Washingtons Taxifahrer sind eine Zumutung

Schlampig, teuer, arrogant: Washingtons Taxifahrer sind eine Zumutung. Gut, dass sie nun endlich echte Konkurrenz bekommen.

Ich habe Dienstleistern gegenüber grundsätzlich eine ins Servile kippende Engelsgeduld, für die mich meine Frau regelmäßig tadelt, doch an diesem Märztag war ich knapp vor dem Blutrausch: Nach einer wegen Schneesturms um zwei Stunden verlängerten Zugfahrt standen wir um drei Uhr morgens mit einer Hundertschaft anderer Reisender fröstelnd und hundemüde vor der Washingtoner Union Station und ließen uns von den Taxlern demütigen. Statt die Fahrgäste der Reihe nach an die von ihnen gewünschten Ziele zu bringen oder in Fahrgemeinschaften zu bündeln, pickten sich diese Kutscher in Raubrittermanier die besonders lukrativen Fuhren heraus.

In kaum einer Stadt sind die Taxifahrer derart unhöflich, unzuverlässig und teuer wie hier. Ein Versuch der Behörden, einheitliche Taxameter einzuführen, scheitert trotz der Androhung drakonischer Strafen. Wo bliebe sonst das ergaunerte Zubrot mit frei erfundenen Tarifen?

Gottlob bricht sich aber auch in einer sozialistisch regierten Stadt wie Washington der Wettbewerb seine Bahn. Seit einiger Zeit ist das Transportunternehmen Uber aus San Francisco hier tätig. Per Handy-App bestellt man einen Wagen, der im Durchschnitt nach fünf bis zehn Minuten auch wirklich kommt, sauber ist und von einem freundlichen Fahrer gelenkt wird. Statt automatisch bis zu 35 Prozent (!) „Trinkgeld“ zu verlangen, läuft die Abrechnung bei Uber ausschließlich über das digitale Kundenkonto – und ist um ein Drittel billiger. Mein früherer Chef würde sagen: Da zeigt sich wieder, was der Markt kann.

oliver.grimm@diepresse.com


Nächste Woche:
Timo Völker

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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