Amanshausers Welt: 383 Sri Lanka

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Kleine Geschichten über große Locations.

Das Resort am Nationalpark war weniger ein Resort als ein Campingplatz mit Pool. Wir waren die einzigen Besucher. Eine merkwürdige „Familie“ wartete bereits auf unsere Ankunft, drei Männer in Rangeruniform. „Sir, Sir“, war das Erste, was der Chef und Sprecher sagte. Er sah aus wie der Butler der Addams Family, ein massiver Kerl mit quadratischem Kopf, Frankenstein-Frisur und Vorderzähnen, die einen halben Meter aus dem Mund standen. Wir fürchteten, dass das Resort leer stand, weil er den Gästen in der Nacht das Blut auszusaugen pflegte. Er sprach nur das Nötigste, Passport, Name, Country, und gab eine Anweisung: „Welcome, drink!“ Ranziges Kokoswasser. Die Jungen trugen unser Gepäck in das sogenannte Aircon-Zelt, dessen Aircon, wie Frankenstein erklärte, zurzeit defekt war. Das wäre aber egal, weil der Strom gerade nicht ging. Er ordnete noch „Dinner at seven!“ an, dann schloss sich die Tür.

Das Dinner fand im Freien auf einem Plastiktisch statt. Frankenstein stand in der Küche, die Jungen servierten. Es gab Spaghetti, 30 Minuten gekocht, unglaublich weiches Gemüse, ein Stück wahrscheinlich Huhn. Ich „bestellte“ ein Bier. Es herrschte Totenstille, und es war fast dunkel. Wir aßen unter den wachsamen Augen (und furchtbaren Vorderzähnen) Frankensteins und der Jungen – aßen so schnell wie möglich und tappten durch die Finsternis in das Zimmer ohne Aircon. Strom gab es dann doch.

Keiner tötete uns nachts. Zum Frühstück machte Frankenstein zwanzig erfreuliche Pancakes, die machte er wohl täglich, egal wie viele Gäste kamen. Die ausgehungerten Jungen aßen, was wir übrig ließen. Frankenstein runzelte die Stirn, als wir sagten, dass wir auf das Mittagessen im Resort verzichten würden. Untertags besuchten wir den Nationalpark, und da uns vor dem Abendessen graute, ließen wir uns vom Fahrer in ein Restaurant bringen, das ich vorher heimlich gegoogelt hatte. Dort war alles normal, ich bestellte sogar Wein. Als wir das Lokal verließen, stockte uns der Atem. Frankenstein und seine Helfer standen in einer Stirnreihe – wie lange schon? – und warteten. Frankenstein sagte: „Sir, Sir!“ Sie eskortierten uns zu dritt zurück in das Resort. Am nächsten Morgen mussten wir an der Rezeption auf den Transfer warten. Das Trio hatte uns gegenüber Platz genommen und beobachtete uns. Zum Abschied gab es Trinkgeld. „Sir, Sir!“, wurde zufrieden gerufen, und die Zähne waren jetzt überall.

Ort

Vampirstory oder Missverständnis? Das Resort Wild Trails Udawalawe liegt direkt am Udawalawe National Park, 58 Koulara Road, Udawalawa 70190, Sri Lanka.

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