Sicherheit: Widerstand und verbaler Druck

Die Zeit der Dämmerungseinbrüche ist angebrochen. Wirksamen Schutz bieten nur geprüfte Produkte und eine fachgerechte Installation. Das bekommt man aber nicht kostenlos.

Die frühe Dämmerung und dunkle Fenster, die auf verlassene Wohnungen oder Häuser hinweisen, machen Einbrechern die Arbeit leicht. Die einfachste und vor allem rasch zu realisierende Sofortmaßnahme gegen diese dagegen heißt Licht: „Zeitschaltuhren, die in verschiedenen Räumen Leuchten ein- und ausschalten, Geräte, die einen eingeschalteten Fernseher simulieren, sind durchaus sinnvolle erste Schritte“, meint August Baumühlner, Chefinspektor des Landeskriminalamtes Wien und Spezialist für Einbruchsprävention. Natürlich sollten weder Schlüssel unter Fußabtretern „versteckt“ noch Leitern im Garten deponiert werden.

Mechanisch und elektronisch

Solche Vorsichtsmaßnahmen können Einbrecher mitunter abhalten, wirksamen Einbruchsschutz aber ersetzen sie nicht. Von den Experten empfohlen werden mechanische und elektronische Vorkehrungen, die auf die Lage des Objekts und den Wert des Eigentums abgestimmt sind. Die mechanischen Maßnahmen reichen von einbruchshemmenden Türen über spezielle Beschläge für Fenster und Sicherheitsverglasung bis zu Rollläden. Sie sollen Täter möglichst lang auf- und im Idealfall abhalten. Idealerweise in Kombination mit einer Alarmanlage: Diese erkennt einen Angriff und alarmiert Sicherheitsdienst oder Polizei. Und wirkt vorbeugend: „Alarmanlagen wirken abschreckend, Täter brechen deutlich seltener in alarmgesicherte Objekte ein“, erläutert Baumühlner.

Bei mechanischem wie bei elektronischem Einbruchsschutz sollte auf zertifizierte und geprüfte Produkte geachtet werden, die etwa vom VSÖ (Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs) oder seinem deutschen Pendant VDE zugelassen sind. Geprüfte Sicherheitstüren, Fenster, Terrassentüren werden in Klassen eingeteilt, die aussagen, wie lang der Teil einem Einbruchsversuch Widerstand leistet. Für den privaten Bereich rät Baumühlner etwa zu Türen ab der Klasse 3.

Ebenso wichtig ist die fachgerechte Installation einer Alarmanlage, meint Wolfgang Martin vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE). Seine Organisation hat gemeinsam mit Experten die OVE-Richtlinie R2 für Planung, Einbau, Betrieb und Instandhaltung von Alarmanlagen erarbeitet, die quasi das Standardwerk auf dem Gebiet darstellt. Wer sichergehen will, verlangt den Einbau auf Basis dieser Richtlinie. „Die Planung der Anlage, aber auch die Auswahl der einzelnen Komponenten muss alle Risken berücksichtigen. Dafür bedarf es viel Wissen und Erfahrung“, sagt Martin.

Schlechte Alarmanlagen können in kürzester Zeit außer Gefecht gesetzt werden. Gute hingegen sind weitgehend sabotagesicher. Störungsversuche werden registriert und gemeldet. Bei schlechten Geräten droht noch weiterer Ärger. Sie sind anfällig für Fehlalarm und das geht ins Geld: Fürs Anrücken der Polizei bei falschem Alarm werden im Extremfall über 200 Euro fällig. Die Kosten für guten Einbruchsschutz hängen vom Objekt ab. Bei einer Wohnung in einem Haus mit guter Nachbarschaft reicht vielleicht ein zusätzliches Balkenschloss, das es um etwa 500 Euro gibt. Bei einem Einfamilienhaus muss man dagegen mit mindestens 2000 bis 2500 Euro rechnen, meint Baumühlner.

Wenn die Alarmanlage brüllt

Die Wiener Firma Firstprotect bietet etwa ein „Rundum-sorglos-Paket“ (ab 105 Euro im Monat) das neben der Alarmanlage auch Überwachung mit Mikrofon oder gegebenenfalls Kamera beinhaltet. Die Besonderheit: Bei Alarm wird der Täter aus der Sicherheitszentrale über einen Lautsprecher mit mehr als 90 Dezibel permanent angebrüllt, dass er Haus oder Wohnung sofort verlassen soll und die Polizei schon unterwegs ist. Solch verbaler Druck schreckt die Täter ab, behauptet Michael Röhrenbacher, Österreich-Chef von Firstprotect: „Unsere Firma registriert etwa 500 echte Einbrüche im Jahr, in 95 Prozent aller Fälle kommt es zu keinen Schäden außer Einbruchsspuren an Türen oder Fenstern, bei den restlichen fünf Prozent sind die Schäden meistens minimal.“

Was Sie beachten sollten beim... Einbruchschutz

Tipp 1

Richtige Telefonnummer. Fehlalarme können teuer werden. Vor allem wenn man eine selbst gebastelte Alarmanlage mit der Notrufnummer der Polizei programmiert. Dann kostet der Polizeieinsatz 228 Euro. Wer die Anlage dagegen bei der Sicherheitsbehörde anmeldet und die dafür zugewiesene Rufnummer verwendet, bekommt es billiger. Der Fehlalarm kostet dann „nur“ 131 Euro.

Tipp 2

Unabhängige Beratung. Kostenlose und vor allem herstellerunabhängige Beratung in Sachen Einbruchschutz bietet der kriminalpolizeiliche Bera-tungsdienst. Er ist in den Stadt- und Bezirkspolizeikommanden erreichbar.
In Wien gibt es ein täglich geöffnetes Beratungszentrum in 1070, Andreasgasse 4. Telefonische Informationen unter 0800 21 6346 (Tonbanddienst).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2014)

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