Berlin: Bonanza an der Spree

Das im internationalen Vergleich günstige Preisniveau lockt nach wie vor Investoren in die deutsche Hauptstadt. Auch österreichische Entwickler sind mit dabei.

Spätestens seit dem bekannten Sager von Klaus Wowereit weiß man, dass die deutsche Hauptstadt zwar arm, dafür aber sexy ist. Extrem sexy war Berlin in den vergangenen Jahren auch für Immobilieninvestoren und -entwickler – darunter etliche österreichische. Trotz des seit 2010/11 andauernden Booms sehen sie nach wie vor ein Riesenpotenzial in der Stadt an der Spree. Interessant macht sie vor allem die „im europäischen Kontext extreme Unterbewertung“, meint Alexander Neuhuber, Geschäftsführer der Magan Holding. „Berlin ist zwar die Hauptstadt der größten Volkswirtschaft der EU, trotzdem sind die Immobilienpreise nicht weit von jenen in St. Pölten entfernt“, meint der Experte etwas überspitzt. Wien sei im Vergleich etwa doppelt so teuer.

Wertvolle Grundstücksreserven

„Das Preisniveau in Berlin hat im Vergleich zu anderen deutschen Städten ein signifikantes Aufwärtspotenzial“, sagt auch Franz Jurkowitsch, CEO des heimischen Immobilienentwicklers Warimpex. Dynamisch entwickelt sich derzeit vor allem der Wohnungsmarkt, aber auch im Hotelbereich sieht der Experte Potenzial. Tatsächlich hat die deutsche Hauptstadt in diesem Segment in den letzten Jahren signifikante Steigerungsraten verzeichnet und liegt mit 25 Millionen Übernachtungen nach London und Paris in Europa auf den dritten Platz.

Gemeinsam mit der UBM Realitätenentwicklung hat Warimpex das 2009 eröffnete Andel's Hotel Berlin projektiert. Das Designhotel, das sich auf dem Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof befindet, gehört heute zu den beliebtesten Konferenz- und Eventlocations der Stadt. 2008 wurde auf demselben Areal ein 20.000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, um dieses zu entwickeln, meint UBM-Vorstandsvorsitzender Karl Bier und verweist auf die anspringende Konjunktur. Das Areal hat jedenfalls durch die fortgeschrittene Quartiersentwicklung– neben Wohnbauten wurden dort mittlerweile auch Gewerbeflächen realisiert – enorm an Wert gewonnen. Was konkret mit dem Grundstück passieren soll, wollen die Entwickler noch nicht verraten. Dem Vernehmen nach wird eine Mischnutzung – aus Wohnen und Handel sowie eine Erweiterung der Konferenz- und Eventflächen des Hotels – ins Auge gefasst. Der Baubeginn soll 2015 erfolgen. Einiges vor hat auch die CA Immo. Das Immobilienunternehmen verfügt über interessante Grundstücksreserven auf dem Entwicklungsgebiet Europacity beim Berliner Hauptbahnhof. Hier soll bis zum ersten Halbjahr 2015 das John-F.-Kennedy-Haus fertig gestellt werden, ein achtgeschoßiges Bürogebäude mit Geschäftsflächen für den Einzelhandel im Erdgeschoß und einer Bruttogrundfläche von rund 22.000m2. Die Investitionskosten beziffert das Unternehmen mit rund 70 Millionen Euro. Ein weiteres Bauvorhaben wurde Anfang Jänner mit dem Bürogebäude Monnet 4 gestartet. Es soll über rund 10.000m2Bruttogrundfläche verfügen und grenzt an den 2012 ebenfalls von der CA Immo fertiggestellten Tour Total, das Headquarter des französischen Mineralölkonzerns Total. Zum Gebäudeensemble gehört weiters das Inter-City-Hotel Berlin Hauptbahnhof, das der börsenotierte Konzern langfristig an die Steigenberger-Gruppe vermieten konnte und das erst kürzlich das Zertifikat Gold der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) erhielt.

Wedding im Kommen

Typisch für Berlin ist für die Experten die Dynamik, mit der immer neue Stadtteile erschlossen werden. „Die früheren Modebezirke Mitte und Prenzlauer Berg sind weiterhin gefragt, in den letzten Jahren kam Friedrichshain dazu“, so Jurkowitsch. Derzeit will er einen Trend zurück nach Westen sowie nach Nordosten und Südosten ausmachen. Neuhuber schätzt die zentral gelegenen Stadtteile als besonders interessant ein – darunter auch das von einem hohen Migrantenanteil geprägte Wedding. Er erwartet, dass sich der Stadtcharakter wegen des Umzugs des Flughafens von Tegel nach Schönefeld im Süden weiter ändern wird. Dort würden die Grundstückspreise bereits anziehen.

VERZÖGERTER BAUBOOM

Das im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen günstige Preisniveau Berlins ist historisch bedingt. Als (geteilte) Insel inmitten der kommunistischen DDR war die deutsche Hauptstadt für Immobilienentwickler jahrzehntelang uninteressant. Dafür erlebt sie seit 2010/11 einen dynamischen Boom, bei dem auch heimische Entwickler mitmischen.
Derzeit errichtet etwa die CA Immo in der Europacity mit dem John-F.-Kennedy-Haus einen achtstöckigen Bürokomplex sowie das Bürogebäude Monnet 4, das eine Bruttogrundfläche von 10.000 m2 umfasst. Warimpex und UBM wollen ab 2015 ein 20.000 m2 großes Grundstück auf dem Alten Schlachthof erschließen. Angedacht sind Wohn- und Handelsflächen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2014)

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