Schöne Farben ohne Kopfweh

Sicherheit. Selbst umweltfreundliche Lacke und Anstriche sind nicht völlig frei von problematischen Inhaltsstoffen. Ökologische Gütesiegel sorgen für mehr Transparenz.

Lacke und Anstriche haben ihre Tücken. Die neuesten Aufreger heißen Isothiazolinone. Das sind Konservierungsmittel, die man ursprünglich auch in Kosmetika verwendet hat. Sie sollen das Verderben von wasserlöslichen und damit weitgehend chemiefreien Farben etwa durch Schimmelpilze verhindern. „Entgegen allen Voraussagen von Toxikologen und Allergologen hat sich jetzt aber herausgestellt, dass diese Konservierungsmittel bei ein bis zwei Prozent der Bevölkerung allergische Reaktionen auslösen können“, erzählt Albert Keiler, Technikverantwortlicher beim Farbenhersteller Adler.

Allergische Reizungen

Das Problem betrifft fast alle Farbenhersteller. In der abgelaufenen Woche wurden auf Sitzungen des Fachverbandes Lösungen diskutiert. Im ersten Schritt will man auf allen Gebinden die Menge der darin enthalten Konservierungsstoffe anführen und auf den möglichen Allergieeffekt hinweisen. Intensiv werden auch Ersatzstoffe gesucht. Das dauert allerdings, denn deren Wirksamkeit muss in lang dauernden Test bewiesen werden. Naturprodukte bieten sich nicht immer als allergenfreie Alternative an. Denn Orangenterpene und einige andere natürliche Stoffe können ebenfalls Allergien auslösen. Experten raten empfindlichen Personen, mineralische Wandanstriche oder Kalkfarben zu verwenden, für die keine Konservierungsstoffe benötigt werden. Auch Leimfarben bieten sich an, sofern sie nicht Terpentinöl enthalten.

Wobei sowohl Empfindliche als auch Umweltbewusste grundsätzlich auf die Inhaltsstoffe von Lacken und Farben achten sollten. Die meisten auf dem Markt befindlichen Produkte enthalten nämlich in unterschiedlichen Konzentrationen verschiedenste Füll- und Zusatzstoffe. Sie sind erforderlich, um bestimmte Produkteigenschaften zu sichern, können aber mitunter Kopfschmerzen oder Reizungen der Atemwege auslösen und belasten die Umwelt. Problematisch sind vor allem sogenannte flüchtige oder mittelflüchtige organische Verbindungen (VOC oder SVOC), aber auch Formaldehyd, Weichmacher oder Schwermetalle.

Bei all diesen Inhaltsstoffen wurden die erlaubten Grenzwerte im vergangenen Jahrzehnt massiv gesenkt. Eine gewisse Orientierung, ob und wie viel solcher Stoffe in Produkten noch enthalten sind, bieten Prüfzeichen. Allerdings nicht alle. Das OFI-Prüfzeichen, das Freiheit von „dermato-allergologisch relevanten Gefahrenstoffen“ verspricht, gilt aufgrund der Entwicklungen bei den Konservierungsstoffen nicht mehr. Die Prüfstelle hat es zurückgezogen, Gebinde mit diesem Zeichen dürfen aber noch verkauft werden.

Auflistung der Inhaltsstoffe

Eine gewisse Sicherheit bringt das offizielle österreichische Umweltzeichen Wandfarben (UZ 17). Die Hersteller, die ihre Produkte mit diesem Umweltzeichen versehen wollen, müssen sämtliche Inhaltsstoffe bekannt geben. Ein unabhängiges Labor überprüft die Angaben, fallweise werden auch Stichproben auf dem Markt gezogen und getestet. Alle Grenzwerte sind aus einem Merkblatt ersichtlich. Derzeit werden die Kriterien für das Umweltzeichen überarbeitet, federführend ist dabei der Verein für Konsumenteninformation VKI.

Beim Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie, IBO, empfiehlt man das Umweltgütesiegel natureplus. „Es ist vor allem auf nachwachsende und ausreichend verfügbare mineralische Rohstoffe ausgerichtet“, erzählt Barbara Bauer, Farben- und Innenraumspezialistin beim IBO. In diesem Zusammenhang werden auch Ökobilanzen erstellt, die Auswirkungen einer extrem steigenden Nachfrage auf die nachwachsenden Rohstoffe berücksichtigen. Der Grund: Eine völlige Umstellung auf natürliche Inhaltsstoffe könnte etwa zu einem Raubbau an Wäldern führen. „Aber das ist derzeit noch ein theoretisches Problem“, beruhigt Bauer.

Was Sie beachten sollten bei... . . .Farben und Lacken

Tipp 1

Vorsicht statt Kopfweh. Anstriche enthalten eine Vielzahl von Stoffen. Generell sollten beim Verarbeiten deshalb Handschuhe und bei Spritzgefahr auch eine Schutzbrille getragen werden. Außerdem ist es ratsam, in einem frisch ausgemalten Raum mindesten ein bis zwei Tage nicht zu schlafen und in dieser Zeit mehrmals täglich zu lüften.

Tipp 2

Inhaltsstoffe vergleichen. Um die Menge der in einer Farbe befindlichen Inhaltsstoffe besser beurteilen zu können, hilft der Vergleich. In der Kurzfassung der Österreichischen Umweltzeichenrichtlinie Wandfarben sind Grenzwerte für viele Stoffe angeführt, natureplus veröffentlicht detaillierte Laborprüfungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2014)

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