Stillgestanden!

A London Underground tube station sign in front of Parliament in London
A London Underground tube station sign in front of Parliament in LondonREUTERS
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Für die Londoner Verkehrsbetriebe sind Fahrgäste vor allem eines: lästig.

Die Londoner Verkehrsbetriebe sind so rührig mit ihrem Image beschäftigt, dass ihre eigentliche Aufgabe, Fahrgäste von A nach B zu befördern, immer mehr zur Nebensache wird. Kürzlich veröffentlichten sie eine Umfrage, was den Fahrgästen am meisten auf die Nerven gehe: In den Zug drängeln, Türen blockieren und Abfälle liegen lassen sind die Spitzenreiter.

Statt die Menschen ständig zu belehren, wäre es vielleicht gut, Abhilfe zu schaffen. Das Londoner Verkehrsnetz verbindet nämlich höchste Preise – die Einzelfahrt in der U-Bahn kostet 4,90 Pfund (sechs Euro) – mit schlechtestem Service. Fast vier Millionen Menschen nutzen täglich die U-Bahn. Zu Stoßzeiten einen Platz zu finden gleicht einem Existenzkampf. Zugleich ist es ein Spiegelbild des Lebens in der Stadt. Billige Arbeitskräfte aus dem Osten rasen frühmorgens zu den Stätten der Reichen im Westen. Sie bauen das neue London, aus dem EU-Gegner sie in Kürze hinauswerfen wollen.

Milliardeninvestitionen in den vergangenen Jahren waren gerade ausreichend, um den Verkehr aufrechtzuerhalten. Bevor die neue West-Ost-Verbindung Crossrail Ende 2018 in Betrieb gehen wird, weiß man heute schon, dass die Kapazität nicht reichen wird. So versucht man es also mit der Erziehung der Fahrgäste. In der U-Bahn-Station Holborn ist derzeit auf einer der vier Rolltreppen nur das Stehen erlaubt. Damit könne die Kapazität um ein Viertel erhöht werden. Als Nächstes empfehlen sich vielleicht virtuelle Reisen, bei denen Menschen nur mehr vorgespiegelt wird, von A nach B transportiert zu werden.

aussenpolitik@diepresse.com

Nächste Woche: Oliver Grimm

(Print-Ausgabe, 22.05.2016)

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