Die Grazer Liebesschlösser boomen weltweit

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"Beherzte" Baumrinden findet man nur noch selten, das moderne Liebespaar graviert ein Schloss aus dem Baumarkt und wirft den Schlüssel in die Mur. Die "Liebesschlösser" haben ihren Ursprung in Rom.

Auf der Grazer Hauptbrücke wurde gerade die 1000er-Marke überschritten. So viele Paare haben sich schon an den beiden Geländern mit sogenannten Liebesschlössern verewigt. Ein neuer Schwung wird am Valentinstag (14. Februar) erwartet - mittlerweile unter wohlwollender Duldung der Stadtverantwortlichen, was nicht immer der Fall war.

Drei Symbole der Liebe

In ihrer Arbeit "Liebesschlösser - vom Tiber zur Mur" versuchten drei Grazer Volkskunde-Studierende Bedeutung und Verbreitung der mittlerweile weltweit verbreiteten Lovelocks zu "entschlüsseln". Drei Symbole finden hier zueinander: Schloss und Schlüssel (der Schlüssel zum Liebesschloss soll in Wasser geworfen werden, Anm.), die Brücke als Übergang zwischen zwei bis dato getrennten Welten sowie der Fluss als dynamischer Gegenpol zum Statischen und Ewigen von Brücke und Schloss. Dazu kommt das Herz, der Sitz der Seele und das Zeichen der Liebe, das oft auf die meist konventionellen Baumarkt-Schlösser gemalt oder graviert ist.

Die Baumrinde bleibt heil

"In unserer schnelllebigen Zeit ist ein Wunsch nach Beständigkeit und Sicherheit nicht verwunderlich. Im Liebesschloss findet sich innerhalb der permanenten Bewegung des Lebens ein kleiner Fixpunkt, der sowohl den Traum von Gemeinsamkeit als auch die emotionale Exklusivität einer Beziehung demonstriert", formuliert Martina Plank, eine der Autorinnen. Herzenschnitzen in Baumrinde ist gestern, Lovelocks sind heute, könnte man sagen.

Alles begann auf der Ponte Milvio

Der Anfang dieser rituellen Gesten ist freilich nicht genau festzumachen. Die studentische Recherche ergab ein "erstes Aufkommen in den 1990er-Jahren". Einiges deute auf Italien als Ursprungsland hin, wo die "amorchetti" die Ponte Milvio in Rom schmücken und der Autor Frederico Moccia mit seinen Romanen zur Popularität des Brauches beigetragen hat. Ältere Belege gibt es aus Serbien (Vrnjacka Banja) und Ungarn (Pecs), älteste, wenn auch nur literarische, aus dem Minnegesang des 12. Jahrhunderts.

In Frankreich gab es bereits einen ausgewachsenen Schloss-Skandal. Auf der Pariser Seine-Brücke Pont des Arts wurden im März 2010 über Nacht 2000 "Liebesschlösser" geknackt. Die Stadt, die die Vorhängeschlösser zuvor als Verstoß gegen den Denkmalschutz kritisierte, versicherte damals, keine Behörde habe etwas damit zu tun. Auch die Polizei dementierte. Vielleicht war es ein gebrochenes Herz.

Solange das Geländer stehen bleibt

Die Symbole der Zuneigung finden sich aber auch außerhalb Europas - in China, wo es den Brauch seit Alters her geben soll, ebenso wie in St. Petersburg, Sydney oder - erst seit kurzem - in Lovelock, US-Bundesstaat Nevada. In manchen Städten wie Berlin oder Venedig wurden sie verboten, auch in Graz hat man sie 2010 unter Protesten weggeschnitten. Heute hat man sich an der Mur "mit der netten Tradition" - so ein Sprecher der Stadt - arrangiert und toleriert sie, solange das Geländer stabil bleibt und Passanten nicht gefährdet werden. Doch es gibt auch Städte, an denen der Brauch vorbeigegangen zu sein scheint: So wurden in Wien bisher keine bedeutenden Anhäufungen von zweckentfremdeten Schlössern an Geländern und Gittern gesichtet.

(APA/sh.)

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