Ostösterreich: Weinberge, Seegründe und nahe Metropolen

Die Region Neusiedler See wird nicht nur bei den Wienern immer beliebter.

Seeufer, Weinberge, ländliche Idylle und zwei Millionenmetropolen in weniger als einer Autostunde Entfernung: Die Region um den Neusiedler See hat viel zu bieten – zusehends kommen auch Investoren im Luxussegment drauf. Immer mehr, aber nicht nur Wiener, interessieren sich für hochwertige Zweitwohnsitze ganz im Osten, zumal die Preise hier im Vergleich zu den west- und südösterreichischen Seen und auch den weiter westlich gelegenen Weinbaugebieten noch immer sehr moderat sind.

Neusiedl am See gehört zwar noch nicht zu den Hotspots der Republik, aber es ist dort einiges in Bewegung. „Es gibt hier natürlich nicht so viele Luxusobjekte wie in Wien oder im Westen“, räumt Daniela Weiss, Geschäftsführerin von Re/Max Style in Neusiedl, ein, aber vor allem direkt am Wasser sind durchaus hochwertige Objekte zu finden. „Generell sind alle Objekte am See Luxusobjekte“, ist Josef Rittsteuer, Inhaber von See Real Immobilien, überzeugt, „allein schon weil die Preise direkt am Wasser dreimal so hoch sind wie 300 Meter weiter.“ Schwer verkäuflich sind sie damit aber nicht, ganz im Gegenteil: Die Nachfrage nach Seegründen ist hoch, das Angebot begrenzt. Die Preise für aufgeschlossene Seegründe beginnen bei 500 Euro pro Quadratmeter, so Rittsteuer, „selten gehen sie auch bis zu 800 Euro pro Quadratmeter Grund, Immobilien bis zu einer Million“, erklärt Weiss. Ganz oben in der Gunst der Käufer stehen Neusiedl am See und Purbach, gefragt ist auch Breitenbrunn. Orte wie Rust und Mörbisch seien dagegen zwar bei einigen wegen ihrer Nähe zu Eisenstadt beliebt, die meisten Käufer bevorzugen aber die Nähe zu Wien beziehungsweise zur Autobahnanbindung. Als Geheimtipps gelten nach wie vor Weiden und vor allem Jois, so Weiss, beide werden immer interessanter.

Versteigern statt verkaufen

Wie interessant vor allem Jois für viele ist, zeigt sich auch an den Häusern der dritten Baustufe in der sogenannten Inselwelt Jois der UBM Realitätenentwicklung. Insgesamt 70 Häuser sind hier bis 2002 im Bereich des Jachthafens gebaut worden, nun werden bis Ende 2015 elf weitere Liegenschaften in Größen von 35 bis 157 Quadratmetern entstehen, die jeweils über einen eigenen Zugang zum See verfügen werden. Preise für die Liegenschaften werden derzeit noch nicht verraten, und möglicherweise auch gar nicht mehr klassisch festgelegt werden: „Da die Nachfrage sehr groß ist – bis dato liegen für die elf Einheiten über 70 Anmeldungen vor –, wird UBM die neuen Häuser möglicherweise nicht verkaufen, sondern versteigern“, erklärt Pressesprecher Roman Rusy gegenüber der „Presse“. Um einen Eindruck des Preisgefüges zu geben, berichtet er von einem ursprünglich um 220.000 Euro verkauften Haus, das 2013 um 550.000 Euro den Eigentümer gewechselt hat.

Eine Entwicklung, die es laut Weiss einheimischen Bauwilligen zunehmend schwer macht, bezahlbaren Grund zu finden; die Preissteigerung betrug allein in den vergangenen fünf Jahren 30 bis 35 Prozent. Zumal sie mittlerweile nicht nur mit Wienern auf der Suche nach einem Wochenendparadies konkurrieren müssen, sondern auch mit einer ganz neuen Klientel: „Viele Deutsche arbeiten beispielsweise im Audi-Werk in Györ“, so Weiss, „für die ist es natürlich attraktiv, am See zu wohnen und ihre Kinder hier in die Schule zu schicken.“ Ein Modell, das auch für die Manager einiger großer Firmen in der Slowakei interessant ist und die Nachfrage nach gehobenen Immobilien in der Region stärkt.

Nachfrage, die sich nur schwer befriedigen lässt, aktuelle Bauprojekte sucht man derzeit am See vergebens. Zwar sei einiges in Planung, so Rittsteuer, Genaueres will er aber nicht verraten und erklärt, warum sich die heimischen Entwickler und Bauherren traditionell in Schweigen hüllen: „Aufgrund der Naturschutzauflagen macht so etwas hier keiner öffentlich, bevor er die Genehmigung hat“, so der Makler, aber aufgrund der immensen Nachfrage seien einige Projekte in der Pipeline, so werde es in Neusiedl und Weiden Neues geben.

Alternative Weinberge

Wie schnell derartige Objekte sich auch nur in der Nähe des Sees verkaufen lassen, zeigt das Projekt Villagio. Hier entstanden vor zwei Jahren an einem künstlichen Badesee nahe Parndorf Einfamilienhäuser, „die erste Reihe war in drei Monaten ausverkauft, inzwischen sind mehr als hundert Häuser verkauft“, so Rittsteuer.

Eine Alternative für diejenigen, denen der Blick aufs Wasser reicht und denen ein wenig Ruhe und Abgeschiedenheit lieber ist als ein Platz in der ersten Reihe, bieten die Weinberge rund um Purbach, Donnerskirchen und Breitenbrunn. Im Vergleich zu entsprechenden Liegenschaften in der Wachau oder anderen prominenten Weinbaugebieten wie der Südsteiermark, lassen sich hier Träume vom Wohnen im Weinberg noch verhältnismäßig günstig erfüllen. Aufgeschlossener Grund in den Weinbergen samt ein bisschen Wald und schönem Blick ist hier laut Weiss durchaus zu bekommen und erfreut sich auch wachsender Beliebtheit. „Zumal, wenn er einen unverbaubaren Seeblick hat“, so Rittsteuer, „dann gibt es immense Nachfrage. Alles, was einen Seeblick hat, ist um 40 bis 50Prozent teurer als die herkömmlichen Grundstücke.“ (SMA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2014)

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