Sommerküchen: Kochen wie die alten Burgenländerinnen

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Der neueste Trend beim Leben im Garten: Löffelschwingen unter freiem Himmel.

Nachbarn und Passanten einen perfekten Rasen à la Wimbledon und ein paar Ziersträucher zeigen zu können – dafür ist heutzutage jeder Garten zu schade. Garten bedeutet wertvollen Lebensraum, und ähnlich einem Haus werden Abschnitte für unterschiedliche Ansprüche definiert und gestaltet – Zimmerfluchten ohne Wände sozusagen. Immer schon gab es die Terrasse mit Sitzgelegenheit, die direkt ans Haus anschließt und den Zwischenbereich zwischen innen und außen definiert. Es folgt der Bereich um den Swimming Pool oder Schwimmteich, der – auch von den Liegemöglichkeiten her – üblicherweise etwas abgeschirmter und privater angelegt sein sollte. Eine große Freifläche, sprich der Rasen, ist nach wie vor ein wichtiger Teil. Und ein weiterer schattiger Bereich zum Verweilen findet in letzter Zeit bei vielen zusätzlich Anklang.

Der eigene Küchenbereich stellt den neuesten Trend in Sachen Leben im Garten dar. „An sich sind Sommerküchen ein altes Thema“, weiß Landschaftsarchitekt Stephan Schmidt. „Im Burgenland und in den südlichen Ländern waren sie fast eine Selbstverständlichkeit.“ Dass es eine steigende Nachfrage nach praktischen Ausführungen gibt, weiß auch Cornelia Pichler, Verkaufsleiterin vom Anbieter Viteo: „Die Menschen kommen gestresst nach Hause, wollen den Abend im Garten verbringen und die Natur genießen, und daher nicht nur im Garten essen, sondern auch kochen.“ Denn schon gar nicht wollen sie ständig zwischen Haus und Garten hin und her laufen. „Ursprünglich haben vor allem Köche und Restaurants Outdoor-Küchen nachgefragt“, so Pichler. „In den letzen zwei, drei Jahren kommen aber auch immer mehr Kunden zu uns, die nur hobbymäßig und auch nur einfache Gerichte im Freien zubereiten wollen.“

Um sich optimal entspannen zu können, schlagen die Experten als Erstes vor, den Outdoor-Küchenbereich relativ fern vom Wohngebäude anzulegen, um das „In-der-Natur-Sein“ wirklich erleben zu können.

Küchenhaus, Outdoor-Abwasch

Geht es an die Gestaltung der Sommerküche, so sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. „Optimal wäre ein eigenes kleines Küchenhaus aus Stein“, so Schmidt. „Eine Breitseite davon wird zur Gänze offen gehalten und nur bei Bedarf mit einer Glastür geschlossen.“ Herd, Kühlschrank, Abwasch und alles, was eine Küche sonst noch braucht, werden idealerweise kombiniert mit Sanitäranlagen, wie einer Toilette und Dusche. Vor dem offenen Bereich könne man dann unter schattigen Bäumen einen Essbereich einplanen.

Ein extra Steintrog zum Kühlen der Getränke schafft zusätzlich Atmosphäre. Allein der Griller passt nicht in eine überdachte Sommerküche. „Ich schlage mobile Geräte vor, um je nach Sonnenstand und Windrichtung einen entsprechenden Platz für den Moment zu wählen“, so Schmidt. „In der Sommerküche selbst würde zu viel Rauch entstehen.“

Eine andere Möglichkeit ist eine Küchenzeile mit Grill, die vollständig unter freiem Himmel steht. Der Handel bietet entsprechend wetterfeste Elemente, damit die Sommerküchen das ganze Jahr im Freien stehen bleiben können. „Neben einem integrierten Holzkohlengrill ist da vor allem der Tepan-Yaki-Grill im Kommen.“

Zusätzlich gibt es Outdoor-Schranksysteme auf Rollen. Bis zu eineinhalb Metern breit, beinhalten sie vom Kühlschrank über Abwasch und Stauraum bis zum Grill alles, was man zum Kochen braucht. Diese Schranksysteme können im Sommer ihren Platz im Garten wechseln und im Winter verstaut werden.

„Theoretisch ist es auch möglich, an wettergeschützten Stellen herkömmliche Küchenzeilen aufzustellen“, so Schmidt abschließend, „allerdings altern Geräte und Schränke, die für den Innenbereich gemacht sind, im Freien sehr viel schneller.“

AUF EINEN BLICK.

Auch ein Garten hat, wie eine Wohnung, definierte Bereiche. Neuester Trend: die Sommerküche.

Die Idee ist nicht neu. Am Land wurde früher oft draußen gekocht. Der aktuelle Trend wurde aber durch die Gastronomie ausgelöst.

Die Küche im Garten kann im Wesentlichen als halboffenes Sommerhäuschen, als mobiler Küchenblock oder als wetterfeste Küchenzeile angelegt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2008)

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