Amanshausers Welt: 376 Kambodscha

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Kleine Geschichten über große Locations.

Barnaby Olsen kann den Schmerz noch nicht quantifizieren, den er ­verspüren wird, wenn er Ende nächsten Monats seine Zelte in Kambodscha abbricht. Über vier Jahre lebte er auf der Doppelinsel Song Saa, als Director of Conservation. Er hat miterlebt, wie die Villas entstanden, in denen die Besucher heute untergebracht werden. Kambodschas erstes und einziges Luxusresort nistet auf zwei Inselchen vor der großen, spärlich bewohnten Insel Koh Rong, wo sich in einem improvisierten Staff Village für 50 Mitarbeiter seine Unterkunft befand (im kleinen Paradies war einfach kein Platz für sie).

Vier Jahre lang ist Barnaby aus Manchester mit dem tuckernden Motorboot täglich die fünf Minuten zwischen Schlaf- und Arbeitsplatz hin- und hergefahren. Manchmal sogar mehrmals pro Tag, denn er ist es auch, der den neugierigen Gästen, die für eine Übernachtung so viel zahlen wie der zehnfache Monatslohn eines durchschnittlichen Kambodschaners beträgt, Prek Svay zeigt. Mit ca. 700 Einwohnern ist das Fischerdorf die größte der vier Ansiedlungen auf Koh Rong. An der Flussmündung stehen ein Dutzend Holzhäuser auf Stelzen. Seit Barnaby gekommen ist, hat sich Prek Svay total verändert. Zum Besseren?

Ein Luxusresort in unmittelbarer Nähe eines alten Fischerdorfs? Kann eigentlich nicht gut gehen, denkt man. Doch die Besitzer Melitta und Roy Hunter erwiesen sich als umsichtige Investoren, ihr Ziel war der Schutz des Riffs und der lokalen Strukturen. Sie gründeten die Song Saa Foundation. Barnaby Olsen war dabei, als das schwer Vorstellbare in die Tat umgesetzt wurde. Niemand werde, versichert er, hier zu seinem Glück gezwungen – strukturelle Hilfe steht im Vordergrund. Der drängendste Wunsch der Gemeinschaft Prek Svays war zum Beispiel ein funktionierendes Müll­system.

„Es hat hier arg ausgesehen“, berichtet Barnaby, „der Plastikmüll war das größte Problem.“ Heute wird getrennt und kompostiert. Einige Familien haben angefangen, Bohnen und Früchte anzubauen – noch 80 Prozent der Leute sind Fischer. Ein Boot mit Ärzten versorgt die Leute in Prek Svay und den anderen drei Ansiedlungen auf Koh Rong jährlich mit Vitaminen und Ordination. „Dazu konnten wir die Schule mitaufbauen und am Hygienesektor einiges verbessern.“

Barnaby steht im Staff Village und streichelt einen schäferähnlichen Hund: „Das ist meiner. Er ist mir zugelaufen. Verdammt, das wird schwer, von hier wegzugehen.“

Ort

Luxushotel und Fischerdorf. Der Autor war eingeladen von Haberl Tours, www.haberltours.com, und Song Saa Private Island, einer Insel vor Sihanoukville, Kambodscha.

Tipp

www.amanshauser.at

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