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Denkmal am Bahnhof. Lok von 1903 mit gut verdecktem Tier.
Denkmal am Bahnhof. Lok von 1903 mit gut verdecktem Tier.(c) Beigestellt
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Kleine Geschichten über große Locations.

Ich betrat Maribor an einem Frühlingstag. Die historische Lok aus der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik stand, großartig wie immer – auf dem Bahnhofsvorplatz. Leider hockte ein Mann mit Sonnenbrille und brauner Dogge davor. Ich fotografierte die Lok von hinten, wodurch das Untier verdeckt war.

Der erste Spaziergang führte mich, durstig, zur Drau. Beim Lokal Alte Rebe trägt eine Rebe seit über 400 Jahren Trauben. Ich wollte mich in den Gastgarten setzen, doch eine tätowierte Frau mit einem quadratischen Bullterrier saß schon da. Ich schlenderte weiter, als mich der Reiseredakteur anrief und nach einem portugiesischen Wort fragte. Ich war irritiert, weil ich es nur halb verstand. Ich schrieb daraufhin zwei SMS – an einen Brasilien-Experten und an eine Portugal-Expertin.

Das nächste Café gefiel mir nicht, im übernächsten saß eine Kreuzung aus Terrier und Canon-Drucker, unter all den Sonnenschirmen Maribors lungerten Rottweiler, Dogo Argentinos und dünne Jagdgewehre an Leinen. Die Portugiesisch-Experten smsten widersprüchliche Antworten. Ich rief den Redakteur zurück, der das Wort inzwischen eh schon wusste. In Sicherheit fühlte ich mich erst, als ich zu einem hundefreien bosnischen Essen im Baščaršija eingeladen wurde. An der abendlichen Lesung im Salon der angewandten Künste (1913 als Café Theresienhof eröffnet), wegen der ich u. a. angereist war, beteiligte ich mich als Protagonist. Ich trug zwei kleine Texte vor. Das Publikum lachte an den von mir dafür vorgesehenen Stellen, und anschließend wurde ich gelobt, was mich freute.

Am nächsten Tag spazierte ich durch Maribor Tabor, wo ich wohnte. In einem Café sah ich einen nachlässig befestigten Kubus aus Fleisch mit offenem Maulkorb auf einer sonst einladenden Esplanade lauern. Ein Betrunkener tauchte auf und wollte „Your whole money“. Nein, lächelte ich mehrmals, Nein. Ich wählte ein leeres Lokal mit hohen Barhockern, aß einen minderwertigen Hot Dog und likete auf Facebook diverse Katzenfotos. Nachher begab ich mich hastig und ohne Seitenblicke zurück ins Hostel.

Am Fußballspiel auf dem Feld des NK Železničar Maribor (1927 gegründet), dessentwegen ich u. a. angereist war, beteiligte ich mich als rechter Verteidiger. Mein windhundflinker Gegenspieler entwischte mir häufig. Ich trug die Schuld an einem Gegentreffer, doch anschließend machte mir niemand einen Vorwurf, was mich freute.

Ort

Ohne Hunde. Salon uporabnih umetnosti (Salon der angewandten Künste), Kooperative Peron, Glavni trg 1; Baščaršija, Postna ulica 8; Športni Park Tabor, 2000 Maribor, Slowenien.

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