Amanshausers Welt: 380 Italien

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Kleine Geschichten über große Locations.

Umberto stellt seit zwei Jahrzehnten auf der Piazza Navona seine Bilder aus. Einen Reiter mit Rüstung auf einem Schimmel, einen Sonnenuntergang über der Spanischen Treppe, eine Hafenszene mit Schaluppen. „Was kostet das Bild?“, fragen die Touristen. „Fourty Euros.“ Umberto gibt nicht immer die gleiche Antwort. „Es kann aber nicht völlig nach Laune gehen“, versichert er.

Karikaturen fertigt Umberto keine an. „Doch, ich könnte das, vom Technischen her. Aber mich laugt es aus, wenn mir so viele Menschen ins Gesicht starren. Klingt komisch, aber ich bin schüchtern.“ Durchschnittlich einmal am Tag würde ihm auch jemand eine Frage stellen, die mit seiner Kunst zu tun hat. „Dafür lohnt es sich, auch wenn der nichts kauft.“ Natürlich gehöre zu dem Job dazu, andauernd fotografiert zu werden.

„Aber ich mag es nicht, wenn mir jemand seinen Apparat ins Gesicht hält.“ Wenn ihm jeder, der ein Foto von ihm macht, 50 Cent geben müsste, wäre er ein glücklicher Mann, erklärt er.

„Solche Gedanken hast du hier.
Andererseits würde ich dann ja nicht mehr auf die Piazza kommen.“ Er liebt den Platz auf dem Marsfeld mit seinen eigentümlichen Charakteren. „Da muss nicht ich auf jedes Bild.“

„Der da drüben ist seit den Studentenunruhen 1968 hier“, deutet Umberto auf den Karikaturisten nebenan. „Malt Michael Jackson und die Stars. Jeder hat seine Spezialität.“ Er selbst war auf der Akademie – zwei Jahre lang. „Ich wollte ein Maler sein, der in Galerien ausstellt. Dann kam mir alles Mögliche dazwischen. So ist das Leben. Jetzt hab ich meine eigene Galerie.“

Im Lauf der Jahrzehnte wechselten die Moden. „Eine Zeit lang wollten alle Blumen. Später gingen Stillleben gut. Du darfst nicht sentimental sein. Wenn jemand ein Bild wegkauft, malst du es neu.“ Mehr als die Malerkollegen bewundert er aber die Stillhaltefiguren, die stoisch schweigend um jede Münze kämpfen. „Der schwarze Cowboy da drüben mit der Pistole. Fotografieren Sie den! Sich schminken, anziehen, ruhig halten, stundenlang. Der schwierigste Job von allen. Ich habe den höchsten Respekt.“ Ob er mit dem Kollegen schon einmal gesprochen hat? „Jemand hat mir gesagt, er kommt aus Slowenien. Nein, ich kenne ihn nicht. Sie reden ja auch nicht Menschen auf der Straße an, nur weil Sie aus irgendeinem Grund wissen, dass sie einen Job machen, der irgendwie am Rande mit Ihrem zu tun hat. Oder?“

Ort

Künstler im öffentlichen Raum. Umberto stellt seine Bilder täglich aus, aber nicht bei jedem Wetter – auf der Piazza Navona, Rom, Italien.

Tipp

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