Einkaufszentrum La Stafa: Zurück an den Start

Das Shoppingcenter in der Mariahilfer Straße soll im nächsten Jahr runderneuert werden. Es bekommt eine neue Fassade, einen neuen Namen und neue Mieter.

Verklebte Schaufenster, leere Flächen, Baustellencharme – das Ende des Einkaufszentrums La Stafa war schon seit Längerem absehbar. Doch nun wagt der Investor, die Entwicklungsgesellschaft Richard Schöps, einen Neuanfang: Schon im kommenden Jahr soll der markante Rundbau am Eingang zur inneren Mariahilfer Straße eine Wiederauferstehung erfahren – in neuem Kleid und mit nachhaltigerem Nutzungskonzept.

„Als uns La Stafa 2011 zum Kauf angeboten wurde, waren wir nicht besonders begeistert“, berichtet Vorstand Joachim Knehs. „Es war klar, dass die besondere architektonische Form des Gebäudes ein neues Konzept nötig machte, um es gegen die umliegende Konkurrenz zu positionieren.“ Was den Investor schließlich überzeugte, war neben der prominenten Lage vor allem der Ausblick: Auf der Rundterrasse im achten Stock liegt einem die Bundeshauptstadt regelrecht zu Füßen.

Aussichtsterrasse und Wintergarten

Mit diesem Asset im Rucksack fiel es Schöps laut eigenen Angaben auch nicht besonders schwer, die künftigen Mieter zu überzeugen, allen voran die Münchner Lifestyle-Hotelkette Cocoon, die auf den oberen sechs Etagen mit Nomad 2015 ihren ersten Standort in Wien eröffnen wird. Entstehen sollen 186 auf die Flächenstruktur zugeschnittene Zimmer, hinzu kommt im fünften Stock eine öffentliche Bar samt Aussichtsterrassen und Wintergarten. Als Einkaufszentrum bestehen bleiben somit lediglich die unteren Stockwerke und auch diese nur mit einer beschränkten Anzahl an Mietern. Dazu gehören das Unternehmen Reiter Betten & Vorhänge, das sich auf 2100 Quadratmetern einrichten wird, und die italienische Modekette Terranova, die im neuen Stafa Tower Vienna, wie das Gebäude nach seinem Umbau heißen wird, erstmals mit einem Standort in Österreich Flagge zeigt. Bestehen bleibt der Billa im Untergeschoß, der auch während des Umbaus, der im April beginnen soll, geöffnet hält.

Die Beschränkung auf wenige Mieter ist gewollt und soll gemeinsam mit der architektonischen Umgestaltung ein Defizit beseitigen, das für das lange Dahinsiechen von La Stafa verantwortlich gemacht wird: „Als Einkaufszentrum hat La Stafa nie richtig funktioniert. Es soll keine willkürliche Shopping Mall entstehen, sondern die Convenience für den Kunden in den Mittelpunkt gestellt werden“, sagt Armin Ebner von BEHF Architekten, die für die Neugestaltung des Gebäudes verantwortlich zeichnen. So soll nicht nur der innere Luftraum des teleskopartigen Baus ab der zweiten Etage abgedeckt werden, sondern soll für jeden Mieter ein eigener Eingang geschaffen werden. Durch die Bestückung der Fassade des Rundbaus mit großflächigen Glaselementen soll „eine bessere Sichtbarkeit hergestellt werden“, betont Knehs. Dafür nimmt der Investor 25 Millionen Euro in die Hand, weitere Investitionskosten in zweistelliger Millionenhöhe kommen laut Knehs auf die künftigen Mieter zu.

Hanna Bomba, Geschäftsführerin des Standortberaters Regioplan, vermag dem Mischkonzept einiges abzugewinnen. „La Stafa ist keine typische Handesimmobilie und war ursprünglich nicht als Shoppingcenter geplant. Auf einer so komplizierten Fläche an einem so komplizierten Standort ist es richtig, nicht in die Vielfalt zu gehen, sondern zu reduzieren und Flächen für einige große Mieter zusammenzulegen“, so die Expertin. Als besonders gute Lösung sieht sie die Nachnutzung der oberen Stockwerke: „Ein Shoppingcenter mit mehr als vier Stockwerken ist grundsätzlich eine große Herausforderung. Für die oberen Etagen einen Hotelmieter gefunden zu haben, ist daher ideal.“

Kein Patentrezept

Als generelle Empfehlung für Refurbishments will sie ihre Aussage allerdings nicht verstanden wissen. „Unterschiedliche Zentren funktionieren auch ganz unterschiedlich, da muss man sich den jeweiligen Standort vorher genau anschauen. Als Beispiel nennt sie den ebenfalls in der Mariahilfer Straße gelegenen Gerngroß. „Dort funktionieren auch die oberen Stockwerke, weil man mit einem großen Sportartikel- und einem großen Elektronikhändler zwei starke Publikumsmagneten hat. Und in den unteren Stockwerken dienen die Modemarke Zara und der Lebensmittelhandel als Zugpferde. Das wäre bei La Stafa aufgrund der Kleinteiligkeit nicht möglich gewesen“, betont die Expertin.

HUNDERTJÄHRIGE GESCHICHTE

La Stafa ist neben dem Gerngross und dem Generali Center das größte Kaufhaus auf der inneren Mariahilfer Straße. Ursprünglich eröffnet wurde das Gebäude 1911 als Mariahilfer Zentralpalast – erstes Wiener Warenmuseum und Kollektivkaufhaus, ab 1919 firmierte es als Staatsangestellten Fürsorgeanstalt – daher die Kurzforum Stafa. Nach seiner teilweisen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erhielt es seine heutige Form und den neuen Namen Eurocenter. Nach mehreren Krisenjahren wurde 2003 wieder umgebaut und dem alten Namen Stafa ein italienisches La hinzugefügt. Ab 2015 wird es zum Stafa Tower Vienna.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2014)

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