Jahr urlauben die Menschen nach Lust, Laune und Leistbarkeit, fahren ans Meer, in die Berge, fliegen weg oder bleiben daheim. Nicht so am 14. Februar. Da zählt nur eine Destination: der siebente Himmel, und zwar keinesfalls allein, gilt doch der heilige Valentin landläufig als Schutzpatron aller Turteltäubchen und Kuschelbärchen. Was historisch gesehen zwar nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch ist; die Herkunft des Lieblingstages der Blumen- und Hotelbettenhändler ist so verworren wie die Wege der Liebe selbst. Der Legende nach traute Valentin, unter Christenverfolger Kaiser Claudius II. Bischof im mittelitalienischen Terni, verliebte Christen, was ihn 269 n. Chr. den Kopf kostete.

Die schwüle, blumige Note des Festes geht angeblich auf Juno zurück, die römische Göttin der Geburt und Ehe, der man dereinst am 14. Februar Blumen opferte. Die meisten halten es in Sachen Valentin lieber mit den Engländern. Für die beginnt am 14. Februar die Paarungszeit der Vögel. Dann schwärmen die Turteltäubchen aus und suchen nach einem kuscheligen Nest. Eine in heimischen Breiten keine sonderlich schwierige Sache, die Lande- und Liegeplätze für frisch Verliebte und lang Getraute sind hierzulande weit gestreut und weich gebettet.

Im salzburgischen Mattsee etwa können Lust und Leidenschaft beim sechsgängigen aphrodisischen Valentinsmenü samt Klavierbegleitung und Kerzenschein durchaus ein wenig zu Bauche schlagen. Doch das Arrangement d'amour mit Schokolade und Champagner, gepaart mit einer Runde Romeo und Julia, hilft der Sinnlichkeit selbst nach sechs Gängen auf die Sprünge.

Auch im Lungau kommen jetzt verschwitzte Gefühle auf. Beim Liebestraumbad teilt sich das Pärchen Wanne und Wonne, bei der sinnlichen Paartherapie „1001e Nacht“ sollte sich eigentlich keine Sehnsucht nach Morpheus einstellen.

Tierliebe und Minne

Ideal für Kuschelbärchen, die zwar Berge an Liebe anstreben, aber doch lieber im Flachland verweilen, ist hingegen das Burgenland. Bei einem Ausflug in den Nationalpark Seewinkel entwickeln tierisch – in puristisches Thermendesign – Verliebte auch ein Herz für Przewalski-Pferde, Seeadler und Wasserbüffel. Danach menschelt sich's sicher doppelt so gut im hauseigenen Himmelbett.

Eine besondere Note verleihen die Kärntner dem Valentinsfest. Natürlich nicht alle, aber jedenfalls ein Hotelresort auf dem Katschberg. Denn hier stehen Kutschenfahrten mit Kärntnerlieder-Kurs auf dem optisch-akustischen Romantikprogramm. Ein sangesfreudiger Gast hat seiner Geliebten kürzlich zu den Klängen von „Und I hab dir in die Äuglan gschaut“ sogar einen Heiratsantrag gemacht. Zwei Tage gegenseitiges mehrgängiges Füttern, nächtelanges Kuscheln, ausschlafen, bis der Champagner serviert wird, und etwaige Krämpfe beim Saunieren oder im Tepidarium gelöst werden, wäre hingegen die St.-Valentins-Rezeptur eines Romantikhotels im Kärntner Döbriach.

Eine Tradition besagt, dass ein Mädchen den Mann heiraten wird, der ihr am frühen Morgen des 14. Februar als Erster über den Weg läuft. Daher sollte man(n) am Valentinstag besser keine getrennten Wege gehen, sondern lieber eine Reise tun und das Fernweh stillen. Warum sich nicht gleich in New York City verlustieren, im großen Liebesapfel, wo man angeblich niemals schläft. Wer seinen Hunger nach Liebe im botanischen Garten von Queens beim Heart-Shaped-Compost-Cookies- Workshop nicht stillen kann, übersiedelt nach Manhattan: Im Lily O'Brien's Chocolate Café kann man seine sinnlich-kulinarischen Gelüste an einem meterhohen Brunnen laben, aus dem knallrote Schokolade fließt.

Turteltäubchen mit Flugangst trippeln besser in den sonnigen Süden zum Nachbarn. Im Hotel Sassongher in Alta Badia verschafft einem nicht nur die Kulisse der Dolomiten Höhenflüge. Auch privater Whirlpool und Preiselbeerbad sorgen für das gewisse Prickeln. Aber was tun, wenn man gar nicht verreisen kann/will? Oder wenn einem das Herz fehlt, das in seligem Gleichklang schlägt? Auch nicht schlimm. Ersteren bleibt immer noch die Option auf eine „Suite for my Sweet“ in einem exklusiven Palais mitten in Wien. Auf Rosen gebettet und mit Champagner verwöhnt lässt es sich auch ohne Ortswechsel gut leben und lieben.

Und Zweitere könnten Slowenien besuchen, denn dort wird kein Valentin, sondern Vogelhochzeit gefeiert – ein Fest des Frühlingserwachens, weniger eine Hommage an die Liebe. Aber wer weiß, vielleicht flattert einem gerade dort der Vogel seines Lebens über den Urlaubsweg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2011)

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