Von Klostermauern, Glasflächen und Garagenplätzen

Schätze in der Innenstadt. Historische Bausubstanz trifft auf moderne Komfortwünsche.

Wohnen im Weltkulturerbe: Davon träumen nicht nur Österreicher, das möchte auch eine – stetig wachsende – Zahl von Menschen weltweit, wie erst jüngst wieder die „Quality of Living“-Studie der Mercer Consulting Group gezeigt hat. Wien wurde darin zum wiederholten Mal von der Mehrheit der befragten entsendeten Manager die höchste Lebensqualität der Welt bescheinigt.

Bei der Entscheidung für Wien spielt für internationale Käufer neben Aspekten wie Sicherheit, Stabilität oder kulturellen und kulinarischen Angeboten auch die Faszination für die prunkvollen Fassaden und die gelebte Geschichte eine Rolle. Vor allem historische Objekte im ersten Bezirk erfreuen sich großer Beliebtheit. Bei aller Vergangenheitsliebe dürfen aber auch die Annehmlichkeiten der Moderne nicht vergessen werden, denn Abstriche werden im Luxussegment keine gemacht. Gefragt sind moderne Lösungen in oder auf schönen alten Häusern, gediegene Entrees und Stiegenhäuser mit Marmor, Stuck und Schmiedeeisen, von denen aus man in die aufwendig sanierten Wohnungen gelangt, die alle Stückerln zu spielen haben. Denn wer ein paar Millionen Euro in der Innenstadt investieren möchte, hat nicht vor, sein Reisegepäck mangels Zufahrt zu Fuß zur Tür zu bringen, durch kleine Fenster zu schauen – sei der Ausblick auch noch so schön – oder auf Personal zu verzichten, weil kein Platz vorhanden ist, um dieses unterzubringen.

Parken unter Klostermauern

Wenn aber in einem ehemaligen Kloster nicht nur eine bis ins Mittelalter zurückreichende Historie spürbar ist, sondern auch eigene Garagenplätze vorhanden sind, wird es für die Anhänger von Tradition und Moderne interessant. Beides findet sich in dem kürzlich auf den Markt gekommenen Penthouse auf dem Gebäude des ehemaligen Salvatorklosters nahe den Tuchlauben, das derzeit von Marschall Immobilien angeboten wird. Hier wurde 2012 aufwendig das Dach ausgebaut, entstanden sind zwei nebeneinanderliegende Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 297 Quadratmetern. Aus den großzügig verglasten Einheiten, die kaum Schrägen aufweisen, schauen die zukünftigen Eigentümer auf die aus dem 14. Jahrhundert stammende Salvatorkirche; wer noch etwas genauer hinschauen möchte, kann das von einer der beiden Terrassen mit insgesamt 57 Quadratmetern auf Wohnebene tun.

Diskrete Eingänge

Sieben Zimmer und fünf Bäder – alle hochwertig ausgestattet mit Fußbodenheizung und Bussystem – finden sich hier auf zwei Etagen für einen Verkaufspreis von 5,27 Millionen Euro. Und die Möglichkeit, insgesamt drei Stellplätze in der hauseigenen Garage um je 70.000 Euro zusätzlich erwerben zu können, ist in dieser Lage inmitten der historischen Altstadt ein Asset, das für manchen Interessenten allein schon die halbe Miete ist.

Ein wenig jünger ist die Geschichte des Hauses in der Judengasse, in dem ein Luxusapartment in ganz modernem Design zum Verkauf steht. Das Haus ist im schönsten Biedermeierstil gebaut, sein schlichter Eingang erfreut aber vor allem Käufer, die Wert auf Diskretion legen und nicht jeden Spaziergänger darauf aufmerksam machen möchten, was sich dahinter – oder genauer: darauf – befindet. Und ein zweiter Eingang ist perfekt für jene, die Wert darauf legen, Personal nahe den eigenen Räumlichkeiten unterbringen zu können. Wer mit dem eigenen Lift in das Dachgeschoß fährt, findet neben dem Penthouse auch einen Dienstbotentrakt vor, der Eintritt in die eigentliche Liegenschaft ist von Anfang an dramatisch inszeniert: Ein großer Glasstein im Vorraum dient als Zimmerbrunnen, eine Empore mit gläsernem Geländer als Galerie, die zur fast 90 Quadratmeter großen Terrassenebene führt. Von der aus man einen 360-Grad-Blick hat, der einen Großteil dessen umfasst, was in den handelsüblichen Reiseführern zum ersten Bezirk zu finden ist.

Großzügige Fensterfront

Auch das Darunter braucht sich nicht zu verstecken: Die fünf Zimmer und zwei Bäder in der von JP-Immobilien angebotenen Maisonettewohnung verteilen sich großzügig auf knapp 400 Quadratmeter Wohnfläche und sind mit üppigen Fensterfronten ausgestattet. Ebenfalls im Kaufpreis von 5,95 Millionen Euro enthalten ist eine kleine Frühstücksterrasse auf der Wohnebene, extra hinzu kommen noch einmal die beiden Garagenplätze, die in der unmittelbaren Nachbarschaft angemietet werden können. Auch wer in die Dachgeschoßwohnungen in der Gonzagagasse 12 einziehen möchte, kann seinen Parkplatz inmitten der historischen Altstadt käuflich erwerben: Um 80.000 Euro ist er zu haben, um 4,158 Millionen Euro die dazugehörige Wohnung, die derzeit von Otto Immobilien angeboten wird. Insgesamt sieben Eigentumswohnungen zwischen 87 und 270 Quadratmetern wurden gerade in dem Jahrhundertwendehaus in der nach Feldmarschall Hannibal Franz Maria von Gonzaga – der hier 1662 bis 1664 die Gonzagabastei errichten ließ – benannten Gasse generalsaniert.

Die südwestseitig gelegene Dachgeschoßwohnung ist eine davon: Auf einer Wohnfläche von 252 Quadratmetern findet man fünf Zimmer und vier Bäder auf zwei Ebenen, von denen jedes einen Zugang vom Stiegenhaus hat. Die vier Schlafräume samt eigenem Bad und Schrankraum liegen genau wie der Wirtschafts- und Technikraum auf der unteren Ebene, im Dachgeschoß findet sich der 92 Quadratmeter große Wohn- und Essbereich samt Küche und eingeschnittener, kleiner Terrasse. Darüber die 95 Quadratmeter große, Richtung Werdertorgasse gelegene Dachterrasse.

Historische Bausubstanz

Das Besondere an diesen Wohnungen, mit denen eine „Symbiose zwischen historischer Bausubstanz und moderner Architektur“ geschaffen werden sollte, sind die überaus großzügigen Fensterflächen. Diese lassen sich auf Knopfdruck zwecks Verdunkelung von transparent zu milchig verwandeln – und gewähren darüber hinaus einen Ausblick auf die umliegenden historischen Gebäude, der für manch einen internationalen Manager Grund genug wäre, bei der nächsten Entsendung Wien ganz oben auf seine Wunschliste zu schreiben. (sma)

OBJEKTE

Wohnen auf Klostermauern:

Penthouse-Wohnung nahe der Salvatorkirche um 5,27 Millionen Euro.

www.marschall.at

Wohnen im Biedermeierhaus:

Maisonettewohnung in der Judengasse um 5,95 Millionen Euro.

www.jpi.at

Wohnen auf Basteigebiet:

Dachgeschoßwohnung in der Gonzagagasse um 4,158 Millionen Euro.

www.otto.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2014)

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