Design: Dezenter Auftritt, hohe Funktionalität

Das zeitgenössische Badezimmer gibt sich bei Formen und Farben zeitlos, funktionell kann es aber durchaus mit einigen technischen Überraschungen aufwarten.

Schlicht und klar geht es im Badezimmer des Jahres 2014 zu. Offensichtlich wollen Verbraucher in Zeiten großer Veränderung zumindest in den eigenen vier Wänden einen Pol der Beständigkeit schaffen. Klares Weiß ist die dominierende Farbe bei Fliesen und Keramik, erzählt etwa Andrea Leifert, beim Premiumhersteller Villeroy & Boch für den Unternehmensbereich Bad & Wellness in Österreich verantwortlich. Akzente werden mit dezenten Braun-, Beige- oder Grautönen und Möbeln aus Massivholz geschaffen. Farbkleckse in das Badezimmer bringen Accessoires wie Seifenschalen, die man einfach wieder entfernen kann, wenn man sich an Himbeerrot, Himmelblau oder Türkis sattgesehen hat, sagt die Expertin.

Man schätzt den Luxus

Ähnlich beurteilt Bruno Diesenreiter, Geschäftsführer beim Bade- und Duschwannenhersteller Artweger, die aktuellen Trends: „Buntes ist im Badezimmer völlig out und wird es sicher noch länger bleiben“, sagt er. Auch für ihn dominieren heute dezente und ruhige Töne. „Es zeigt sich aber, dass bei den Formen erlaubt ist, was dem Kunden gefällt – rund, eckig, geometrisch und noch einiges mehr“, meint er.

Langweilig wird es darob aber nicht, verspricht Leifert. „Es gibt einen klaren Trend zum exklusiven Bad“, erzählt sie. Wer etwas auf sich hält und es sich leisten kann, lässt das Badezimmer individuell und mit viel Luxus gestalten, etwa handgefertigte Möbel aus Massivholz, die mit edler Keramik kombiniert werden. Die frei stehende Badewanne oder eine gemütliche Liege verwandeln den einstigen Sanitärraum in eine Wellness-Oase. „Das Bedürfnis der Menschen nach einem Rückzugsraum in den eigenen vier Wänden wird stärker, das Badezimmer erfüllt heute diese Funktion“, erklärt Diesenreiter.

Quasi als Kontrapunkt zur gestalterischen Schlichtheit wird mit Funktionalität aufgetrumpft. Villeroy & Boch bietet beispielsweise einen Spiegel, in dem sich ein hochwertiges Soundsystem befindet, das sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lässt. Neue Möglichkeiten eröffnen auch innovative Beleuchtungstechniken: „Bei Spiegelschränken kann die LED-Beleuchtung auf hartes Weiß eingestellt werden, was perfekt zum Schminken ist, fürs entspannende Bad wählt man dann warmes, behagliches Licht“, erzählt Leifert. In der Duschkabine fördert Infrarotlicht zusätzlich zum warmen Wasserstrahl die Durchblutung der Muskulatur und hilft beim Stressabbau. In der Badewanne schaffen LED-Lichtsysteme entspannende Farbstimmungen, spezielle Luftdüsen geben das prickelnde Gefühl, in Champagner zu baden.

Mechanik vor Elektronik

Natürlich setzen auch die Hersteller von Armaturen auf Funktionalität. Bei der Handbrause von Hansgrohe etwa muss nicht umständlich gedreht werden, um zwischen den verschiedenen Strahlmodi zu wechseln, es genügt ein leichter Druck aufs Knöpfchen. Der Wasserfluss lässt sich ebenfalls per Knopfdruck ein- und ausschalten. Dahinter steckt aber nicht Elektronik, sondern ein neuartiges Absperrventil: „Wir bevorzugen bewusst mechanische Lösungen, denn sie sind weniger anfällig und wartungsfreundlicher und vor allem viel einfacher zu bedienen“, erläutert Johannes Klauninger, bei Hansgrohe in Österreich für Marketing verantwortlich.

Zum Thema Funktionalität gehört es auch, das Bad, das nur etwa alle 20 bis 25 Jahre erneuert wird, zukunftssicher zu gestalten: „Man sollte an seine Lebenssituation in einem oder zwei Jahrzehnten denken“, meint Diesenreiter und empfiehlt möglichst barrierefreie Lösungen. Die großzügige Dusche sollte bodenbündig – also ohne Stufe – eingebaut werden. Das sieht nicht nur gut aus, sondern erleichtert auch die Benützung. Funktionell, barrierefrei und durchaus optisch attraktiv ist auch eine Duschbadewanne. Über eine große Tür kann hier fast auf gleichem Niveau in die Badewanne beziehungsweise in die Dusche eingestiegen werden.

Was Sie beachten sollten beim... neuen Badezimmer

Tipp 1

Planung. Es gibt Dutzende verschiedene Möglichkeiten, um das Badezimmer auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche abzustimmen. Die gegebene Situation sollte dabei nicht unbedingt zwingende Vorgabe sein. Das Verlegen von Anschlüssen kostet zwar Geld, kann aber entscheidend für eine optimale, zukunftssichere Gestaltung sein. 20 bis 25 Jahre sollte es halten.

Tipp 2

Armaturen. Althergebrachte Armaturen lassen sich überall montieren. Elemente wie Thermostatventile müssen aber an die vorhandene Situation angepasst werden. Wird das Heißwasser etwa mittels einer Therme aufbereitet, kann ein Thermostatventil, das automatisch Kalt- und Warmwasser mischt, den Warmwasserzufluss so stark reduzieren, dass die Therme abschaltet.

Tipp 3

Pflege. Oberflächen bei Keramik, Duschtrennwänden und Wandverkleidungen sollten schmutzabweisend sein. Ideal ist der Lotusblumen-Effekt: Wasser zieht sich auf der speziellen Oberfläche zu Perlen zusammen und rollt mitsamt Kalk und Schmutz in den Abfluss. Das spart nicht nur Arbeit, sondern schont durch geringeren Einsatz von Reinigungsmitteln auch die Umwelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2014)

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