Heuer feiert die Ringstraße 150 Jahre

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kasachstan in Wien Hernals: die Versteppung einer Einkaufsstraße.

Da könnte man sich doch auch jener Straßenzüge annehmen, die ohne jede Pracht der Versteppung und Verödung anheimfallen. Das sind in Wien viele, herausgegriffen sei die Hernalser Hauptstraße, deren Niedergang als sogenannte Einkaufsstraße erschreckend und bedrückend ist. Wer dort nicht regelmäßig verkehrt: Der Leerstand an Gassenlokalen ist mittlerweile grotesk und erinnert an „Failed Cities“ wie Detroit. Jede Woche ist mehr zu vermieten, doch aufsperren will niemand. Was bleibt, ist eine Durchzugsstraße mit Ramschläden, Ein-Euro-Geschäften, Wettlokalen in unheimlicher Anhäufung (diese auch schon außer Betrieb, aber das ist eine andere Geschichte) und ein paar wenigen, die durchhalten.

Das Geschäftesterben ist gewiss ein komplexes Thema mit vielen Ebenen, und nicht alles lässt sich beeinflussen, bloß weil man das möchte. Doch die Wehrlosigkeit und Passivität der primär zuständigen Stadt- und Bezirksverwaltung und der Wirtschaftskammer mit ihrem Heer an Funktionären ist blamabel.

Gibt es keine Läden und Geschäfte mehr, die als soziale Knotenpunkte dienen, kann auch das viel beschworene Grätzelwesen nicht gedeihen. Man hat das Gefühl: Das ist den Stadtoberen ganz recht so. Wenn Bürger ein Gemeinschafts- und Verantwortungsgefühl für ihre Nachbarschaft entwickeln, hat man beim nächsten Tiefgaragenbau wieder die lästigen Unterschriftensammler. Da widmet sich die sogenannte Stadtentwicklung in Wien doch lieber dem Hochhausbau als weiterem Bereicherungsprojekt – für Investoren, nicht etwa für die Stadt.

Mail: timo.voelker@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

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