Die Wand in neuem Glanz

Gekonnte Farbwahl, die richtigen Kontraste und eine entsprechende Ausführung sind Voraussetzungen, damit der neue Anstrich wirklich Freude macht.

Auf die Frage, wie man bei der Auswahl der Wandfarbe vorgehen solle, hat die Wiener Künstlerin Edda Mally eine einfache Antwort parat: „Schalten Sie das Gefühl ein und fragen Sie sich: Fühle ich mich mit dieser Farbe wohl oder nicht?“ Farben beeinflussen über die Sehnerven sowie Hypothalamus und Hypophyse das Hormonsystem – lösen sie angenehme Gefühle aus, sind die entsprechenden Töne schon einmal eine gute Wahl.

Zusammenspiel beachten

Allerdings kommt zu diesen Empfindungen noch eine Reihe weiterer Regeln dazu: Die Hell-Dunkel-, die Kalt-Warm- und die Farbkontraste müssen ebenfalls in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen, erklärt die Expertin. „Viele glauben, warme Farben allein vermitteln Wohlempfinden, aber sie brauchen auch die Gegenseite, die kühlen Töne.“ Deshalb empfiehlt Mally, bei der Wahl der Wandfarbe unbedingt die vorhandenen Möbel, Fußböden und Textilien in die Überlegungen einzubeziehen. Wer zu satten, schreienden oder dunklen Farben greifen will, sollte sich das zweimal überlegen, rät die Künstlerin. Sie wirken großflächig auf glatten Wänden aufgebracht wesentlich kräftiger als ein ähnlicher Ton etwa auf einem rauen textilen Gewebe.

Wände und Decken sollten im Ton außerdem deutlich heller sein als der Fußboden: „Damit der Boden optisch tragfähig erscheint, sollte er ungefähr dreimal so dunkel wie die Wände sein.“ Modetrends zu folgen sei nur dann sinnvoll, wenn man genug Geld hat, um die Farbgestaltung der Wohnung alle paar Jahre zu ändern. Und nicht alles, was woanders gut aussieht, passt auch ins eigene Heim, meint Mally: „Ein Flughafen mag in Schwarz, Weiß und Grau gut aussehen, aber zu Hause wird kaum jemand auf Dauer eine solche Atmosphäre wollen.“ Ganz so einfach ist das Gestalten mit Farben also doch nicht. Mally übernimmt, wie eine Reihe anderer Künstler, professionelles Farbdesign für Häuser und Wohnungen. Um die Qual der Wahl für jene zu erleichtern, die sich keinen beratenden Experten leisten können, bieten Hersteller aufeinander abgestimmte Farbpaletten an. Dabei spielt auch der Gedanke der Wirkung von Farben auf Körper und Seele eine Rolle, erzählt Christian Schuh, Produktmanager für Farb- und Anstrichtechnik bei Murexin: „Wir haben eine neue Farbskala herausgebracht, die unter dem Titel der ,Weg zur Mitte‘ steht.“ Die Farbtöne dieses Programms seien harmonisch aufeinander abgestimmt und stünden im Einklang mit der Farbenlehre nach Feng Shui-Regeln, verspricht Schuh. Bei der technischen Entwicklung der Farben gehe der Trend zu einer effizienteren Verarbeitung über Spritzgeräte und andere Werkzeuge. „Ein weiteres wesentliches Thema sind ökologische und nachhaltige Produkte“, berichtet Schuh.

Grundierung ausschlaggebend

Auch bei Wettbewerber Adler gewinnen ökologische Aspekte zunehmend an Bedeutung, erzählt Rainer Troppmair, Entwicklungsleiter für Bautenlacke: „Wir bevorzugen beispielsweise heimische Rohstoffe, nicht nur wegen der Qualität, sondern auch wegen der kurzen Transportwege.“

Ob die Farben an der Wand leicht aufzutragen sind, gut decken und lange haften bleiben, hängt wesentlich von den Zutaten und damit der Qualität ab. Eine große Rolle spielt aber auch das richtige Vorgehen: „Sehr wichtig ist die Untergrundvorbehandlung“, betont der Experte. Gibt es eine gute Tiefengrundierung, kann eine Wand problemlos mehrere Male neu gestrichen werden. Ob die Grundierung tatsächlich gut ist, lässt sich einfach testen: „Kann man die Farbe mit einem Klebeband abziehen oder mit einem nassen Finger verschmieren, wurde an Tiefengrund gespart oder es wurde billige Leimfarbe verwendet.“

Was Sie beachten sollten beim... Ausmalen

Tipp 1

Noten für Farben. Mit der Europanorm EN 13300 kann auch der Laie die Qualität einer Wand- oder Deckenfarbe gut beurteilen. Die Norm bewertet Kriterien wie Deckvermögen oder Abriebfestigkeit nach dem Schulnotensystem. Bei jeder guten Farbe ist die Bewertung nach der Europanorm am Gebinde angebracht – allerdings oft sehr versteckt.

Tipp 2

Lasuren fürs Holz. Sonne, Wind und Regen ausgesetztes Holz bekommt nach einiger Zeit einen durchaus attraktiven Grauton. Die Abwitterung erfolgt aber unterschiedlich, wobei die Farbtöne von Schwarz über Braun bis Hellgrau reichen können. Ein optisch ansprechenderes Resultat bringen Vergrauungslasuren. Sie sorgen dafür, dass das Holz auf allen Seiten gleichmäßig abwittert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)

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