Investmentmarkt: München in Pole-Position

In Deutschland blickt man auf ein starkes Jahr zurück. Auch die Prognosen für heuer sind gut, vor allem für die bayrische Landeshauptstadt.

Am deutschen Investmentmarkt ging es 2013 heiß her. Laut einem aktuellen Marktbericht von Jones Lang LaSalle flossen allein in Gewerbeimmobilien 30,7 Milliarden Euro, es handelt sich um das höchste Transaktionsvolumen seit dem Boomjahr 2007. Der vergleichsweise größte Brocken fiel dabei mit 4,7 Milliarden Euro einmal mehr auf den Großraum München, wobei es sich um das beste Jahresergebnis seit 2006 auf dem Münchner Investmentmarkt handelt. Die Zahl der Transaktionen stieg um 43 Prozent, beim Gesamtvolumen verzeichnete man ein Plus von 43 Prozent, wobei mit einem Anteil von 76 Prozent Büroimmobilien die wichtigste Assetklasse waren.

Dass der Anteil ausländischer Immobilieninvestoren in München „nur“ bei etwas mehr als 30 Prozent liegt, ist für Jan Linsin, Head of Research Germany bei CBRE Deutschland, auf den Heimvorteil deutscher Investoren zurückzuführen. „Ausländische Investoren sind vermehrt bei Tendern vertreten“, sagt er. Interessant mache die Stadt neben der geballten wirtschaftlichen Macht auch die diversifizierte Wirtschaftsstruktur. „Anders als in Frankfurt, wo ein klarer Fokus auf Banken und Finanzdienstleistern liegt, haben sich in München auch viele Technologie- oder Medienunternehmen angesiedelt“, so Linsin. Der breite Branchenmix sorge in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für Stabilität. „Dass die zyklischen Unterschiede in München nicht so gravierend sind, ist für Investoren beruhigend“, meint Bruno Ettenauer, CEO der CA Immo.

Die spektakulärsten Deals

Im Fokus der Investoren stehen dabei eindeutig Büroimmobilien, vor allem das Core-Segment. Laut Helge Scheunemann, Head of Research Deutschland bei Jones Lang LaSalle, liegen die Renditen hier derzeit bei 4,40 Prozent. „Im Bürosegment lassen sich auch die größten Volumina realisieren“, erklärt der Experte. Da das Mietpreisniveau höher liege als etwa in Hamburg oder Düsseldorf – München ist in dieser Hinsicht die Nummer zwei nach Frankfurt –, sei auch das Kaufpreisvolumen in der bayrischen Landeshauptstadt höher. „Viele Investoren suchen bekanntlich große Volumina“, so Scheunemann. Der größte und spektakulärste Deal war 2013 der Verkauf des Einzelhandels- und Büroobjekts Hofstatt an einen deutschen Spezialfonds. Der kolportierte Verkaufspreis der Immobilie, die über eine Gesamtmietfläche von 42.200 Quadratmetern verfügt, lag bei 400 Millionen Euro. Die Signa sicherte sich wiederum die Alte Akademie. Die laut dem österreichischen Immobilienentwickler „kaum genutzte Immobilie“ mit einer Fläche von rund 30.000 Quadratmetern soll generalsaniert werden und einem Nutzungsmix aus luxuriösem Einzelhandel, Büros und Wohnungen zugeführt werden. Für 165 Millionen Euro an ein Joint Venture aus Norges Bank Investment Management und Axa ging der SZ Tower. Das in Innenstadtnähe gelegene Siemens-Forum ging wiederum für rund 150 Millionen Euro an die südkoreanische Pensionskasse National Pension Service (NPS). Von den 30,7 Milliarden Euro, die im Vorjahr in deutsche Gewerbeimmobilien flossen, entfielen mehr als 60 Prozent auf die sogenannten Big 7, berichtet Scheunemann.

Diese breitere regionale Aufstellung sei auch der größte Unterschied zu anderen europäischen Märkten. Denn während sich etwa der Fokus der Investoren in Großbritannien auf London oder in Frankreich auf Paris richtet, teilt sich das Interesse in Deutschland auf Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart auf. Und auch für 2014 sind die Aussichten gut: Laut Ernst&Young Real Estate ist 2014 bei Gewerbeimmobilien und Wohnportfolios ein Transaktionsvolumen von 47 Milliarden Euro möglich.

Österreichischer Markt enttäuscht

Als „eher enttäuschend“ bezeichnet Georg Fichtinger, Head of Capital Markets von CBRE Österreich, im Gegensatz dazu die Entwicklung in Österreich. Hierzulande verzeichnete man im Vorjahr mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Milliarden Euro einen Rückgang von rund sechs Prozent im Vergleich zu 2012. Heuer könnte es aber wieder aufwärtsgehen, meint Fichtinger. Als Indiz hierfür wertet er das starke letzte Quartal mit einem Volumen von 750 Mio. Euro.

WIRTSCHAFTLICHE STÄRKE

Mit einem Transaktionsvolumen von 4,7 Milliarden Euro allein im Gewerbesegment ließ München im Vorjahr andere deutsche Städte hinter sich.
Zum Vergleich: Frankfurt kam auf 4,1 und Berlin auf 3,5Milliarden Euro.

Den Grund für das rege Interesse an der bayrischen Metropole – auch seitens vieler internationaler Investoren, die für insgesamt für etwas mehr als 30Prozent der Transaktionen verantwortlich zeichneten– sehen Experten in der wirtschaftlichen Stärke der Stadt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2014)

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