Amanshausers Welt: 427 Italien

Ingresso Atleti.  So sieht sich der Schriftsteller gern.
Ingresso Atleti. So sieht sich der Schriftsteller gern.(c) Beigestellt
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Kleine Geschichten über große Locations.

Eine deutsche Autorin beklagte sich vor einiger Zeit bei mir darüber, wie unglaublich nervig es sei, wenn die Zeitungstexte diverser deutscher, männlicher Autoren nur noch von ihren privaten Heldentaten in der Autoren-Nationalmannschaft handeln würden. Ich nickte eifrig. Die Deutschen würden den Autorenfußball zu ernst nehmen, fügte sie hinzu.

Ich hielt mich bisher mit Fußballtexten zurück, doch im Jahr der Qualifikation der echten Österreicher für eine EM möchte ich an dieser Stelle auf den
Autorenfußball hinweisen, den wir seit zehn Jahren betreiben. Kein Schmäh: Wir Nudelaugen spielen 2 mal 45 Minuten, mit Abseits und Schiedsrichter.

Ja, wir vom Österreichischen Autorenfußballteam nehmen uns ebenfalls zu ernst. Wir tun das aber auf österreichische Art. (Deshalb spielten wir gegen die Deutschen nur ein einziges Mal – und das ist lang, lang her.) Jüngst waren wir in Rom zu einem Länderspiel gegen die ­Italiener eingeladen.

Untertags wurden wir vom Trainer, unserem Ältesten, jedoch Fittesten, durch Rom gehetzt. Der Trainer war ja einst ein echter Erstliga-Kicker, er ist dadurch schon vom Naturell her ehrgeizig. Vor dem Spiel holten uns die Kollegen der Nazionale Italiana Scrittori beim Hotel ab. Wir hatten Respekt, denn die Italiener sind im Autorenfußball gut – sie pflegen ihre Spiele zu gewinnen. Einer meiner Mitspieler, der aus Klagenfurt, sagte: „I drive to Udine once a week to drink a coffee!“ Sein italienisches Pendant blieb exquisit
höflich: „Ah, Udine . . . they are-a quite-a Italian!“

Auf einem Kunstrasenfeld im Norden der Stadt erfolgte vor ca. 15 Zuschauern der Anpfiff. Zur Pause führte der Gegner nur 1:0. Leider erhielten wir danach
weitere Tore. „Aber das Wetter war
wunderschön“, sagte einer meiner Mitspieler und lächelte versonnen. Unser Trainer war konsterniert, wir hingegen völlig abgekämpft. Am Ausgang des
Stadions lasen wir auf einer Tafel: „Perdere non è una tragedia, state sereni e godetevi la partita!“ Verlieren ist keine Tragödie – bleibt heiter und genießt die Partie!

Nichts hielt uns davon ab. Die Italiener führten uns aus. Im Restaurant saß ich neben unserem Trainer. Der beobachtete skeptisch, wie ich mit Freude aß, trank und große Reden führte. „Seids ihr überhaupt net ang’fressen?“, fragte er. Ich dachte im ersten Moment, er würde meinen Grad an Sattheit, hervorgerufen durch das gute Essen, ansprechen.

Ort

Autorenkicken. Das Österreichische Autorenfußballteam (auf Facebook zu finden) schlief beim Auswärtsspiel im Hotel Torino, Via Principe Amadeo 8, I-00185 Roma, Italien.

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