Auf nach Italien!

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Kommt, wir packen das Regenzeug ein, es geht nach Italien!

Dies ist ein Abschiedsbrief. Wenn Sie ihn lesen, bin ich schon weg. In Italien. Klar, zu Pfingsten ist Daheimbleiben ja amtlich verboten. Wenn Sie das lesen, bricht hier unten gerade der zweite Tag Regenwetter an, jedenfalls zu 85 Prozent, wie der Wetterbericht orakelt. Ist ja auch ein Italien-Tief.

Ein Tief lastet über dem Land aber schon länger. Ein wirtschaftliches, das ist bekannt und aus den Zahlen abzulesen. Ein atmosphärisches, das spürt man. Es begann vor ein paar Jahren, dass es in den Lokalen ruhig wurde. Es wuseln keine Kinder mehr, zwischen und unter den Tischen. Das liegt daran, dass die Italiener Europameister im Nichtkinderkriegen geworden sind, und dass die Leute kein Geld mehr haben, während gleichzeitig alles viel teurer geworden ist. Das ging rasend schnell. Italienische Familien sieht man überhaupt nur noch am Sonntag in den Osterias – wenn die Großeltern einladen.

Oben im Norden, nahe Slowenien, hielten die Leute den Ball immer flach. Niemand schaffte sich teure Autos an, als die Geschäfte besonders gut liefen. Vielleicht entstand der eine oder andere Swimmingpool. Baden sieht man aber nie jemanden, dafür haben Weinbauern eigentlich keine Zeit. Man ist auch in Boomzeiten am Boden geblieben. Cristiano hat den Wein, den er um sieben bis acht Euro die Bouteille ab Hof verkauft, vor Jahren um 400 Pfund in einem Londoner Luxusrestaurant gesehen. Er verlangt immer noch sieben bis acht Euro für den Sauvignon.

Er schmeckt mir seither noch viel besser. Wenn Sie das lesen, werde ich mir vielleicht ein Gläschen einschenken und in den Regen hinausschauen.

timo.voelker@diepresse.com


Nächste Woche:
Karl Gaulhofer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2015)

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