Was einem auf Reisen so alles über den Weg läuft

Der „Skymall“-Katalog hat 25 Jahre lang US-Flüge mit skurrilen Produkten verkürzt. Ein Nachruf.

Jahrelang geht man daran vorbei, denkt sich, na, da könnte ich beizeiten hineinschauen, doch natürlich tut man das nie, die Termine, das Wichtige verbieten solche Abstecher aus dem Boulevard der Zweckmäßigkeit, und dann es ist es eines Tages geschlossen. Das staubige Buchgeschäft auf der Wiedner Hauptstraße; der Krimskramsladen hinter dem Brüsseler Justizpalast; die koreanische Garküche in der Mount Pleasant Street in Washington: in allen Städten, in denen ich gelebt habe, gibt es solche Orte. Die sind nicht schön, ihr Angebot nicht verlockend, man möchte dort niemals Kunde sein, doch man hat sich an sie gewöhnt, und ihre nunmehrige Geschlossenheit lässt etwas fehlen.

Der „Skymall“-Katalog war auch so eine obsolete, aus der Zeit gefallene Erscheinung. Genau ein Vierteljahrhundert lang steckte er in fast jeder amerikanischen Flugzeugrückenlehne und pries dem fadisierten Passagier abenteuerliche Waren an. Ein Stirnband aus elastischem Fleece-Material mit integriertem Funkkopfhörer, der das lautlose spätabendliche Fernsehen im Bett ermöglicht (149,95 Dollar)? Ein Glas, in das sich der Inhalt einer ganzen Weinflasche einschenken lässt (19,95 Dollar)? Oder doch der „Litter Robot“, eine selbstreinigende Katzenkiste, die wie ein Hybrid aus Waschmaschine und Tintenstrahldrucker aussieht (je nach Ausstattung 339,99 bis 359,99 Dollar)? All das muss man nun anderswo suchen, im Internet findet man es wohl. In den Sitztaschen von American Airlines, United und so fort jedoch klafft fortan eine Lücke, wo vorher charmante Narretei gewesen ist.

oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2015)

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