Eine Tramway in Washington

People stand outside the Supreme Court building at Capitol Hill in Washington D.C.
People stand outside the Supreme Court building at Capitol Hill in Washington D.C.REUTERS
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Nach 54 Jahren fährt in Washington wieder eine Tramway, in New York plant man eine. Doch der Unmut dagegen wächst.

Schuld war, wie bei vielen Lifestyle-Trends, die Stadt Portland in Oregon. 2001 nahm sie ihre erste Straßenbahnlinie in Betrieb, und fortan verliebten sich immer mehr Urbanisten in die Idee einer Renaissance der Tramway. Es ging dabei indes weniger um die Frage, wie sich die Bürger flott, verlässlich und billig von A nach B befördern lassen (dafür gibt es den Bus), sondern immer öfter um die Frage, wie man abgesandelte, aber zur Gentrifizierung taugliche Stadtteile wachküssen könnte.

Und so machte man sich auch in Washington daran, 54 Jahre nach dem Ende der letzten Straßenbahnlinie wieder ein „Streetcar“ zu schaffen. Die Details der Schlampereien und mutwilligen kommunalen Sabotageaktionen würden den Platz dieser Kolumne sprengen, nur so viel sei gesagt: Dieses Wochenende hat die Washingtoner Bim ihren Betrieb aufgenommen, mit einem Jahrzehnt Verspätung, und ihre 3,9 Kilometer haben die Steuerzahler 200 Millionen Dollar (181 Millionen Euro) gekostet. Wirklich freuen können sich nur die Grundstücksbesitzer entlang der Linie, denn der Wert ihrer Liegenschaften steigt seit Jahren. Bill de Blasio, New Yorks Bürgermeister, kündigte jüngst an, 2,5 Milliarden Dollar für eine 26 Kilometer lange Straßenbahn ausgeben zu wollen. Erster Widerstand flackert auf.

Die Tramway in Portland derweil ist in ihrer Funktionalität von keiner Straßenbahn in den USA erreicht worden. Ich habe sie im vergangenen Sommer oft benutzt, man kann mit ihr direkt bis zum Flughafen fahren. Dort, übrigens, gibt es Fahrradständer. Ach, Portland.

oliver.grimm@diepresse.com


Nächste Woche:
Timo Völker

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2016)

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