Puerto Rico

Puerto Rico, Puerto Frito: Die am Bankrott entlangtaumelnde Karibikinsel ist ein kulinarisches Notstandsgebiet.

Eines vorweg: Puerto Rico, die östlichste der vier großen Antillen, ist eine wunderschöne Insel, die fast alles hat, was sich das sehnsüchtige Herz des Europäers wünscht: Sandstrände, Berge, Mangrovenwälder, Riffe und sogar einen eigenen Dschungelnationalpark.

Aber das Essen: meine Güte. Alles, was nicht bei drei auf der Kokospalme sitzt, wird erbarmungslos frittiert: vom Huhn über die Garnele bis zum Yellow Snapper. Besonders stolz wird dem Fremden das inoffizielle Nationalgericht Mofongo kredenzt, ein faustgroßer frittierter Knödel aus Kochbananenbrei. Vermutlich luden die Kanoniere der schaurigen Festung El Morro, welche den Hafen von San Juan jahrhundertelang gegen Invasoren verteidigte, ihre Geschütze mit Mofongo. Fast zwei Wochen lang waren wir auf der Such nach Meeresgetier, das gegrillt oder gedünstet oder meinetwegen gebraten, aber nur ja nicht frittiert wird. Fündig wurden wir vor dem Heimflug auf dem Aeropuerto Internacional Luis Muñoz Marín im wirklich guten spanischen Flughafenrestaurant.

Überhaupt ist uns die puertoricanische Kulinarik schleierhaft geblieben. In der Chocobar Casa Cortés, sozusagen dem Demel von San Juan, kredenzte man uns als besonderes Schmankerl ein Stück Cheddar Cheese auf einer Rippe Milchschokolade. Beim morgendlichen Frühstückseinkauf beim Greißler ums Eck fanden wir zwar weder Bananen noch Mangos und erst auf Nachfrage Brot, dafür aber Äpfel aus Pennsylvania und Ananasmarmelade: Doch die war „Hecho en Polonia“, hergestellt in Polen.

oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2016)

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